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Bugschuß

Bugschuß

Titel: Bugschuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hardy Pundt
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dass Sie nach wie vor einen großen Groll gegenüber Jande hegen?« Itzenga sah ihm fest in die Augen. Das verwirrte ihn. Er staunte kurz über ihr frisches Aussehen – gab es nicht so viel Stress bei der Polizei? Als käme sie gerade aus einem Karibikurlaub.
    »Was wollen Sie eigentlich von mir? Ich verstehe nur Bahnhof. Jande muss ja ganz schön vom Leder gezogen haben. Ich bin kein wilder, um mich schlagender Unhold, verdammt noch mal. Ich bin sauer auf Jande, na klar, aber wer wäre das denn nicht? 2.500 Euro sind für mich alles andere als ein Pappenstiel. Denken Sie mal: 5.000 Mark! Die will ich wiederhaben, das ist alles. Was soll der ganze Popanz?« Man merkte, dass de Vries Mühe hatte, sich unter Kontrolle zu halten. Er war aufgestanden und sprach die Worte mit größtmöglicher Bedachtsamkeit aus. Schließlich merkte er an: »Bei Ihnen weiß man wirklich nicht, ob man sich in irgendetwas hineinreitet.«
    Ulferts nutzte die entstehende Gesprächsunterbrechung: »Herr de Vries, können Sie schießen?«
    De Vries war verblüfft. Die Frage kam unerwartet: »Bitte?«
    »Können Sie schießen?«
    »Ich habe früher geschossen. Als Kind hatte ich ein Luftgewehr und habe auf Lüntjes geschossen …«
    »Auf was?«, fragte Tanja Itzenga.
    »Lüntjes – das sind Spatzen, plattdeutsch«, warf Ulferts ein.
    »Ist ja ein niedlicher Ausdruck für die Vögel, auch wenn ich keinen Grund sehe, auf sie zu schießen …«, bemerkte Itzenga, konzentrierte sich aber sogleich wieder auf das Gespräch. »Und später?« Sie sah zu de Vries.
    »Danach war ich bei der Armee, da kommt man ums Schießen nun mal nicht herum. Das hat zuerst mit am meisten Spaß gemacht in dem seltsamen Laden, obwohl wir einen Vorgesetzten hatten, der ständig neben einem stand und einen korrigierte. Wenn man gut schoss, hatte man aber bei ihm einen Stein im Brett.«
    Ulferts und Itzenga sahen sich vielsagend an.
    »Später habe ich noch einige Male bei einem Kumpel im Garten geschossen. Er wohnte damals auf’m Dorf, an der Ems. Da konnte man das machen. Er hatte ein Gewehr, warum, weiß ich gar nicht. Wieder auf Lüntjes, Tauben, Wasserratten, die Scheißviecher, Entschuldigung, aber auch auf Schießscheiben.«
    »Also kurz: Sie können schießen!«
    »Leidlich, besagter Kumpel war immer besser.«
    De Vries überlegte einen Augenblick, bevor er fortfuhr: »Das geht mir alles zu weit. Und jetzt ist sowieso mal Schluss!« De Vries knallte mit der Faust auf den Tisch, dass die Blume, die in einer kleinen Vase stand, beinahe umgekippt wäre. »Können Sie mir vielleicht mal erklären, weshalb Sie überhaupt hier sind? Worauf Sie hinauswollen? Sonst schneide ich lieber meine Hecke weiter! Ich will nicht unhöflich sein, aber Sie kommen aus heiterem Himmel zu mir und fragen mich Dinge, die Sie, Verzeihung, nichts angehen. Und Sie sagen mir nicht, was eigentlich los ist. Ich glaube kaum, dass Ihr Vorgehen so akzeptabel ist.«
    »Sie haben allen Grund auf Gernot Jande sauer zu sein. Sie haben ihn geschlagen. Wir fragen uns, ob Sie auch auf einen Menschen schießen könnten«, erklärte Tanja Itzenga mit deutlich gesetzten Worten.
    De Vries blieb einen Moment kerzengerade stehen, dann ließ er sich auf seinen Stuhl fallen.
    »So einen Blödsinn habe ich noch nie gehört!«
    »Sie wissen von den Schüssen auf das Ruderboot?«
    »Es stand groß in der Zeitung und des Lesens bin ich mächtig.«
    »Was wissen Sie davon?«
    »Das, was dort stand natürlich. Es ist auf eine Rudermannschaft geschossen worden. Punkt.«
    »Nichts Punkt. Gernot Jande saß im Boot!«
    De Vries sah die Beamten an. Mit einem Mal begann er zu lachen, verächtlich zu lachen. Es war ein angestrengtes, gespieltes Lachen.
    »Sie glauben nicht etwa, dass ich das gewesen …« Er führte den Satz nicht zu Ende. Kopfschüttelnd lehnte sich de Vries übertrieben lässig in seinem Küchenstuhl zurück.
    Itzenga und Ulferts beobachteten ihn. Wie würde er jetzt reagieren? Was würde er sagen?
    »Wissen Sie was?«, begann er wieder. »Jetzt wird’s mir zu blöd. Ich sage hier nichts mehr ohne meinen Anwalt. Sie drehen es eh alles so, dass ein Unschuldiger nach einer Viertelstunde schon halb verurteilt ist!«
    »Nun mal halblang, Herr de Vries. Was haben Sie zur Tatzeit gemacht?«
    »Ich weiß nicht einmal, wann das alles passiert ist.«
    »Tatsächlich nicht? Am Sonntag des vorletzten Wochenendes.«
    »Sonntag, Sonntag … Da muss ich zu Hause gewesen sein.«
    »Zu Hause …«, wiederholte

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