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Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2

Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2

Titel: Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der magische Dolch
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nicht vertrauen kannst, vertraue ihm.
    Mit der Spitze zuerst. Egal wo. Sie hob die Hand, zielte sorgfä l tig auf etwas, von dem sie hoffte, dass es bloß ein hübscher, dicker Muskel war, und dann stieß sie das Knochenmesser hi n ein, bis es auf Dags Knochen traf. Immer noch, ohne ihn zu b e rühren. Dag grunzte und zuckte im Schlaf. Zitternd riss Fawn die Hand vom Heft zurück, das aus dem schmalen Oberschenkel herausragte und im silbernen Mondlicht indigoblau und elfe n beinfa r ben schimmerte.
    Über ihre Schulter hinweg hörte sie Othan schreien: »Was tust du da, verrücktes Bauernweib? «
    Er fasste sie an der Schulter und riss sie grob von Dag fort. Aber nicht, bevor sie Dags linken Arm hochfahren sah, als wü r de seine unsichtbare Hand sich um den Griff der Mittlerklinge schließen, und sie hörte das leise, aber vertraute Knacken, mit dem eine Knochenklinge brach.

15. Kapitel
     
    Er hatte in einem zunehmend zeitlosen grauen Nebel g e schwebt, in dem alle Unterscheidungen verloren gingen. Es schien nur ein gerechter Trost zu sein, dass damit auch alle Furcht, alle Wünsche, aller Schmerz ve r schwanden. Aber dann, unerklärlicherweise, störte etwas Helles und Warmes seine bruchstückhaften Wahrne h mungen, als hätte der Polarstern sich vom Firmament losgerissen und in naiver, strahlender, tödlicher Neugie r de in seine Nähe gewagt. Fall nicht herab, nein … bleib fort, Fünkchen! Sehnsucht und Entsetzen rissen ihn förmlich entzwei, denn nach dieser Freude zu greifen würde bedeuten, sie zu zerstören. Ist es mein Schicksal, allen Verderbnis zu bringen, die ich liebe?
    Aber das Sternenfeuer berührte ihn nicht. Später durchfuhr ihn neue Kraft wie ein Blitzstrahl, und für kurze Zeit konnte er wi e der klar denken. Ein anderes Licht war in diese Gefangenschaft gestürzt. Er kannte es auch … Er erkannte Hoharies kräftige Essenz in all ihrer ve r blüffenden Kraft – wie merkwürdig, dass in einem so fragilen und bescheidenen Körper ein solcher Quell an Kraft entspringen konnte. Aber die Hoffnung, die sie ihm hätte bringen sollen, welkte dahin, als er ihren Ärger, ihr En t setzen und ihre Hilflosigkeit wahrnahm.
    Ich war mir sicher, du würdest von außen erkennen, worauf es ankommt. Ich habe das nicht geschafft. Aber ich bin der Bli n dere – ich musste schauen, um es zu s e hen.
    Und die klagende Antwort: Ich musste schauen, um s i cher zu sein … ich musste sichergehen … Oh Dag, es tut mir so leid … bevor der Nebel zurückkehrte und alles wieder zu sprachlosem Kummer verwischte.
    Er beeilte sich und nutzte diesen kurzen, gestohlenen Aufschub, um eine Runde zu drehen und seinen Trupp zu zählen, wie j e der Befehlshaber es tun sollte. Artin, ja, der kaum noch durc h hielt, die Essenz so weit abgeflossen, dass sie an den Kanten schon durchschimmernd wirkte. Bryn und Ornig, Mallora, die übrigen Formwirker aus den Knochensümpfen. Und jetzt Hoharie. Er dachte auch daran, sich selbst mitzuzählen. Zehn, die alle an Ort und Stelle sterben würden. Wieder einmal führte er jene, die ihm vertraut hatten, in die grenzenlose Finsternis. W e nigstens kann ich sie dieses Mal nicht im Stich lassen.
    Wieder Zeitlosigkeit. Graue Münder zehrten an ihm.
    Das Sternfeuer kam wieder näher, zu nahe, und ein eisiges Grauen stieg in ihm auf. Aber der Himmelsfunke hielt noch e t was anderes, ein schwaches, vertrautes Kli n gen. Ihr helles Licht und das wortlose Lied woben sich ineinander. Ihre gemeinsame Schönheit drohte ihn zu überwältigen. Dies ist gewiss der Za u ber der großen weiten Welt. Die Essenzmanipulation der See n läufer kennt nichts, was sich damit vergleichen ließe …
    Und dann stachen Schmerz und das Lied durch ihn hindurch.
    Er spürte jede Einzelheit der aufgewühlten Essenz, die in seinen Oberschenkel fuhr: Kauneos Knochen, sein eigenes, altes Blut, das komplexe und geformte Gefäß für die Sterblichkeit, das ein Geschenk des Messerwirkers aus Luthlia war. Der Tod von Fünkchens Tochter, ein Tod ohne Geburt, Selbstschöpfung und Selbstauflösung in reinster Form vereint.
    Zu rein. Es lag in sich abgeschlossen innerhalb der Umhüllung, unschuldig und frei von aller Begierde, R e gung und Zeit. Es fehlt an Übereinstimmung, klang nach einer allzu simplen E r klärung, um die unnahbare Stille zusammenzufassen. Frei von jeder Bindung. Frei von jedem Schmerz.
    Im Überfluss kann man am besten teilen. Ich kann Schmerz, teilen.
    So mühelos wie nie zuvor hob er den Arm über dessen

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