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Bugschuß

Bugschuß

Titel: Bugschuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hardy Pundt
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können wir, nach erfolgreicher Lösung des Falls, über eine weitere Woche Sonderurlaub verhandeln.«
    »Die Dauer der Kur ist therapeutisch begründet, Herr Eilsen. Das kann man nicht mal so, mal so machen.«
    »Das ist mir bekannt, durchaus. Aber es ist unendlich dringend. Wie stehen wir denn da? Wie die Trottel! Der ganze Tourismus in Zentralostfriesland gerät ja aus den Fugen. Bedenken Sie die Folgen! Sonst ist hier doch nichts, außer der Landwirtschaft, aber die bietet heute kaum noch Arbeitsplätze bei dem Mechanisierungsgrad. Im Tourismus muss es brummen, der schafft wenigstens ein paar Stellen.«
    »Ich glaube nicht, dass ich die entscheidende Person bin, was die tourismuswirtschaftliche Weiterentwicklung Ostfrieslands angeht!«
    »Sagen Sie das nicht, Frau Itzenga, sagen Sie das nicht. Gerüchte und schlechte Presse sind Gift für den Tourismus. Wer sich hier nicht mehr sicher fühlt, wählt andere Ziele, fährt an die Ostsee, nach Dänemark oder Holland. Die Niederländer haben auch sehr nette Inseln, ich war mal auf Schiermonnikoog und auf Vlieland. Und das Ijsselmeer mit den darum liegenden Orten: Enkhuizen, Monnickendam, Stavoren, und wie sie alle heißen, durchaus Konkurrenz zum Großen Meer!« Dann versuchte Eilsen, Charme und Chefposition zu mischen, und fragte seine Mitarbeiterin: »Ach, liebe Frau Itzenga, es geht mir wirklich um Ihr ganz persönliches Urteil! Wie stehen Sie dazu? Können Sie uns unterstützen?«
    Tanja Itzenga überlegte, dass Eilsen vielleicht deswegen Polizeipräsident geworden war, weil er sich manchmal unglaublich gut an Situationen anpassen konnte. Die richtige Miene, das richtige Wort, die richtige Bemerkung im passenden Augenblick. Denn beim Fachwissen schien es manchmal zu hapern, wie sie und Ulferts mitunter feststellen mussten.
    »So schnell kann ich mich nicht entscheiden, Herr Eilsen, ich bitte um ein wenig Bedenkzeit. Ich rufe Sie an, morgen früh.«
    »Jederzeit, Frau Kollegin, jederzeit. Morgen ist Freitag – aber Sie können gerne auch Samstag oder Sonntag anrufen. Warten Sie, ich gebe Ihnen meine Handynummer durch. Ach, das klingelt gerade, Sie erlauben?«
    »Sicher …« Tanja Itzenga stellte fest, dass ihr Chef sie soeben gefragt hatte, ob er telefonieren dürfe. Wieder kam dieser Zwiespalt über sie. Geschmeichelt von der Umgarnung des Präsidenten und ihres Kollegen Ulferts. Angeödet von der Idee, die Kur abzubrechen und wieder in diese Anstalt zurückzukehren. Andererseits war es ein Kampf gewesen, überhaupt die sechs Wochen zu bekommen, vier waren ursprünglich angesetzt und die waren jetzt vorbei.
    Polizeipräsident Eilsen sprach indes auf der drahtlosen Verbindung. Sie bekam nur Wortfetzen mit, merkte aber, wie Eilsens Stimmlage sich veränderte. Sie nahm eine Mischung aus Entsetzen, Wut und Ärger wahr.
    Plötzlich hörte sie: »Frau Itzenga, ich rufe zurück, ich habe da gerade etwas Wichtiges auf der anderen Leitung.« Und schon hatte er aufgelegt.
    Da war ja ziemlich viel los auf dem Festland, dachte sie und beschloss, bei einem Strandspaziergang eine Entscheidung zu treffen.

15
     
     
    Das Meeting im Polizeipräsidium verlief zäh. Polizeipräsident Eilsen hätte es gar nicht einberufen, hätten da nicht kurz hintereinander der Landrat und ein Vertreter des Hotel- und Gaststättenverbandes angerufen, die der Meinung waren, es müsse unbedingt etwas geschehen, um die Gäste nicht zu vergraulen. Schüsse auf Wassersportler am Großen Meer – das war alles andere als gute Werbung. Außerdem war ein Vorstandsmitglied des Sportverbandes auf ihn zugetreten, meinte, man könne niemanden mehr guten Gewissens auf Meere und Kanäle schicken, angesichts der Situation und der Unfähigkeit der Polizei … Eilsen hatte kurzerhand in das Polizeipräsidium eingeladen, nun saßen die Herren in seinem Büro und so recht wusste er nicht, was er ihnen eigentlich sagen sollte. Die Bemerkungen während der Telefonate hatten ihm einen schweren Schlag versetzt, er wollte mit diesem Treffen die Flucht nach vorn antreten. Er musste die Gemüter beruhigen.
    »Wir arbeiten auf Hochtouren, meine Herren, der Tatort ist gleichwohl sehr unübersichtlich, gut geeignet, Spuren zu verwischen. Die Spurensicherung hat noch nicht alles ausgewertet«, das war eine glatte Lüge, »und wir sind sicher, bald erste Anhaltspunkte zu haben, die die Ermittlungen schnell zum Ziel führen werden.«
    »Ihr Wort in Gottes Gehörgang, Herr Polizeipräsident, aber wir haben schon eine Menge

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