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Bugschuß

Bugschuß

Titel: Bugschuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hardy Pundt
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…«
    »Bitte?« Kremers war tiefrot im Gesicht und sichtlich erregt.
    »Außerdem ist in der Akte vermerkt worden, dass Sie nicht gerade gut auf Wassersportler zu sprechen sind, deren Anzahl seitdem wohl eher zugenommen hat.«
    »Herr Kommissar, Entschuldigung, aber nun reicht’s. Ich muss die Segler, Kanuten und Ruderer ja nicht lieben, oder? Ich finde schon, dass es manchmal ein bisschen viele sind und dass sich einige – ich sage wohlbedacht einige, längst nicht alle – nicht immer korrekt verhalten. Wenn sie die Vorschriften einhalten, meinetwegen. Aber wenn sie in Schutzzonen fahren, in Bereiche, wo sie nicht sein sollten oder wo es gar verboten ist, dann geht das nicht. Oder so einen Krach machen, dass jede Ente Reißaus nimmt. Und es gibt Wassersportler, die das tun, ob Sie es glauben, oder nicht. Jedenfalls sind sie mit Booten unterwegs. Erst neulich war ich auf der Pirsch, da sehe ich eine Jolle, mitten im Schilf. Die hatten die da reingezogen. Was soll ich Ihnen sagen? Zwei Leute drin, Männlein und Weiblein, vom Meer aus nix zu sehen. Na, was da im Boot los war, brauch’ ich nicht weiter erläutern. Und so was ist – einfach Mist!«
    »Eben. Da kriegt man doch mal die Wut und …«
    »Nein, Herr Kommissar! Ich schieße deswegen nicht auf die Leute!«
    »Ich sage ja, ein Versehen, ein Unglück, so wie damals …«
    »Ich mach da nicht mehr mit. Das hab’ ich nicht nötig, ehrlich, Herr Kommissar. Nur weil mir einmal im Leben ein Fehler unterlaufen ist, passiert das doch nicht ein zweites Mal. Und … Ach, ich sage nichts mehr. Setzen Sie sich mit meinem Anwalt auseinander. Ich sehe nicht ein, dass ich mir so etwas vorhalten lassen muss.«
    »Wie gesagt, wir ermitteln …«
    »… in alle Richtungen, ick weet dat woll. Aber mit mir verschwenden Sie ihre Zeit. Bin ich festgenommen? Ich denke nicht. Ich habe zu tun, Herr Kommissar, ich muss Sie bitten, zu gehen. Mein Anwalt heißt Renke Wilts. Alles andere bitte über ihn!« Kremers stand auf und ging zur Tür.
    »So einfach ist das nicht, Herr Kremers«, warf Ulferts barsch ein und erhob sich vom Sofa.
    »Und wieso nicht?«
    »Sie müssen mir schon meine Fragen beantworten!«
    »Wenn sie Ihre Berechtigung haben, gerne, Herr Kommissar, aber so nicht. Ich leide noch heute unter dem Vorfall von damals, das können Sie vielleicht nicht nachvollziehen, aber immer wieder muss ich mir diese uralte Geschichte anhören …«
    »Es hätte schlimm ausgehen können!«
    »Hätte, könnte, sollte … Ist es aber nicht. Es muss irgendwann mal Schluss sein. Ich habe gebüßt!«
    Mittlerweile hatte Kremers die Tür geöffnet und seine Haltung sagte deutlich, er wünschte, dass Ulferts das Haus verließ. Der ging erst jetzt darauf ein.
    »Wie Sie wollen. Wir werden uns wieder bei Ihnen melden, Herr Kremers!«
    »Das habe ich befürchtet«, blaffte Kremers, »mein Anwalt steht Ihnen zur Verfügung. Kanzlei Wilts & Partner. In Loppersum.«
    Ulferts erhob sich, ging nach einem grimmigen »Wiedersehen« aus dem Haus und verließ das Hofgelände. Vor dem Hof standen Kastanien, die bereits braune Blätter hatten – und das jetzt, wo im Spätsommer eigentlich noch alle Bäume grün waren. Die Minierraupe schlägt wieder zu, ging es Ulferts durch den Kopf. Während er zum Auto ging, wurde ihm klar, dass seine Vermutung vielleicht doch ein wenig weit hergeholt und sein Vorgehen nicht besonders klug gewesen war. Schließlich war protokollarisch festgehalten worden, dass Kremers ein guter Jäger war – und der Querschläger letztlich ein dummer Zufall, dessen Verursacher er aber nun einmal gewesen war. Obgleich er sich damals nicht ganz korrekt verhalten hatte. Im aktuellen Fall hatte es außerdem zwei Schüsse gegeben – was nicht ausschloss, einer könnte ein Querschläger gewesen sein, aber gleich beide?
    Der Kommissar beschloss, am nächsten Tag Tanja Itzenga anzurufen. Sie wäre das Gespräch mit Kremers wahrscheinlich ganz anders angegangen, einfühlsamer, wäre nicht so mit der Tür ins Haus gefallen. Das konnte sie. Nach vier Wochen Kur an der Nordsee würde sie ihm bestimmt ein paar Fragen beantworten können. Und ohnehin würde er gerne mal wieder ihre Stimme hören. Die Postkarte mit dem Spruch ›Die schönste Sandbank der Welt‹ stand auf seinem Schreibtisch. Vor einiger Zeit war er selbst kurz mit der Hauptkommissarin auf Juist gewesen, um einen Verdächtigen festzunehmen, der sich mit einer Jolle abgesetzt hatte und schließlich in Seenot geraten war. Schön

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