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Bugschuß

Bugschuß

Titel: Bugschuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hardy Pundt
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da war der Jande ein ganz netter Kerl. Wir waren nie Freunde, aber ich dachte, man könne ihm trauen. Inzwischen weiß ich, dass ich mich da getäuscht habe.«
    Ulferts mischte sich ein: »Stimmt es, dass es Streit zwischen Ihnen und Herrn Jande gegeben hat, der in einer Schlägerei geendet hat? In der Eckkneipe, nicht weit von hier?«
    »Ach was, Schlägerei! Von Schlägerei kann keine Rede sein.« Er schien zu überlegen. »Also gut. Er hat mich in dem Gespräch wirklich zum Äußersten getrieben. Wir hatten uns getroffen, um die Sache ein letztes Mal zu besprechen. Irgendwann ist mir dann … die Hand ausgerutscht. Der Typ kann aber auch nerven. Er jammert und nörgelt und … was soll’s. Ich gestehe, ich habe ihm eine geschallert. Nichts Schlimmes, wirklich nicht, fragen Sie den Wirt. Und ich will es gar nicht vertuschen. Ich gebe das offen und ehrlich zu! Deswegen werde Sie mich doch nicht festnehmen wollen?« Er lachte die beiden Kommissare auf eine Weise an, die ihnen zu verstehen geben mochte, dass er nicht wusste, weshalb die Polizei mit ihm ihre Zeit verschwendete.
    »Deswegen nicht …«, rutschte es Ulferts heraus, was ihm böse Blicke der Hauptkommissarin einbrachte.
    »Weshalb dann?«, fragte de Vries, und Itzenga schaltete sich ein: »Wir sind hier, um Sachverhalte zu klären. Festnehmen wollen wir in diesem Moment niemanden, wir wollen die Wahrheit herausfinden. Immerhin haben Sie Herrn Jande geschlagen, hinter so etwas steckt schon mehr als ein kleiner Streit um Geldschulden, oder?«
    »Eine Ohrfeige, Himmel, mehr nicht. Absolut harmlos. Jande ist damals beleidigt abgezogen. Er hätte mich ja anzeigen können. Und, warum tat er es nicht? Wahrscheinlich, weil er weiß, dass ich recht habe.«
    Itzenga wunderte diese Logik und Ulferts blickte skeptisch drein.
    »Es ist doch nicht harmlos«, begann Itzenga, »wenn man jemanden schlägt, ich bitte Sie. Die Absicht allein – und bei Ihnen wurde sie ja sogar in die Tat umgesetzt – wäre schon verwerflich. Wo ist der Unterschied, wenn ich jemanden schlage und der trägt einen Kratzer davon oder er fällt schwer verletzt um? Ich frage mich, abgesehen von den Folgen für das Opfer, ob man deswegen die Tat selbst unterschiedlich bewerten kann! Sie können von Glück sagen, dass Sie damals keine Anzeige wegen Körperverletzung bekommen haben. Sie sollten Jande dankbar sein!«
    De Vries dachte kurz über diese Äußerung nach, sagte dann, etwas leiser: »Dankbar, dem Typen! Dass ich nicht lache. Ich gebe zu, jemanden zu schlagen ist nicht richtig, aber …«
    »Es gibt nun mal kein Aber! Die Fakten: Sie waren in der Kneipe, das steht fest. Jande ist nach unseren Informationen etwas später gekommen und Sie hatten bereits etwas getrunken, das steht ebenfalls fest, oder? Und Sie haben Jande geschlagen, auch das ist Fakt.«
    »Einen trinken ist ja wohl nicht verboten in diesem Land, was? Wenn ich schon im Winter bei minus zehn Grad draußen stehen muss, um eine Zichte zu qualmen, darf ich wenigstens mein sauer verdientes Bierchen im Inneren der Kneipe konsumieren. Rauchverbot, okay. Aber das Gesetz zum Saufverbot kenne ich nicht, oder bin ich nicht auf dem neuesten Stand?«, trotzte de Vries.
    »Es ist nicht verboten, einen zu trinken, nein. Allerdings sollen psychologisch-medizinische Untersuchungen gezeigt haben, dass Alkoholkonsum bei allen Menschen zu Enthemmung führt und bei einigen zur Zunahme von Aggressionen! Wenn man somit alkoholisiert jemanden schlägt, Herr de Vries, dann …«
    »Machen Sie mich jetzt zum blindwütigen, besoffenen Schläger, oder was? Fragen Sie meine Frau, die Nachbarn, die werden bestätigen, dass ich das nicht bin!« Der Mann erhitzte sich.
    »Langsam, langsam. Das haben wir doch gar nicht behauptet. Sie fühlten sich von Jande provoziert, daher ihr aggressives Verhalten …«
    »Oh nee, kommen Sie mir jetzt nicht mit tiefenpsychologischen Erklärungen, Frau Kommissarin. Provokation, Aggression! Klingt alles toll, aber eines dürfen Sie mir glauben, und damit will ich gar nicht prahlen, ich muss schon einiges intus haben, bis ich nicht mehr weiß, was los ist oder war. Und an dem Abend habe ich kaum etwas getrunken, vielleicht zwei Bier«, entgegnete de Vries, dem bewusst war, das Letzteres nicht der Wahrheit entsprach. Zum einen waren es mehr Bier gewesen, zum anderen unterschlug er die drei, vier Groß Mackenstedter Korn, die er konsumiert hatte.
    »Sie haben nun einmal überreagiert, das ist Fakt. Und könnte es nicht sein,

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