Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bugschuß

Bugschuß

Titel: Bugschuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hardy Pundt
Vom Netzwerk:
Schüsse gefallen, vielleicht kommt uns dort ein zündender Gedanke. Ahlert war auch mit Kremers unterwegs, den könnten wir noch einmal aufsuchen und nach dem Jagdgebaren der beiden fragen. Und wenn uns das alles nicht weiterbringt, haben wir uns wenigstens einen Spaziergang an der frischen Luft gegönnt. In jedem Fall verbinden wir das Angenehme mit dem Beruflichen. Die Gegend ist wirklich sehr schön!«
    Einen Augenblick überlegte Ulferts. Er hatte eigentlich bereits den Imbiss in Georgsheil vor seinem inneren Auge gesehen, eine Currywurst mit Pommes, die er nicht oft, dafür aber umso lieber aß, wenn sich die Chance ergab. Beim ›Grillfriesen‹, wie sich der Imbiss nannte, schmeckten die Fritten besonders gut. Er wusste, dass auch Tanja Itzenga manchmal schwach wurde und hatte sich schon die Worte zurechtgelegt, wenn sie Georgsheil erreichten: ›Komm, Lieblingskollegin, ich lad’ dich auf ‘ne Pommes ein!‹ Doch er pflichtete seiner Vorgesetzten bei und insgeheim freute er sich sogar, denn er war eben gern in ihrer Nähe. »Meinetwegen. Ich fahre um das Nordende herum und versuche, zu dieser Kneipe zu kommen. Da parken wir, Kneipe und Meerbude liegen beide an dem Kanal, der Nörderriede. Von da geht’s zur Meerbude von Ahlert, zur Vorsicht können wir ja noch einmal den Gastwirt fragen, der kennt sich sicher aus.«
    »Denn man tau!«, meinte Tanja Itzenga, schwang sich auf den Beifahrersitz, während Ulferts sich eher behäbig hinter das Steuer setzte, den Wagen startete und losfuhr. In diesem Augenblick kam der Wirt des Meerhauses aus der Tür. Zuerst schien es so, als wolle er noch etwas von den Polizisten, hob dann aber nur kurz die Hand, was wohl eine Art Abschiedsgruß darstellen sollte.

29
     
     
    Tanja Itzenga und Ulfert Ulferts parkten ihren Wagen unmittelbar vor der kleinen Kneipe im beschaulichen Ort Bedekaspeler Marsch an der Kanalbrücke. Sie waren aus Richtung der B 210 gekommen und über die kleine, mit vielen Unebenheiten gesegnete Straße bis zu einer scharfen Rechtskurve gefahren, vorbei an einem Platz, auf dem ein großer Haufen mit Schilf lagerte. Das Schilf war gebündelt und wurde von Schilfschneidern per Hand geschnitten, zusammengebunden und dann mit den Jüllen, wie sie hier genannt wurden, über den Kanal bis zur Kneipe und von hier auf dem Landweg bis zum Lagerplatz transportiert. Die Kähne wurden mit langen Stangen angetrieben, gestakt, noch echte Handarbeit, genau wie das Schilfschneiden. Das Schilf war erstklassige Ware – wer ein Reetdachhaus besaß, konnte hier einkaufen. In der Regel wurde das Schilf allerdings an Großhändler veräußert, die wiederum die wenigen Bauunternehmer belieferten, deren Mitarbeiter das rar gewordene Handwerk des Reetdachdeckens beherrschten. Gegen Aufpreis, versteht sich, aber ein Reetdach vermittelte nun mal einen Hauch von Exklusivität.
    Der Kanal lief von der Kneipe mehr oder weniger geradeaus zum Großen Meer, in der anderen Richtung konnte man, wenn man mit einem Boot unterwegs war, zuerst unter einer Brücke hindurch in Richtung des Loppersumer Meeres fahren, das eine wesentlich kleinere Fläche einnahm als das benachbarte Große Meer, jedoch über einen weiteren Kanal zum gleichnamigen Dorf führte. Hier war es möglich, auf dem Wasserweg in viele Orte der Krummhörn zu gelangen, nach Pewsum, Grimersum, Eilsum oder Uttum, zwischen denen die Kühe in der weiten Marschlandschaft grasten und wunderschöne, alte Hofgebäude standen. Einige führten weiter bis nach Greetsiel. Auch nach Emden konnte man gelangen, alle kleineren und größeren Wasserstraßen waren miteinander verbunden. Ein Paradies für Ruderer, Paddler, Kanuten und Motorbootfahrer, wobei ein Motorboot nicht überall erlaubt war.
    »Hierher wollten die Ruderer, weiter zum Loppersumer Meer und dann nach Emden«, sagte Ulferts, als er sich ein wenig umgesehen hatte. »Von hier aus«, er zeigte Richtung Osten, »geht es direkt zum Großen Meer. Dort, wo der Kanal das Meer erreicht, fielen die Schüsse. Linker Hand sind weite Schilfbereiche, durchsetzt mit Weidengebüsch. Erstklassige Deckung. In der anderen Richtung«, er drehte sich um, »ist besagtes Loppersumer Meer. Es ist nicht weit, selbst in einem Ruderboot ist man ziemlich schnell da. Es schließt sich an einen Kanal an, über den man nach Emden rudern kann – die hängen eh alle irgendwie zusammen, die Kanäle.«
    Tanja Itzenga folgte seinen Ausführungen.
    »Und dort stehen, bis zum Meer, die Meerbuden, hier nur

Weitere Kostenlose Bücher