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Bullenball

Bullenball

Titel: Bullenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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könnte. Ich brauche deine Fähigkeiten am
Computer.«
    Ben war immer noch perplex. »Wozu?«
    »Um … na, du weißt schon. Du kennst dich doch damit aus, wie man in
andere Systeme eindringt.«
    Sein Gesicht verdunkelte sich. Marie fürchtete, ihre Bitte falsch
formuliert zu haben. Zwar wusste jeder, dass Ben früher ein Hacker war. Das war
an der Schule ein offenes Geheimnis gewesen. Allerdings hatte er das niemals
offen zugegeben. Und nun überfiel sie ihn hier im Treppenhaus vor seiner
Wohnung und platzte damit heraus, als wäre es das Normalste auf der Welt.
    »Bitte, Ben. Wenn es nicht wichtig wäre, würde ich dich nicht darum
bitten. Hör dir wenigstens an, worum es geht. Mehr verlange ich nicht.«
    Er sah sie lange an. Dann stahl sich ein Lächeln in sein Gesicht.
»Also gut. Komm herein.«
    Auf dem Parkplatz flammten die Laternen auf und tauchten den Hof
vorm Polizeipräsidium in ein dämmriges Licht. Regenschleier trieben über den
Platz. Das Tiefdruckgebiet hatte sich festgesetzt, und glaubte man dem
Radiobericht, sollte sich auch während des langen Wochenendes nichts daran
ändern.
    Aber was spielte das Wetter schon für eine Rolle, wenn Erlend doch
endlich nach Hause kam.
    Hambrocks Bürotür stand weit offen, ein Zeichen dafür, dass ihm
Störungen nichts ausmachten. Heike blieb auf dem Weg zum Treppenhaus auf der
Schwelle stehen und streckte ihren Kopf herein. Unterm Arm trug sie einen
Regenschirm, ihre Jacke hatte sie bis obenhin zugeknöpft.
    »Wenn du nichts dagegen hast, gehe ich jetzt nach Hause.«
    »Nein, nein. Schönes Wochenende.« Er warf einen Blick zum Fenster.
»Ich könnte einer Streife Bescheid sagen, damit sie dich nach Hause bringt.«
    »Ach was, die paar Meter bis zum Bus. Da werde ich schon halbwegs
trocken bleiben.«
    »Dass du dir nur keine Erkältung holst.«
    »Ich bin schwanger, ich leide an keiner Immunschwächekrankheit.
Guido spricht übrigens gerade mit den Leuten vom Provider. Wie es aussieht, hat
er endlich einen an der Strippe, der was zu sagen hat. Gleich wirst du mehr wissen.«
    »Also gut.« Er lächelte. »Wir sehen uns am Dienstag.«
    »Grüß Erlend von mir.«
    »Das mach ich.«
    Sie zögerte. »Bestimmt habt ihr ja was Besseres vor. Aber wenn euch
das Wochenende zu lang wird, meldet euch doch. Dann können wir vielleicht etwas
gemeinsam unternehmen.«
    »Bist du denn alleine?«
    »Ja. Martin ist mit den Kindern bei seinen Eltern. Eigentlich wollte
ich ja mitkommen, aber dann habe ich es mir anders überlegt. Irgendwie wird mir
das grad alles zu viel. Da fand ich die Idee, alleine zu sein und die Füße
hochzulegen, sehr verführerisch. Aber ein bisschen Abwechslung kann natürlich
nicht schaden. Wenn ihr Lust habt.«
    »Ich ruf dich einfach an. Vielleicht klappt es ja am Feiertag.«
    »Das wäre schön.«
    Sie nahm ihren Schirm und machte sich auf den Heimweg. Hambrock
wollte schon aufstehen, um bei Guido Gratczek vorbeizuschauen, als der Kollege
plötzlich in sein Büro kam.
    »Wir haben sie«, verkündete er.
    »Die IP -Adresse?«
    »Genau. Die Drohung wurde von einem privaten Anschluss aus gepostet.
Wir haben eine Adresse.«
    »Lass mich raten: Benedikt Steinhauser?«
    »Nein. Pech gehabt. Aber derjenige, um den es hier geht, wurde ebenfalls
von uns befragt.«
    Der Wind frischte auf, Regen sprühte gegen das Bürofenster. Hambrock
wurde ungeduldig.
    Guido bemerkte es und begann zu lächeln. »Soll ich’s sagen?«
    Marie hatte etwas steif in Bens Zimmer gestanden, als wolle sie in
dem unordentlichen und schmutzigen Raum möglichst nichts berühren. Er hatte das
einfach ignoriert und ihr einen Küchenstuhl geholt, damit sie sich an den
Schreibtisch setzen und ihm über die Schulter schauen konnte. Zögerlich
streifte sie die durchnässte Jacke ab und setzte sich zu ihm.
    »Um welches Forum geht es denn?«, fragte er.
    Sie nannte ihm die Internetadresse, und er gab sie ein. Auf dem
Bildschirm erschien ein Totenkopf, begleitet von animierten Grabsteinen und
umherflatternden Raben.
    Marie hatte ihm erklärt, dieser Unbekannte mit dem Nicknamen König
von Brook habe sie und ihre Jazzband im Internet beschimpft, und jetzt wolle
sie wissen, wer sich dahinter verberge.
    Ben hatte gleich gemerkt, dass sie log. Etwas anderes musste
geschehen sein, wenn Marie solch einen Aufwand betrieb, um diesen Typen zu
demaskieren. Doch das interessierte ihn nicht. Es musste sie Überwindung
gekostet haben, nach all den Jahren bei ihm aufzutauchen und ihn um Hilfe zu
bitten. Sie

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