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Bullenball

Bullenball

Titel: Bullenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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furchtbares Bild. Menschen lagen herum, Tote und
Verletzte. Personen, die teilnahmslos herumirrten oder einfach nur dahockten.
Andere waren wie erstarrt, betrachteten ungläubig und fassungslos das
Geschehen.
    Hambrock erreichte die Stelle, wo Marlon zu Boden gegangen war. Er
hielt Sommers Dienstwaffe umfasst, bereit, jeden Moment zu schießen. Aber Marlon
war fort. Da lag noch sein Schnellfeuergewehr, außerdem breitete sich eine
Blutlache am Boden aus. Doch von Marlon selbst war nichts zu sehen.

21
    Das Gewehr war verstummt. Die große Masse hatte bereits
panikartig den Saal verlassen. Marie blickte vorsichtig auf. Hieß das, es war
vorbei?
    Marlon war nicht mehr zu sehen. Sie blickte sich hektisch um. Der
Kommissar bahnte sich einen Weg durch die nach draußen stürzende Menge. Hatte
der auf Marlon geschossen? War dann jetzt wirklich alles vorbei? Aber müsste
nicht Marlons Leiche hier herumliegen?
    Jonas stöhnte in ihrem Arm. Wie es aussah, hatte er sich ein paar
Knochenbrüche zugezogen, aber er schien nicht ernsthaft verletzt zu sein. Sein
Kopf lag in ihrem Schoß. Er hielt die Augen geschlossen und wimmerte leise.
    Überall lagen Verletzte. Eine junge Frau rutschte auf allen vieren
über die Tanzfläche. Ihr hellblaues T-Shirt war vom Blut dunkel eingefärbt,
auch ihr Gesicht und der Hals waren blutüberströmt. Ihre Arme knickten ein, und
nun robbte sie weiter. Bewegte sich ohne ein erkennbares Ziel, den Blick dabei
starr und leer.
    Daneben lagen Tote. Marie glaubte keinen davon zu kennen. Aber sie
konnte nicht viel sehen, das Licht war größtenteils ausgefallen. Neben ihr
lagen zwei Männer übereinander. Einer trug einen Cowboyhut, der andere ein
dunkles T-Shirt mit dem Aufdruck: »Andrea Berg Fanklub Warendorf«. Es sah aus,
als wollten sie sich gegenseitig schützen. Doch ihre Schusswunden und die
blauen Gesichter ließen nichts Gutes ahnen. Aber vielleicht war es gar nicht so
schlimm. Vielleicht wirkte das ja nur so. Wo blieben denn die Rettungsärzte?
    Vor ihr auf der Tanzfläche lag Jule. Sie hatte ebenfalls viel Blut
verloren. Das weiße Kostüm mit den Daunenfedern war voller roter Stellen. Aber
bestimmt sah auch das viel schlimmer aus, als es in Wirklichkeit war. Jule ging
es gut, ihr war nichts passiert. Ganz sicher war das so. Gleich würde ein Arzt
kommen und sich um sie kümmern. Und morgen würden sie sich alle im Krankenhaus
um Jules Bett versammeln. Vielleicht wäre es dann schon wieder möglich, einen
Witz über das Hühnerkostüm in der Notaufnahme zu machen.
    Jonas schlug die Augen auf.
    »Marie«, flüsterte er.
    Sie beugte sich über ihn. »Scht, sei still.«
    »Aber was …?«
    »Es wird alles gut. Hörst du? Mach dir keine Sorgen.«
    Er versuchte zu sprechen, doch es gelang ihm nicht, und er sank
wieder in ihren Schoß zurück.
    »Es wird alles gut, versprochen.«
    Jonas hörte sie nicht mehr. Er hatte das Bewusstsein verloren.
    Marie spürte, wie sich ihre Brust verengte. All die Toten. Das
Chaos. Jonas. Jule. Sie glaubte keine Luft mehr zu bekommen.
    Als sie anfing zu schreien, erkannte sie ihre Stimme nicht wieder.
Sie klang unwirklich, viel zu laut und zu schrill. Doch sie schrie, bis sie
heiser wurde, schrie immer weiter: »Wir brauchen einen Arzt! Wir brauchen einen
Arzt!«
    Vanessa war mit dem Mixen eines Cocktails beschäftigt, als sie den
Lärm am anderen Ende des Foyers bemerkte. Sie sah auf. Menschen stürmten aus
dem Durchgang zum Blauen Saal. Es ging hektisch zu. Das war nicht einfach das
Durcheinander einer Party. Den Leuten standen Angst und Schrecken ins Gesicht
geschrieben. Sie strömten ins Foyer, als ginge es um ihr Leben. Nun waren auch
erste Schreie zu hören.
    Die Sicherheitsleute reagierten schnell. Alle Eingänge wurden geöffnet.
In der Fensterfront neben der Schleuse ließ sich eine Nottür zur Seite
schieben. Ein riesiges Loch entstand, durch das ein kühler Wind vom Platz hineinwehte.
Die Menschen strömten ins Freie.
    Draußen waren überall Polizeiautos. Polizisten stürmten in die
Halle. Wie Perlen einer Kette reihten sie sich im Foyer auf. Kurze Absprachen
mit den Sicherheitsleuten, dann verteilten sie sich. Stürmten zum Blauen Saal.
Sicherten die Ausgänge. Begannen damit, die panischen Leute ruhig und geregelt
nach draußen zu führen.
    Rund um den Cocktailstand reckten die Leute ihre Hälse. Keiner
verstand, was passierte.
    »Was ist denn da los? Ist einer umgekippt?«
    »Nee, das ist was Dickeres. Da muss was Ernstes passiert sein.«
    »Krass.

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