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Bullenball

Bullenball

Titel: Bullenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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stieß einen erleichterten Seufzer aus.
    »Du hast das Rindfleisch bekommen?«, begrüßte er sie.
    »Natürlich. Und zweihundert Gramm durchwachsenen Speck.«
    Er nahm die Tüte mit dem sorgfältig abgepackten Fleisch entgegen.
Was fehlte, war der übliche Werbeaufdruck seiner Stammmetzgerei, zu der er
Heike geschickt hatte.
    »Wo hast du das denn her?«
    »Vom Pennymarkt.«
    »Aber …«
    Sie verdrehte die Augen. »Keine Sorge, ich habe extra eine Schleife
gedreht und war bei deinem Biometzger. Denen sind nur die Tüten ausgegangen.«
    Er packte erleichtert das Fleisch zu seinen übrigen Einkäufen.
»Danke Heike, ganz ehrlich. Du bist mit Gold nicht aufzuwiegen.«
    »Wann ist Erlend denn am Bahnhof?«
    »Um kurz nach sechs. Sie kommt mit dem Zug aus Enschede.«
    Heike blickte auf die Uhr über seiner Bürotür.
    »Das werde ich schon alles schaffen«, meinte er. »Wir müssen nur …«
    Die Tür wurde aufgestoßen, und Guido Gratczek trat ein. Er
balancierte ein Tablett mit Kaffeetassen, Milch und Zucker vor sich her. Falls
Hambrock geglaubt hatte, seinen Kollegen nun doch einmal in Freizeitkleidung zu
erleben, dann hatte er sich wieder getäuscht. Wie immer war er perfekt
gekleidet. Ein schlichter, eleganter Anzug von Hugo Boss, dazu ein matt
glänzendes, tailliertes Oberhemd.
    Er begrüßte Heike und stellte das Tablett auf dem Besuchertisch ab.
    »Ich habe dir koffeinfreien Kaffee gemacht. Das ist hoffentlich in
deinem Sinne?«
    »Ich bin nur schwanger, Guido. Es ist rührend, wie ihr euch um mich
kümmert, aber vielleicht darf ich noch selbst entscheiden, was gut für mich
ist.«
    »Oh. Entschuldige. Ich wollte nicht …«
    »Nein, nein, lass mal. Ist schon okay, ich nehme einen
koffeinfreien.«
    Hambrock beobachtete, wie Guido den Kaffee servierte. Mit seiner
aufrechten Haltung und den bedächtigen Bewegungen wirkte er wie ein diskreter
Kellner in einem Luxushotel. Dann setzte er sich, schlug die Beine übereinander
und zerstreute dadurch diesen Eindruck.
    »Jetzt möchte ich wissen, was wir an einem Samstag hier tun«, sagte
er. »Du hast es ja ganz schön spannend gemacht. Aber ich schätze mal, es geht
um den verschwundenen Marlon, habe ich recht?«
    Hambrock nickte. »Das stimmt. Gibt es irgendwelche Neuigkeiten?«
    Guido Gratczek hatte trotz des freien Samstags die Ermittlungen
koordiniert, und er leitete auch die Fahndung nach dem Verdächtigen. Da die
Gruppe seit Tagen in dem Fall drinsteckte, wäre es Unsinn gewesen, die Sache
fürs Wochenende an die diensthabenden Kollegen abzugeben.
    »Nein, Marlon ist weiterhin abgetaucht. Das Anne-Frank-Gymnasium ist
aber informiert. Suhrkötter bereitet gemeinsam mit den Kollegen die
Objektsicherung vor. Solange Marlon verschwunden bleibt, ist in der Schule Ausnahmesituation.
Zum Glück ist heute erst Samstag, und am Montag ist ja Feiertag. So bleiben uns
drei Tage, bis die Schule wieder öffnet. Bis dahin ist viel Zeit, um Marlon zu
finden und Licht in die Sache zu bringen.«
    »Was ist mit seinem Computer?«
    »Ich habe meine Kontakte spielen lassen. Ihr kennt doch die Kollegin
Selmer aus der Kriminaltechnischen Untersuchung? Die hat sich bereit erklärt, ihren
Samstag zu opfern und sich den Rechner einmal vorzunehmen. Da bekommen wir
bestimmt bald eine Rückmeldung.«
    »Gut«, sagte Hambrock. »Warten wir es ab.« Dann holte er tief Luft.
Jetzt würde er die Katze aus dem Sack lassen. »Also, erst einmal danke ich euch,
dass ihr gekommen seid. Ich möchte eine Theorie besprechen. Vor allem möchte
ich sie nach Schwachstellen absuchen lassen. Es geht dabei tatsächlich um
Marlon, das hast du ganz richtig vermutet, Guido.«
    Er machte eine Pause und gab Milch und viel Zucker in seine Tasse.
    »Gehen wir einmal davon aus, seine Drohungen sind ernst gemeint und
er wird tatsächlich einen Amoklauf unternehmen. Wir denken, dass das
Anne-Frank-Gymnasium gefährdet ist. Schließlich war das seine alte Schule, und
er hat dort schon einmal per Telefon eine Drohung ausgesprochen. Was aber wäre,
wenn das Gymnasium gar nicht sein Zielobjekt ist? Und wenn er auch nicht bis
Dienstag warten wird, sondern viel früher zuschlagen will? Ich glaube nämlich,
er hat sich ein ganz anderes Szenario für seinen Amoklauf ausgesucht. Mit
seiner alten Schule hat das nichts zu tun.«
    »Sondern?«, fragte Heike.
    Hambrock stieß einen Seufzer aus. »Ich denke, er wird schon heute
Abend zuschlagen. Und zwar auf dem Bullenball in der Halle Münsterland.«
    Schweigen. Er betrachtete

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