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Bullenball

Bullenball

Titel: Bullenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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morgen?«
    »Nicht nur das. Wir wissen auch, wo das Ganze stattfinden soll. In
der Halle Münsterland, stimmt’s? Wir werden beide dort sein, die Männer- und
die Frauengruppe.«
    »Wer hat das denn verraten?«
    »Jonas’ Freunde konnten wohl nicht dichthalten. Aber Uli hat sich
auch schon verplappert.«
    Er senkte den Blick. Jule begriff jetzt, was er anzudeuten
versuchte.
    »Du wirst doch dabei sein, oder etwa nicht?«
    »Ich darf nicht. Papa hat es verboten.«
    »Das kann er doch nicht machen! Das ist unser Junggesellenabschied.
So was hat man nur einmal im Leben. Du musst einfach dabei sein!«
    »Er hat aber Nein gesagt.«
    »Dann werde ich noch mal mit ihm reden. Der spinnt doch.«
    »Vergiss es. Der ist stocksauer auf mich. Du wirst seine Meinung
auch nicht ändern.«
    »Aber …«
    Jule zögerte. Da war diese ganz besondere Beziehung zwischen ihnen.
Beinahe so wie früher. Die wollte sie keinesfalls zerstören.
    »Ich lass mir etwas einfallen. Du bist auf jeden Fall morgen Abend
dabei.«
    »Aber wie …?«
    »Lass das mal meine Sorge sein. Papa wird nichts davon mitkriegen.
Das verspreche ich.«
    Sein Gesicht hellte sich auf. »Du meinst …?«
    »Genau.« Jule grinste. »Wir werden dich schon irgendwie hier
rausschmuggeln. Ich denke …«
    Sie verlor den Faden, denn plötzlich war Musik zu hören.
Marschmusik, die ganz leise durchs Fenster drang. Sie wechselte mit Niklas
einen Blick. Eine Tuba begann zu quäken: »Ein Prosit, ein Prosit der
Gemütlichkeit«.
    Sie sprangen auf. Am Fenster erkannten sie etwa ein Dutzend Leute
auf dem Schotterweg, der von der Straße zu ihrem Hof führte. Alles Musiker der
Jazzband. Einige spielten auf ihren Instrumenten, andere zogen einen geschmückten
Bollerwagen hinter sich her, auf dem sich die Bierkisten stapelten. Und
mittendrin Jonas, der ihr mit einem breiten Grinsen entgegenwinkte.
    Der Marsch wechselte zu einem Reggae-Rhythmus, und »Ein Prosit«
wurde als Reggae-Stück gespielt. Dann folgte ein Blues, danach eine Rumba. So
ging es immer weiter, bis sie den Hof erreicht hatten und vor dem geöffneten
Fenster stehen blieben, an dem Jule und Niklas lehnten.
    »Was soll das denn werden?«, rief Jule herunter.
    »Wonach sieht’s denn aus?«, kam es zurück.
    Günter Ehlers schob sich nach vorn und blickte zu den beiden hinauf.
»Wir haben ja gehört, dass ihr keinen Polterabend machen werdet!«, rief er. »Da
mussten wir uns natürlich was anderes überlegen. Jonas meinte, du hättest
bestimmt nichts dagegen.«
    Ein paar Jungs fingen an, die Bierkisten aus dem Bollerwagen zu
stemmen und in Richtung Haustür zu schleppen.
    »Wenn wir nicht eingeladen werden, müssen wir uns eben selbst
einladen«, rief Günter Ehlers.
    Jule wandte sich aufgeregt an Niklas. »Komm, wir gehen runter und
lassen sie schnell herein. Wer weiß, was sie sonst noch anstellen.«
    Sie war bereits an der Tür, als sie merkte, dass Niklas sich nicht
von der Stelle gerührt hatte.
    »Komm schon! Worauf wartest du?«
    Sein Gesicht verdunkelte sich. »Ich darf mein Zimmer nicht
verlassen, das weißt du doch. Papa kommt gleich wieder nach Hause, und wenn er
mich dann unten im Wohnzimmer sieht …« Er hob die Schultern. Draußen vor dem
Fenster wurde nun der Marsch der Egerländer Musikanten gespielt. Normalerweise
kam der erst, wenn alle schon ziemlich betrunken waren.
    Jule hatte eine Idee. »Es wird hier oben sehr eng werden«, sagte
sie, »aber irgendwie wird es schon gehen. Oder was meinst du?«
    »Du meinst hier in meinem Zimmer?«
    Sie lachte. »Pack besser deine Pornoheftchen weg, bevor sie einer zu
sehen bekommt. Und dann lass uns deinen Schreibtisch und die Kommode
heraustragen. Mit ein paar Kissen wird das hier schon gemütlich werden. Ich
lass jetzt mal besser die anderen ins Haus.«
    Sie war bereits auf der Schwelle, als ihr noch etwas einfiel. »Ach,
und Niklas?«
    »Ja?«
    »Was den Bullenball betrifft: Keine Sorge, du wirst auf jeden Fall
dabei sein. Verlass dich auf mich.«

13
    Es war eng und heiß in Niklas’ Zimmer. Überall waren
Menschen. Im Bett, auf dem Sofa und auf den Kissen am Fußboden. Die Vorhänge
waren zugezogen, und eine Lichtorgel ließ bunte Flecken über die Wände kreisen.
Jule hätte nicht sagen können, wie spät es inzwischen war. Sie fühlte sich
beschwipst von dem Kirschlikör, den Günter Ehlers mitgebracht hatte und der auf
einem Tablett voller Schnapsgläser unentwegt im Zimmer kreiste.
    Lea, eine der Flötistinnen, hockte vor dem MP 3-Player, den

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