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Bugschuß

Bugschuß

Titel: Bugschuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hardy Pundt
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laut auf. Ulferts zuckte kurz zusammen und er fand, Tanja Itzenga habe sich bei dieser Frage nicht eben geschickt angestellt. Das hätte man anders verpacken können. So musste Ahlert fast zwangsläufig leugnen.
    Nachdem der sich gefangen hatte, meinte er: »Ich sage es Ihnen ganz ehrlich. Wenn Wientjes wegziehen würde, würde ich ihm keine Träne nachweinen. Nein, ich würde mich sogar freuen. Es ist ein ewiger Ärger!« Er überlegte ein paar Sekunden. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich und er setzte in anderer Tonlage an: »Aber jetzt sehe ich, worauf sie hinauswollen. Sie glauben, wegen unseres Streites könnte ich … Na klar, ich kann schießen, ich bin Schützenbruder, ich habe einen Hass auf Wientjes und, natürlich, deswegen habe ich auf ihn geschossen!« Ahlert lachte laut auf, es war gespielt. »Das ist lächerlich, Entschuldigung, und bitte, das gerade Gesagte war kein Geständnis!« Er sah plötzlich nahezu vergnügt seine Gesprächspartner an.
    »Wir haben kein Geständnis erwartet, Herr Ahlert«, erklärte Itzenga kurz angebunden.
    »Erzählen Sie mir nichts!«, versuchte Ahlert überzeugt zu erscheinen, weder Itzenga noch Ulferts gingen weiter auf diese Bemerkung ein.
    »Ihr Nachbar wurde beinahe Opfer eines Attentats. Leute aus seinem Umfeld zu befragen, ist nicht ungewöhnlich. Wir wollen etwas über Herrn Wientjes erfahren und über Ihr Verhältnis zu ihm. Ein bisschen mehr Ernst bei der Sache würde sicherlich guttun. Sie erwähnten, Sie hätten einen Hass auf Wientjes …«
    Ahlert hatte während des Sprechens bemerkt, wie ungeschickt es war, diesen Begriff zu verwenden. Nun hatte er ihn ausgesprochen. Er wand sich. »Ich habe übertrieben. Hass, so weit will ich nicht gehen. Nehmen Sie es mir nicht übel.« Ahlert sah die beiden Beamten an, als wolle er prüfen, ob sie sich so schneller abwimmeln lassen würden. Er fühlte sich unbehaglich und fragte sich insgeheim, ob der Begriff nicht doch eine gewisse Berechtigung hatte. Wenn er könnte, würde er Wientjes zum Mond oder sonst wohin schießen …
    »Und wenn es tatsächlich Hass ist und wir damit recht hätten?«, fragte Itzenga, als habe sie Ahlerts Gedanken gelesen.
    Ahlert schüttelte ausgiebig den Kopf. »Es ist, wie ich eben sagte: lächerlich. Ein Schützenbruder schießt normalerweise nicht auf Menschen. Der achtet die Ordnung und die geschriebenen und ungeschriebenen Gesetze des Vereines. Wir kommen sofort in Verruf, wenn irgendwelche Idioten planlos Waffen einsetzen. Dabei sind wir es, die den jungen Leuten den verantwortungsvollen Umgang mit Waffen beibringen! Und es gibt so etwas wie … wie einen Ehrenkodex, versteht sich. Nee, nee, damit kommen Sie bei mir nicht durch!«
    »Haben Sie ein Alibi für die Tatzeit?«, fragte Itzenga dazwischen, denn Ahlert holte Luft, um weiterzureden.
    »Ich glaube es nicht! Wann war das?«
    Itzenga benannte Ort und Zeit, Ahlert überlegte.
    »Da war ich in der Meerbude!«, sagte er, leiser als zuvor, und schien selbst erstaunt.
    »Am Kanal zum Großen Meer? Davon haben wir schon gehört. Mit wem waren Sie dort? Mit Ihrer Frau?«
    »Meine Frau? Sicher, wir waren zusammen dort. Aber die musste nach Hause, zu einem Geburtstag, meine ich. Schon am Samstag. Nein, nein, ich war allein, ich wollte … Rasen mähen und so.« Plötzlich schien Ahlert verunsichert.
    »Zeugen?«
    »Zeugen? Lassen Sie mich mal überlegen«, er betrachtete versonnen die Galerie der Schützenkönige. Itzenga folgte seinem Blick in den Olymp der Schützen. Erst jetzt sah sie, dass dort ein Bild von ihm hing. Vor Jahren musste er König geworden sein, auf dem Bild sah er deutlich jünger aus.
    »Ich kann nicht sagen, ob mich jemand gesehen hat. Der Nachbar, aus der Bude nebenan, war nicht da, und sonst, nein, ich kann dazu nichts sagen! Gesprochen habe ich niemand, aber das ist nicht ungewöhnlich. Halt – für einen kurzen Besuch war ich bei einem alten Freund, ein Landwirt in der Nähe.« Ahlert setzte zu weiteren Erläuterungen an, Ulferts ließ es allerdings nicht so weit kommen.
    »Könnten wir uns die Meerbude mal ansehen?«, fragte er.
    Ahlert sah ihn scharf an. Polizei? In seinem Wochenendhaus am Kanal?
    »Also …«, Ahlert zögerte, »im Moment ist so viel los, da komme ich gar nicht dazu, hinzufahren. Und außerdem – was sollte das bringen?«, fragte er.
    »Es würde unser Bild abrunden, außerdem habe ich so eine Meerbude noch nie von innen gesehen«, tat Ulferts gleichgültig, was Ahlert nicht verborgen

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