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Bullenball

Bullenball

Titel: Bullenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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herausfinden können?«
    »Nein, gar nichts. Matthis Röhrig war keine große Nummer. Außerdem
hat er sich in letzter Zeit vollkommen zurückgezogen. Sieht fast so aus, als
wäre er zum Schluss völlig sauber gewesen.«
    »Keine Rivalitäten aus der Zeit davor?«
    »Nichts. Er ist keinem auf die Füße getreten. Wenn du mich fragst,
ist das eine Sackgasse. Wir müssen uns auf sein direktes Umfeld konzentrieren.
Das scheint mir vielversprechender zu sein.«
    Hambrock gab ein Brummen von sich und stieß seine Bürotür auf. »Na
ja, wir sehen uns bei der Besprechung.«
    Gratczek verschwand auf dem Flur. Hambrock warf seine Jacke über den
Stuhl und öffnete das Fenster. Feuchtkalte Luft strömte herein und ließ ihn
schaudern. Es war eine klamme nagende Kälte, die jede Erinnerung an den warmen
Spätsommer verscheuchte. Eilig schloss er das Fenster wieder und hockte sich
missmutig vor seinen Computer.
    Sein Handy machte sich bemerkbar. Er zog es hervor und blickte aufs
Display. Es war Erlend. Seine Stimmung änderte sich schlagartig.
    »Elli! Wie schön, dass du dich meldest!«
    Er spürte Freude und seltsamerweise auch ein bisschen Aufregung. Was
so ein paar Wochen der Trennung doch bewirken konnten.
    »Hallo, Bernhard! Ich störe doch nicht?«
    »Nein, ich bin allein im Büro.«
    »Schön. Pass auf. Ich habe nämlich eine gute Nachricht: Das Leben
hat mich wieder.«
    »Was, du kommst zurück?«
    Am anderen Ende ein tiefer Seufzer der Erleichterung. »Ja. Mutter
wird heute aus dem Krankenhaus entlassen. Die Ärzte hätten sie zwar lieber noch
ein bisschen dabehalten, aber dagegen hat sie rebelliert. Ich bleibe noch über
Nacht, und morgen mach ich mich dann auf den Weg nach Münster. Sollen die
beiden jetzt sehen, wie sie allein miteinander klarkommen. Ich habe lange genug
zwischen den Fronten gestanden. Hast du das lange Wochenende frei?«
    »Ich hab Bereitschaft. Aber es wird schon nichts dazwischenkommen.«
    Sie lachte. »Ach, Bernhard. Wenn wir uns zwei Wochen nicht gesehen
haben, und du hast Bereitschaft, dann wette ich hundert zu eins, dass was
dazwischenkommt.«
    »Warten wir es ab. Es wird schon gut gehen.«
    Es klopfte an der Tür, und im nächsten Moment stand Heike im Büro.
Sie schien nicht zu bemerken, dass er ein Privatgespräch führte, und setzte
sich ungefragt auf den Besucherstuhl, wo sie in den Unterlagen, die sie mitgebracht
hatte, zu blättern begann.
    »Ist da jemand bei dir im Büro?«
    »Heike ist gerade reingekommen.«
    Als sie ihren Namen hörte, hob sie fragend den Kopf.
    »Bestell ihr einen schönen Gruß. Wir sehen uns morgen.«
    »Also gut. Bis morgen, ich freue mich schon.« Er legte auf und
sagte: »Schöne Grüße von Erlend.«
    »Wie geht es ihr?«
    »Gut. Sie kommt morgen wieder.«
    »Tatsächlich? Das ist doch toll.«
    Sie wollte offenbar noch etwas zu Erlends Rückkehr sagen, doch
Hambrock schnitt ihr das Wort ab. Es war ihm plötzlich unangenehm, wenn so viel
Aufhebens um seine Gefühle gemacht wurde. Er deutete auf die Unterlagen in
ihrer Hand.
    »Was gibt es denn?«, fragte er.
    »Eine neue Amokdrohung. Im selben Forum, in dem Niklas seine
Drohungen reingestellt hat.«
    »Schon wieder? Was ist denn auf einmal los? Sind die alle
durchgedreht?« Er nahm den Ausdruck mit gerunzelter Stirn entgegen. »Aber
Niklas war es doch nicht, oder? Das würde er wohl nicht wagen?«
    »Der Benutzername ist ein anderer. Lord of Revenge. Aber das hat ja
nichts zu sagen, das kann jeder sein, auch Niklas. Wenn man den Text liest,
entsteht allerdings ein anderes Bild. Aber lies selbst.«
    Hambrock überflog den ausgedruckten Forumseintrag.
    lord_of_revenge
    Amok
    Ihr denkt, ihr habt den Amokläufer gefasst? Ihr Idioten. Keine
Ahnung habt ihr, was euch bevorsteht. Ich werde die Welt in Flammen werfen. Ich
werde auf eine Weise Rache nehmen, die ihr niemals vergessen werdet. Es wird
ein Bullenschlachtfest geben, bei dem das Blut von euch Bastarden nur so
fließen wird. Es wird euch zerfetzen und in Stücke reißen. Keiner ahnt, wozu
ich fähig bin.
    Und was macht die Polizei? Sie läuft vertrottelten Gymnasiasten
hinterher. Und bildet sich ein, damit könnte sie das Anne-Frank schützen und
die Leute, die dort zur Schule gehen. Dabei hat sich dieser Typ einfach nur von
mir inspirieren lassen. Von mir! Ich sag es doch: Idioten.
    Keiner kann mich aufhalten. Eure Zeit läuft ab. Besser, ihr nutzt
die Gelegenheit, um eure Gebete zu sprechen. Denn bald wird es zu spät dafür
sein.
    Hambrock blickte auf.

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