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Buh: Mein Weg zu Reichtum, Schönheit und Glück (German Edition)

Buh: Mein Weg zu Reichtum, Schönheit und Glück (German Edition)

Titel: Buh: Mein Weg zu Reichtum, Schönheit und Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leander Haußmann
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Versuch darstellte, visuell in die Nähe John Lennons zu kommen.
    Es sollte also ein rundum gelungener Abend werden. Was er für uns auch war. Bis sich die Tür öffnete und ein Mann hereintrat. Langes, schwarzes, lockiges Haar, knallenge Lederhosen, ein Lederarmband am Handgelenk, und alles mit Nieten. Wenn er uns in unseren romantischen Verrenkungen sah, spielte ein Lächeln um seine Lippen. Er war circa zehn Jahre älter als wir, durch seine Adern floss Sinti-Blut und er war Leadsänger einer Rock-Band. Sie hieß Freygang .
    Eine Band, die eigenartigerweise eine Spiellizenz hatte, aber auch nur deshalb, damit man sie ihr wieder abnehmen konnte. Die Musik war laut. Die Texte waren nicht nur sehr schwer zu verstehen, sondern auch böse und konsequent. Nicht nach jedermanns Geschmack vielleicht, schon gar nicht, wenn man auf der Blockflöte Ave Maria spielte und Hesse rezitierte.
    So betrat also Django das kleine Zimmer unter dem Dach. Er kam sicher gerade von einem seiner Konzerte, von denen man sich erzählte, dass sie Schlachtfeste seien, bei denen ins Publikum gepinkelt und gekotzt, gesoffen und gefickt würde, und zwar bis dass die Heide wackelte.
    Tatjana trug an diesem Abend ein weißes Gewand mit Stickereien, selbst gemacht. Der Mann hatte sein Geschenk in schwarzes Lackpapier gewickelt. Darin befand sich schwarze Reizwäsche aus Leder, mit Strapsgürteln, Strümpfen und allem, was dazugehörte. Noch am selben Abend ging Tatjana mit André Greiner-Pol in die Stadt und kehrte nie wieder zurück nach Friedrichshagen. Sie lernte Bass und wurde festes Bandmitglied von Freygang . Das ist sie noch heute.
    André starb vor fünf Jahren an Herzversagen. Das letzte Mal traf ich ihn im »Eimer«, einem besetzten Haus in der Rosa-Luxemburg-Straße. Er trank Bier und an seiner Seite hing ein Urinbeutel. Er freute sich, mich zu sehen.
     
    »Uwe, weißt du, wen ich letztens auf Facebook getroffen habe?«
    »Nee.«
    »Ibrahim Al-Hatab.«
    »Ich auch.«
    »Wie ich auch?«
    »Ich hab ihn da auch getroffen.«
    »Hattest du das gleiche Gefühl?«
    »Ja, er wollte mich immer auf einen abhörsicheren Chat umleiten.«
    »Lebt jetzt im Jemen.«
    »Ich habe den Kontakt abgebrochen.«
    »Ich auch.«
    »Uwe!?«
    »Ja?«
    »Wie hieß bloß der Typ, der immer diesen deutschen Dylan gesungen hat?«
    »Irgendwas mit Z.«

15 GESELLSCHAFTSSPIEL
GESELLSCHAFTSSPIEL
    15 ALS ICH IN GERA AM THEATER WAR, kamen eines Tages Volkspolizisten wie zufällig bei mir im Wohnheim vorbei, um nachzuschauen, ob ich noch da war und nicht bereits in einem Kofferraum über die Grenze gemacht hatte. Sie linsten in mein Zimmer und hätten um ein Haar das Gesellschaftsspiel entdeckt, an dem ich in meiner Freizeit tüftelte. Es sollte ein Spiel werden, in dem es Republikflüchtige gibt und Stasileute, und keiner der Spieler sollte wissen, wer wer ist. Das Spiel sollte »Misstrauen« heißen und ein Renner im Westen werden, wo ich es unter einem Pseudonym herausgeben wollte, natürlich auch, um reich zu werden. Ich liebte und liebe auch heute noch Brettspiele.
    Ungefähr zur selben Zeit fuhren sie in Berlin im Schritttempo mit dem Wartburg hinter meiner Frau Christiane her, tuschelten in riesige Funkgeräte, deren dicke Antennen aus Nyloneinkaufsbeuteln ragten. Die Beschattung fand nach allen Regeln der Kunst statt. An jeder Ecke übernahm ein anderer Herr die Verfolgung, damit es nicht so auffiel.
    »Was machen Sie denn da?«, rief Christiane irgendwann über die Straße einem der Herren zu, so laut, dass sich Bürger auf der Straße umblickten, einige blieben stehen.
    »Wie meinen Sie das?«, rief der Ertappte zurück und hielt schnell die Öffnung des Nylonbeutels zu.
    »Warum sprechen Sie denn immer in den Beutel da rein?«, beharrte Christiane.
    »Ich spreche doch nicht in meinen Nylonbeutel«, erwiderte der Mann. »Ich bin doch nicht blöd.« Er wurde rot.
    »Ich habe das auch gesehen, dass Sie in Ihren Nylonbeutel gesprochen haben«, rief es von irgendwo aus einem Versteck.
     
    Meine beharrlichen Versuche, dem Ausreiseantrag gemeinsam mit Christiane Nachdruck zu verleihen, erlebten ihren Höhepunkt in einer Szene im Rathaus Köpenick, wo wir endlich, nach monatelanger Wartezeit, zum Gespräch geladen waren. Die übliche Fragerei, die man sich hätte sparen können. Das gegenseitige Nichtverstehen. Aber dann doch noch die entscheidende Frage, gestellt von diesem Herrn, der wahrscheinlich einen anstrengenden Arbeitstag hinter sich hatte und sich auf ein

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