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Bullenhitze

Bullenhitze

Titel: Bullenhitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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bei einer Unternehmensberatung in Frankfurt angehängt.«
    »Bei einer Unternehmensberatung?«, wunderte sich Lenz. »Als Psychologe?«
    »Mein Schwerpunkt ist Wirtschaftspsychologie.«
    »Aha«, machte der Kommissar.
    »Aber Sie hatten schon vor, sich im Geschäft Ihres Vaters einzubringen?«, setzte Hain die Befragung fort.
    »Natürlich. Ich habe zwei Universitätsstudiengänge abgeschlossen, was sollte mich hindern?«
    »Neben Psychologie noch einen weiteren?«
    »Ja, ich bin außerdem Betriebswirt.«
    »Ich muss noch einmal auf den Tod Ihres Vaters zurückkommen, Herr Kronberger«, übernahm Lenz wieder die Gesprächsführung. »Wenn Sie einen möglichen Suizid Ihres Vaters so kategorisch ausschließen, bliebe als Todesursache eigentlich nur noch ein Fremdverschulden. Hatte Ihr Vater Feinde, über die er mit Ihnen gesprochen hat? In der Baubranche geht es ja mitunter ziemlich rau zu. Oder auch im Privatleben?«
    Kronberger hob den Kopf, sah zur Decke und zuckte mit den Schultern. »Da bin ich wirklich überfragt, meine Herren. Ich bin seit einem knappen halben Jahr wieder in Kassel, doch über mögliche Feindschaften habe ich mit meinem Vater nie gesprochen. Wenn Sie mich allerdings so direkt fragen, glaube ich natürlich schon, dass es in der Baubranche ohne ein gerütteltes Maß an Durchsetzungskraft nicht geht. Und diese Durchsetzungskraft hatte mein Vater nun einmal. Dass er sich damit nicht nur Freunde gemacht hat, versteht sich von selbst.«
    »Ja, das versteht sich sicher von selbst«, paraphrasierte Lenz und dachte dabei daran, dass er dieses Statement so ähnlich schon einmal gehört hatte an diesem Tag.
    »Und seine privaten Dinge hat er seit dem Tod meiner Mutter vor knapp fünf Jahren bewusst sehr diskret behandelt«, beantwortete der junge Mann auch den zweiten Teil der Frage.
    »Hatte er eine neue Partnerin?«
    Wieder hob Kronberger die Schultern. »Mit diskret meine ich, dass er auch mit mir nicht darüber gesprochen hat. Was im Klartext heißt, dass ich es nicht weiß.« Erneut musste Kronberger sich bemühen, nicht die Fassung zu verlieren.
    »Wann haben Sie Ihren Vater zum letzten Mal gesehen?«
    »Das war gestern Abend. Wir hatten einen gemeinsamen Termin außerhalb, danach hat er mich an meiner Wohnung abgesetzt.«
    »Wo war dieser Termin?«
    »Außerhalb. Mehr möchte ich dazu nicht sagen, weil wir unserem Geschäftspartner gegenüber Stillschweigen vereinbart haben.«
    »Dann können Sie uns natürlich auch nicht sagen, um was es bei diesem Geschäftstermin ging?«, hakte Hain nach.
    Kronberger atmete mit geschlossenen Augen durch. Er vermittelte den Anschein, als würde er in den nächsten Sekunden explodieren. »Das versteht sich doch bei der geschilderten Ausgangslage von selbst, oder?«
    »Vermutlich, ja«, lenkte der Oberkommissar ein. »Was haben Sie gemacht, nachdem Ihr Vater Sie zu Hause abgesetzt hatte?«
    Nun funkelte Kronberger zuerst Hain an, danach Lenz. Dann sprang er unvermittelt und mit solchem Schwung auf, dass sein Stuhl nach hinten umkippte und klappernd auf dem Boden aufschlug. »Meine Herren, unser Gespräch ist hiermit beendet. Sollten Sie weitere Fragen an mich haben, bin ich gerne bereit, mit Ihnen zu sprechen, allerdings nur in Gegenwart meines Rechtsbeistandes.« Er bedachte jeden der Polizisten mit einem sparsamen Kopfnicken. »Ich hoffe, wir haben uns verstanden.«
    Natürlich, wollte Lenz erwidern, doch da war der neue starke Mann der Kronberger-Bau-GmbH schon aus der Tür.
     
     

22
    Klaus Patzner rannte über eine sanft abfallende, grüne, saftige Wiese, vor ihm seine Frau und seine beiden Mädchen.
    Nicht so schnell, ich komme ja gar nicht hinterher, wollte er ihnen zurufen, doch aus seinem Mund kamen keine Worte, sondern nur ein seltsames Stöhnen. Wieder versuchte er, seiner Familie etwas zuzurufen, doch nun wurden seine Worte von einem startenden Düsenflugzeug übertönt. Er schrie lauter, noch lauter, doch die drei liefen einfach weiter. Dann stolperte er, fiel hin und überschlug sich mehrfach. Als er schließlich liegenblieb, durchzuckte ihn ein stechender Schmerz in der Brust.
    Er holte tief Luft, öffnete das linke Auge und erschrak furchtbar, weil er nichts um sich herum erkennen konnte. In der Zwischenwelt zwischen Traum und Wirklichkeit, in der er sich nach seiner Meinung befand, gab es keine Helligkeit. Dann öffnete er das rechte Auge, schluckte, blinzelte und bekam den nächsten Schrecken, weil ihm nun klar wurde, dass er nicht mehr schlief,

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