Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2
herumg e tragen hast, damit sie ein so nutzloses Ende findet. Aber so was passiert eben …«
Fawn schaute Dar an. »Ich will es jetzt zurück «, sagte sie en t schlossen. Sie streckte die Hand aus.
Dar sah Dag fragend an, fand dort aber keine Unte r stützung. So händigte er das Messer in der Scheide w i derstrebend Fawn aus.
»Viele Messerwerden niemals verwendet «, stellte Dag wie be i läufig fest. »Ich sehe keinen besonderen Grund, es allzu schnell loszuwerden. Wenn es ohnehin zu nichts taugt, kann man ze r brochen auch nicht mehr damit a n fangen. «
Dar verzog das Gesicht. »Wofür willst du es dann b e halten? Als Wandschmuck? Als grausiges Andenken an dein kleines Abe n teuer? «
Dag lächelte zu Fawn herab. Sie fragte sich, wie ihr eigenes Gesicht jetzt wohl wirkte. Es fühlte sich kalt an. Er sagte: »E i nen Nutzen hatte es zumindest. Es hat uns zusammengebracht. «
»Ein Grund mehr, es zu zerbrechen «, erwiderte Dar grimmig.
Fawn dachte zurück an den Augenblick, als Dag ihr dasselbe Angebot gemacht hatte, damals auf dem Hof der Hufenfurts. Wir hätten uns viele Schritte sparen können. Wie konnten zwei so gleiche Vorschläge sich wie das vollkommene Gegenteil a n fühlen? Vertrauen und Mis s trauen. Sie hoffte, dass sie bald mit Dag allein sein und ihn fragen konnte, ob er dem Urteil seines Bruders ve r traute, oder zumindest einem Teil davon, oder ob er es ganz ablehnte oder ob sie einen anderen Formwirker aufs u chen sollten. Sein Gesicht verriet nichts. Sie barg das Messer wieder in ihrem Hemd.
Dag stand auf, streckte sich und lockerte die Schultern. »E s senszeit, würde ich schätzen. Willst du mitkommen und z u schauen, Dar, oder lieber hier in D e ckung bleiben? «
Fawn wünschte sich allmählich, dass sie und Dag sich hier würden verkriechen können. Nun gut – sie beäugte die Kn o chen, die von der Traufe hingen und im auffrischenden Aben d wind zu schwingen begannen –, vie l leicht nicht gerade hier. Aber irgendwo.
»Oh, ich komme mit «, erwiderte Dar. Er erhob sich, nahm sein Schnitzmesser und die fertig gestellten Sch a len auf und trug sie nach drinnen. »Kann es genauso gut gleich hinter mich bri n gen. «
»Optimist «, sagte Dag und machte ihm Platz, als er die Treppe emporstieg.
Fawn erhaschte einen Blick auf eine ordentliche Werkstatt, eine sehr aufgeräumte Werkbank mit darüber aufgehangenen Schnitzwerkzeugen und einem kleinen Kamin aus Feldsteinen an der Wand gegenüber der Tür. Dar kam wieder heraus und knöpfte sein Hemd zu, wobei er mit achtlosem Geschick die Knöpfe an ihren Platz schob. Dann verriegelte er die Tür, u m rundete die Hütte und verschloss gründlich alle Fensterläden.
Das grünliche Licht des Waldes verdüsterte sich, während dahinrasende, finstere Wolken aus dem Nordwesten am Hi m mel heranzogen. Das abgehackte Klackern hera b fallender Nüsse hörte sich an wie Dags Gelenke an einem schlechten Morgen. Fawn klammerte sich an Dags linken Arm, während sie dem Pfad zurückfolgten. Seine Muskeln waren angespannt. Sie schritt weiter aus, bis sich ihre Schritte den seinen angepasst hatten, und war sehr überrascht, als sie feststellte, dass seine Schritte gar nicht so lang waren wie üblich.
4. Kapitel
Hinter der Lichtung mit den beiden Blockhaus - Zelten verdüste r te sich das Grau des Sees immer weiter, und die Wellen zogen Fäden weißer Gischt hinter sich her. Fawn hörte sie auf das n a he gelegene Ufer rollen, während ein Gestrüpp von Rohrkolben im zunehmenden Wind wogte und raschelte. Nur ein einzelnes, schmales Boot war noch zu sehen, in dem zwei Männer wie wahnsinnig auf ein weiter entfernt gelegenes Ufer zupaddelten. Am ble i ernen Himmel im Norden zuckten gleißende Blitze vom Himmel zur Erde, auch wenn der Donner noch immer mit gr o ßer Verspätung folgte. Die bleiche Sonne, die hinter der Stute n insel versank, wurde von einer dunkleren Wo l ke verschluckt, während Fawn sie noch beobachtete, und Zwielicht senkte sich über das Land.
Unter der hochgeklappten Plane vor der Hütte zur Rechten stand eine dünne, aufrechte Gestalt in einem Rock neben den aufgestapelten Sätteln und Ausrüstung s gegenständen. Besorgt schaute sie auf den Pfad, den sie herankamen. Omba stand in ihrer Reithose im Schatten dahinter und lehnte mit verschrän k ten Armen an einem Trägerpfosten.
»Was willst du sagen? «, flüsterte Fawn Dag eindrin g lich zu.
»Kommt drauf an. «
»Worauf? «
»Auf das, was sie sagt. Wenn die Gerüchte
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