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Bugschuß

Bugschuß

Titel: Bugschuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hardy Pundt
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war das lange, schmale Eiland, geradezu grazil, eine Diva unter den Inseln …
    Mit einer Mischung aus schlechter Laune und Sehnsucht fuhr Ulferts zurück nach Aurich. Wieder im Büro setzte er sich an seinen Laptop. Wie lange war das her, dieser Fall mit Kremers? Und wenn sich Geschichte doch wiederholte?

12
     
     
    »Wir können sie nicht aus der Kur holen, Herr Ulferts. Die hat sie nun einmal bewilligt bekommen, und sie soll sich richtig erholen. Nachhaltigkeit ist das Stichwort, Herr Ulferts, nachhaltige Erholung! Eine Kur macht man ja nicht aus Jux und Tollerei, eine Kur wird von Ärzten verschrieben.« Polizeipräsident Eilsen zeigte geradezu menschliche Züge, als er das sagte.
    Ulferts wunderte sich über diese Zahmheit und sein Verständnis für Hauptkommissarin Tanja Itzenga. Eilsen hielt es für keine gute Idee, die Hauptkommissarin vorzeitig aus ihrem Kuraufenthalt in den Dienst zurückzuholen, nur weil Ulfert Ulferts argumentierte, angesichts von Stellenstreichungen und der Versetzung wichtiger Leute an andere Einsatzorte sehe er keine andere Möglichkeit. Im Grunde hatte Ulferts jedoch recht, das wusste Eilsen. In Kreihüttenmoor hatte es einen Mord gegeben: Ein 65-jähriger Mann hatte seine Frau mit einem Beil attackiert. Es war jedoch unklar, ob sie ihm zuvor mit einem Brotmesser aufgelauert hatte, als er in die Küche trat. Szenen einer Ehe, hatte der Polizeipräsident während der Berichterstattung des zuständigen Teams gedacht. Den Fall hätte Ulferts bearbeiten sollen. Nun kamen jedoch diese Schüsse in einem der wichtigsten Freizeit- und Erholungsgebiete Ostfrieslands dazwischen. Wäre Tanja Itzenga vor Ort, wären sie und Ulferts genau das richtige Gespann und den Fall in Kreihüttenmoor würde er irgendwie anders regeln. Sie aber aus der Kur holen? Hatte er überhaupt das Recht? Hatte er irgendeine Handhabe, gegen ärztlichen Rat zu verstoßen? Und wäre das sinnvoll, geschweige denn nachhaltig?
    »Ich weiß, Herr Eilsen, ich weiß«, sagte Ulferts, »aber sehen Sie – der Fall brennt mir unter den Nägeln! Die Gastronomen, Hoteliers, Zeltplatzbesitzer, Bootsverleiher in der Umgebung des Großen Meeres werden nervös, weil es keine Ermittlungserfolge gibt. Ich war oft genug vor Ort und weiß, was da los ist. Zwar hat niemand etwas gesehen oder gehört, aber alle sind sich einig, dass es ein Skandal ist, dass der Schütze noch frei herumläuft. Und ewig können wir auch nicht sagen ›die Ermittlungen laufen‹. Die wollen wissen, was passiert ist, sonst segelt, paddelt oder rudert niemand mehr auf dem Großen Meer und drum herum. Und das hat Konsequenzen für die Gasthäuser, Hotels, Zeltplätze …«
    »Das müssen Sie mir nicht erklären, Herr Ulferts«, unterbrach Eilsen seinen Mitarbeiter forsch, »erst vor einer Stunde habe ich mit dem Landrat telefoniert, der klagte, es sei schwer nachvollziehbar, dass es keine heiße Spur gäbe. Er sorge sich langsam um den Tourismus, es gäbe bereits Stornierungen … Aber Frau Itzenga zurückholen, aus ihrer Kur, das kann ich nicht machen. Es nützt uns nichts, wenn sie während der Ermittlungen wieder umkippt. Die muss vollkommen gesund werden, dann haben wir wieder ihre volle Arbeitskraft!«
    »Ich kann wenigstens mal bei ihr anrufen und vorsichtig nachhaken, ob für sie überhaupt infrage käme, sich mit dem Fall zu beschäftigen. Und falls sie positiv reagiert, dann könnte sie die Restzeit der Kur ja nachholen, das können wir zusagen, oder?«
    »Der Effekt einer Kur ist gerade, eine gewisse Zeit aus dem ganzen beruflichen und vielleicht auch privaten Umfeld herauszukommen. Mal durchatmen, Ruhe einkehren lassen, den Tag genießen, das Leben durchdenken und dabei die ein oder andere Anwendung … Man hat doch nie Zeit für so etwas!«
    Ulferts hätte nicht gedacht, dass der Polizeipräsident fähig war, derart menschenfreundliche Dinge zu sagen.
    »Um es kurz zu machen, ich sehe voll und ganz ein, dass es zu diesem Zeitpunkt mehr als ungünstig ist, Frau Itzenga wieder in den Dienst zu holen. Aber die Schüsse am Meer sind nun einmal gefallen. Mir wäre es auch lieber gewesen, es hätte gar nichts dieser Art stattgefunden. Frau Itzenga muss ja nicht gleich wieder voll im Einsatz sein, mir geht es darum, sie wenigstens mal um Rat fragen zu können!«
    »Aber gerade das reißt sie aus dem jetzigen Umfeld heraus und bringt ihr auf einen Schlag den Alltag zurück, Ulferts!«
    »Ich werde ganz behutsam vorgehen. Mal anrufen, wäre doch sowieso

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