Bugschuß
nichts zu tun!«, Frau Ahlert folgte dem Instinkt, den Lebenspartner erst einmal zu verteidigen. Falls es einen solchen gab.
»Das hat ja niemand behauptet. Dennoch, es ist dringend.«
»Er kommt erst spät nach Hause.«
»Dann kommen wir morgen früh wieder.« Itzenga besann sich. »Wie spät kommt er denn?«
»Das kann ich gar nicht so genau sagen. Die Abende im Schützenverein enden immer unterschiedlich.«
»Er ist im Schützenverein?« Das hatte Wientjes bereits erwähnt, aber Itzenga tat unwissend.
»Manchmal denke ich, dass sein Vater ihn schon in der Wiege dorthin mitgenommen hat. Er ist dort sehr aktiv.«
»In welchem Verein ist er?«
»Bei der Schützengesellschaft Emden-Constantia.«
»Er ist also oft dort?«
»Das kann man wohl sagen! Es hängt natürlich davon ab, was anliegt. Manchmal ist das etwas … ärgerlich, aber was soll man machen. Der Verein ist sein Ein und Alles.«
»Frau Ahlert, bei einigen unserer Fragen können Sie uns sicherlich weiterhelfen.«
»Ich wüsste nicht wie!«
»Nun, die Schüsse bei Ihrem Nachbarn, das ist aus unserer – und sicher auch aus Ihrer – Sicht sehr bedenklich.«
»Es ist schrecklich, man ist sich ja seines Lebens nicht mehr sicher. Da müssten Sie mal etwas tun, so geht es nun wirklich nicht!«
»Genau deshalb sind wir hier. Zum Beispiel, um zu erfahren, ob sie irgendetwas Verdächtiges bemerkt haben, etwas Ungewöhnliches, anders als sonst. Vielleicht eine unbekannte Person gesehen, in der Nähe, hinterm Haus …«
»Ich habe nichts gesehen!«
»Und Ihr Mann?«
»Der hat nichts gesagt. Er war genauso erschrocken wie ich!«
»Geht aber einfach wieder in seinen Verein? Als wäre nichts gewesen?«
»Warum nicht? Was sollte er sonst tun?«
»Haben Sie keine Angst nach dem Vorfall?«
»Es ist ja nicht auf uns geschossen worden, sondern auf das Nachbarhaus.«
»Dennoch – hätten Sie Ihren Mann nicht gern erst einmal hier, so lange, bis der Fall aufgeklärt ist?«
»Halten Sie mich für so ängstlich? Eine Frau ist nur stark mit ihrem Mann an der Seite? Nee, das habe ich mir schon lange abgeschminkt.«
Tanja Itzenga ärgerte sich über ihre Frage.
»Das wollte ich damit nicht sagen, aber wenn so etwas passiert, ist man nicht gern allein, oder?«
»Ich bin sehr viel allein, hier im Haus. Habe aber auch meine Verpflichtungen, so ist das nun nicht. Er ist eben immer im Verein, das ist manchmal ärgerlich, aber es nützt ja nix.«
»Warum ärgerlich?«
»Ach, in der Woche liegt immer so viel an – und die Wochenenden verbringt er mitunter auch noch im Verein. Manchmal den ganzen Samstagnachmittag und Sonntagmorgen gleich wieder. Uns bleibt da nicht viel Zeit, dabei …«, Frau Ahlert machte eine Pause.
»Dabei …?«, wollte Itzenga wissen.
»Dabei haben wir genug im Haus und im Garten zu tun. Und wir haben eine so schöne Meerbude. Da wäre ich gern öfter am Wochenende, aber allein …«
»Meerbude?« Itzenga horchte auf.
»Ein Wochenendhaus in der Nähe des Großen Meeres, ganz klein, aber schnuckelig. Ich bin da so gern. Manchmal klappt’s ja – aber ich könnte jedes Wochenende da verbringen, egal, ob Sommer oder Winter.«
»Das glaube ich«, sagte Itzenga, »wann waren Sie das letzte Mal dort?«
»Da muss ich überlegen …«
Doch Ulferts kam ihr zuvor: »Sind Sie immer zusammen dort? Oder fahren Sie auch mal ohne Ihren Mann dorthin?«
»Allein bin ich dort nicht so gern. An der Stelle muss ich das mal so sagen: Hier macht mir das nichts, aber dort, wenn in den Nachbarbuden niemand ist … Und da sind nun auch noch Schüsse gefallen«, Annegret Ahlert machte eine Pause. »Glauben Sie, das hat was mit dem Wientjes von nebenan zu tun? Ich meine, gibt’s da vielleicht eine Verbindung?«
»Wie meinen Sie das?«
»Da wird auf das Boot geschossen, in dem Wientjes sitzt, kurze Zeit später auf sein Haus … Onno sagte gestern …«
»Was sagte er?«
»Na ja, dass …, ich meine, dass das eventuell miteinander zu tun haben könnte.«
»Wer weiß? Ist Ihr Mann oft am Großen Meer?«
»Mein Mann fährt öfter mal hin, das kommt noch dazu, zu seinen Vereinsaktivitäten. De is immer up Tour«, sagte die Frau und versuchte ein Lächeln. Sie schien Vertrauen zu der Hauptkommissarin zu fassen.
»Wann denn das letzte Mal?«, bohrte Itzenga.
»Das war … Wieso wollen Sie das denn wissen?« Annegret Ahlerts Gesichtsausdruck wurde plötzlich wieder misstrauisch.
»Wie ich schon sagte, reine Routinefragen.«
»Also«, sie zögerte,
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