Bugschuß
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»Ob nun Tulski Korowin oder Korowin TK … nie gehört!«, kommentierte Ulferts.
»Das ist eine Rarität, ein Sammlerstück. Es hat ja nicht so lange gedauert«, das ›so‹ dehnte Kampen extrem weit, »bis wir festgestellt haben, aus welcher Waffe geschossen worden ist, weil wir keine Lust zum Arbeiten hatten, Herr Ulferts. Da muss man erst einmal drauf kommen, auf eine Korowin TK.«
»Wie haben Sie das herausgefunden? Ich meine, sie hatten keine Vergleichsmöglichkeiten, nichts, was auf diese Waffe schließen ließe.«
»Ich habe eine Anfrage an das BKA gestellt. Seit knapp drei Jahren verfügt das BKA über einen großen Fachbereich zur Untersuchung von Waffen und Munition. Die haben mehr als 8.000 Waffen als Vergleichs- und Referenzmaterial zur Verfügung, dazu kommen ungefähr 5.000 Hülsen und Geschosse zur Identifizierung von Tatwaffen. Aus sichergestellten Waffen gewinnt man Vergleichsmunition und kann diese mit Anhaltspunkten aus einem aktuellen Fall oder mit dem vorhandenen Datenbestand abgleichen. In der polizeilichen Sachfahndungsdatei sind darüber hinaus Details zu ungefähr 250.000 Schusswaffen gespeichert und so hat man viele Vergleichsmöglichkeiten zur Verfügung. Da unter den vorhandenen Geschossprofilen auch solche einer Korowin waren, konnten wir versuchen herauszufinden, ob sich irgendwelche Ähnlichkeiten mit dem Projektil bei Wientjes fanden. Die Analyse war gar nicht so schwierig, wie man meinen sollte, da sehr schnell eine Menge Waffen ausgeschlossen werden konnten: Modernere Waffen hinterlassen nicht diese Spuren, nicht ein solches Profil«, Kampen holte Luft und setzte fort: »Aber was erzähle ich Ihnen da alles, Herr Ulferts, Sie wissen natürlich Bescheid …«
»Nein, nein, reden Sie ruhig weiter, das ist sehr interessant. Ich vermute, gleich kommt das Entscheidende?«
»Natürlich. Ich will mich kurz fassen. Das mag noch nicht gerichtsfest sein, aber es spricht viel dafür, dass es eine Korowin TK ist.«
Kampen machte eine Pause. Ulferts nutzte sie, um seine Anerkennung auszusprechen: »Ein wertvoller, neuer Hinweis, Herr Kampen!«
»Und dann,« fügte Kampen an, »fiel mir noch unsere Städtepartnerschaft mit Starachowice in Polen ein. Sie wissen vielleicht, dass ich da ein wenig mitmische. Dort habe ich vor drei Jahren einen Kollegen kennengelernt, der in der Kriminaltechnik arbeitet, in Radom. Er kennt sich hervorragend mit der Waffentechnik der Armeen des ehemaligen Warschauer Paktes aus. Ich habe ihm von meinen Erkenntnissen berichtet und er hat sie bestätigt. Er kannte die Pistole und kam somit ebenfalls zu dem Schluss, dass die Tatwaffe eine Korowin TK ist – unter Vorbehalt, versteht sich, so aus der Ferne. Fazit: Sobald die Waffe auftaucht, machen wir eine Analyse, und der Drops ist gelutscht.«
»Wie Sie schon sagen, wenn sie gefunden ist … aber ich bin beeindruckt, Herr Kampen.«
»Wenn die Waffenkunde nicht mein ganz persönliches Steckenpferd wäre, hätte ich vielleicht nicht so viel Energie reingesteckt. Und die Unterstützung der Leute vom BKA war mehr als hilfreich!«
»Wie kommt man zu so einer Pistole?«
»Gute Frage! Es sind wohl einige hunderttausend hergestellt worden«, Kampen sah Ulferts an, »also eine ganze Menge. Aber die müssen ja noch irgendwo herumschwirren.«
Dann fuhr er fort: »Der Waffenhandel war auch in der Sowjetunion ein lukratives Geschäft und sowjetische Waffen und Waffensysteme haben ihren Weg in alle befreundeten Länder gefunden – oder in solche, die zumindest zeitweise mit der Vormacht des real existierenden Sozialismus befreundet waren. Nicht unerhebliche Ausrüstungsgegenstände der Roten Armee, und darunter massenhaft Waffen, sind auf alle erdenkbaren Weisen unters Volk geraten. Und bei den Garnisonen in den sozialistischen Bruderländern, da ist in den Zeiten des Umbruchs eine Menge an Material auf wundersame Weise verschwunden. Man konnte eine schnelle Mark machen, aber eine Westmark, oder einen Dollar! So gesehen kann eine Korowin überall vorzufinden sein. Sie ist in Sammlerkreisen eine Rarität. Unter 1.000 Euro kriegen Sie keine. Je nachdem, wie sie erhalten ist, kann sie deutlich teurer sein.«
»Immerhin heißt das ja auch, dass derjenige, der mit so etwas schießt, leichter zu finden sein sollte, als jemand, der eine Allerweltswaffe benutzt«, bemerkte Ulferts.
»Da bin ich mir nicht so sicher«, bemerkte der Kriminaltechniker. »Ursprünglich, also zu Zeiten der Sowjetunion, sollte die Korowin
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