Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2
gestellten Hol z blöcken gefertigt worden waren – unten für den Stand geglä t tet und oben mit ausgeschni t tenen, kleinen Rückenstützen. Der Ort roch nach altem und frischem Holz, Kräutern und Lösung s mitteln, der aromatischen Wärme der Kerzen, nach Öl und Leder und Zeit. Und unter allem lag noch etwas Und e finierbares, das sie nicht als Tod zu benennen ve r suchte.
Dag schleppte ihr Gepäck gerade hinter die Tür und rollte den Wasserkürbis mit dem Fuß hinein. Er schloss die Tür vor dem Wind. Abgesehen vom Klappern der Knochen und dem Pra s seln von Eis und Hickoryschalen auf dem Dach, dem bedrohl i chen Knarren der Bäume, dem brausenden Sturm selbst, von dem scheinbar endlos langen Tag, der verletzenden Szene, die sie gerade erlebt hatten, und von ihrer beider Stimmung, hätte es beinahe heimelig sein können. Doch wie es nun einmal war, hätte Fawn fast heulen mögen – wäre ihr nicht so sehr zum Schreien zumute gewesen.
»So «, stieß sie hervor. »Wo ist sie denn nun dort draußen g e blieben, deine ganze geschliffene Seenläufe r - Überredungskunst ? «
Dag seufzte und streckte den Rücken. »Es gab nur zwei Mö g lichkeiten, wie es laufen konnte, Fünkchen: Langsam und qua l voll oder schnell und qualvoll. Und wie beim Zahnreißen bevo r zuge ich, dass der Schmerz schnell vorüber ist. «
»Du hast ihr nicht mal die Möglichkeit gegeben, ihren Teil au s zusprechen! «
Er zwinkerte ihr zu. »Je weniger unverzeihliche Dinge wir e i nander an den Kopf werfen konnten, desto besser ist es, würde ich sagen. «
»Ich hatte nicht mal die Gelegenheit, meinen Teil auszuspr e chen! Ich konnte es nicht einmal mit ihr vers u chen. Vielleicht wäre ich tatsächlich nicht mit ihr zurechtgekommen. Aber z u mindest hätte ich dann gewusst, dass ich mein Bestes getan h a be! «
»Ich kenne solche Versuche. Fünkchen, es hätte mir das Herz gebrochen zuzusehen, wie du dich dafür ause i nanderreißt. Ich hätte es nicht ertragen können. «
Er wandte sich dem Versuch zu, die Riemen um ihre zusa m mengerollten Decken mit dem Haken zu lösen. Nachdem sie ihm einen Moment lang bei seinen erfolgl o sen Bemühungen zugesehen hatte, griff Fawn an ihm vorbei, zupfte die Knoten auseinander und half ihm, die Decken auf dem Boden ausz u breiten. Er setzte sich mit einem müden Grunzen auf die seine. Sie nahm ihm g e genüber Platz, mit gekreuzten Beinen, blickte mit geru n zelter Stirn zu ihm auf und fuhr sich mit den Händen durch die feuchten und zerzausten Locken.
»Wenn sie Gelegenheit bekommen, ihrem Ärger Luft zu machen, beruhigen sich die Leute mitunter und reden vernünftiger. « I m merhin war Cumbia in dieser kurzen Zeit schon so weit geko m men, dass sie Fawn von der Bauernhure zu diesem Mädchen b e fördert hatte. Das war kaum schlechter als dieser Bursche, Dags üblicher Name in Blau West. Wer wusste schon, wo sie ang e kommen wären, wenn sie nur ein wenig länger durchgehalten hä t ten?
Dag zuckte die Achseln. »Sie hat gewonnen. Es liegt hinter uns. «
»Wenn sie gewonnen hat, was war dann ihr Preis? «, wollte Fawn wissen. »Ich sehe nicht, dass irgendjemand dort viel g e wonnen hätte. «
»Schau – ich bin nicht fortgegangen, sie hat mich rausgeworfen. Entweder meint sie es ernst und wird nie wieder ein Wort mit mir wechseln, oder sie wird sich en t schuldigen müssen. «
»In Wirklichkeit willst du also sagen, dass du gewo n nen hast. Gute Strategie, Dag! «
Er verzog das Gesicht. »Die habe ich mit der Muttermilch ei n gesogen. «
» Was ist nur in dich gefahren? Ich habe dich ja schon in ma n cher Stimmung erlebt, aber nie so wie heute! Ich kann nicht b e haupten, dass es mir gefällt. «
Er legte sich auf den Rücken und starrte zum Firstba l ken empor. Keiner der Stämme, die das Dach trugen, war behauen oder auch nur weiter bearbeitet worden als g e rade von der Rinde befreit. Es waren einfache dünne, blanke Stämme, die zu Drei e cken aneinandergefügt waren. »Mir gefällt die Art, wie ich hierhin gekommen bin, auch nicht besonders. Es ist so, als wü r de ich mich selbst verlieren, wenn ich mit meinen nächsten Verwandten zusammen bin. In erster Linie mit Dar und Mama – mit meinem Vater, als er noch lebte, nicht so sehr, aber i m mer noch ein bisschen. Mari kann ich ertragen. Doch wegen der a n deren bin ich auch nie lange hier im Lager, wenn ich es verme i den kann. In einer Meile Entfernung, oder besser noch in hu n dert, bin ich dann wieder ich selbst. «
»Hm
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