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Bullenhitze

Bullenhitze

Titel: Bullenhitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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mir trotzdem ein großes Bedürfnis, euch zu versichern, dass auch nach seinem Tod die Firma wie gewohnt weiterlaufen wird. Wir werden versuchen müssen, seinen nicht zu ersetzenden Verlust zu verschmerzen und ohne ihn unseren erfolgreichen Weg fortzusetzen.«
    Er nahm das Megafon herunter und putzte sich die Nase.
    »Ich weiß«, fuhr er fort, »dass viele von euch bei uns gelernt und die meisten ihr ganzes Berufsleben hier zugebracht haben. Manche habe ich schon kennengelernt, als ich noch mit dem Dreirad zwischen den Lastern umhergekurvt bin, und mehr als einmal habt ihr mich verflucht, wenn ich euch mit meinen nervtötenden Fragen auf den Wecker gegangen bin. Trotzdem, und obwohl ich kein Mann des Baus bin, sondern ein Erbsenzähler, ein Wirtschaftler, bitte ich euch, mir zu vertrauen. Ich bitte euch, mir zuzutrauen, dass ich diese Firma so leiten kann, dass am Monatsende immer alle satt werden und genug Geld verdienen, um gut über die Runden zu kommen, trotz der Krise, in der wir uns gegenwärtig befinden. Vielen Dank.«
    Nach ein paar vereinzelten Klatschern brandete doch noch richtiger Applaus auf, obwohl einige der Arbeiter in den hinteren Reihen mit Kopfschütteln auf die Rede von Kronberger Junior reagierten.
    »Na«, meinte Hain, »da haben wir die ersten Informationen gekriegt.«
    »Stimmt. Lass uns trotzdem sehen, dass uns der Junge nicht abhaut.«
    Sie bahnten sich ihren Weg durch die noch immer in kleinen Gruppen zusammenstehenden, diskutierenden Arbeiter. Als sie an der Rampe ankamen, sahen sie den Mann mit dem Megafon neben einem anderen, gut gekleideten Mann stehen, dem er gerade die Flüstertüte in die Hand drückte und sich abwandte.
    »Herr Kronberger«, rief Hain hinter ihm her, doch es kam keine Reaktion.
    »Herr Kronberger, hallo«, rief der Oberkommissar wieder, diesmal deutlich lauter. Nun blieb der Mann stehen und sah sich um.
    »Ja bitte?«, rief er in Richtung der Polizisten, die ein paar Augenblicke später mit ihren Dienstausweisen in der Hand vor ihm standen.
    »Ah, mal wieder die Polizei. Gibt es etwas Neues?«
    »Das kommt darauf an, was Sie schon wissen, Herr …?«, erwiderte Hain.
    »Kronberger. Roland Kronberger.«
    »Was haben Ihnen unsere Kollegen denn erzählt?«
    »Dass mein Vater tot in seinem Wagen aufgefunden wurde, in der Nähe des Auestadions. Zu den näheren Umständen konnten oder wollten sie keine Angaben machen.«
    »Das ist leider im Moment wirklich etwas schwierig«, erklärte Lenz. »Können wir Sie kurz sprechen, Herr Kronberger?«
    Er sah die Kommissare abwesend an, nickte und drehte sich um. »Wenn es geht, bitte nicht so lang. Ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht, immerhin habe ich heute meinen Vater verloren«, erklärte er im Gehen.
    »Selbstverständlich. Wir haben nur ein paar kurze Fragen, es wird nicht lange dauern.«
    Kronberger ging voraus zu einem nicht sonderlich gepflegten Sozialraum, bot jedem Polizisten einen Platz an und setzte sich ebenfalls an den mit einer Resopalplatte versehenen Tisch.
    »Also, was kann ich für Sie tun, meine Herren?«
    »Wie Sie richtig bemerkt haben, Herr Kronberger«, nahm Lenz das Gespräch auf, »gibt es Irritationen wegen der Todesursache Ihres verstorbenen Vaters. Zur Stunde wird sein Leichnam obduziert, um die genauen Umstände, die zu seinem Tod geführt haben, zu klären. Hat Ihr Vater in der letzten Zeit einmal darüber gesprochen, sterben zu wollen? Sich das Leben nehmen zu wollen?«
    Roland Kronberger schüttelte fassungslos den Kopf. »Sind Sie wahnsinnig?«, blaffte er den Kommissar an. »Mein Vater stand mitten im Leben, und diesen Zustand wollte er auf keinen Fall, verstehen Sie, auf gar keinen Fall, selbst beenden.«
    »Bitte beruhigen Sie sich, Herr Kronberger«, bat Lenz. »Ich kann verstehen, dass die Nachricht vom Tod Ihres Vaters Sie schwer getroffen hat, aber wir machen nur unsere Arbeit.«
    Der Sohn des toten Bauunternehmers hob entschuldigend die Hände. »Sorry, meine Herren. Ich wollte sie nicht persönlich angreifen. Aber der Gedanke, dass mein Vater sich das Leben genommen haben könnte, ist derartig abwegig, dass er mir beinahe körperliche Schmerzen bereitet.«
    »Schon in Ordnung«, akzeptierte Hain die Entschuldigung. »Sind Sie eigentlich in die Geschäftsführung integriert, Herr Kronberger?«
    »Bis heute Morgen noch nicht in vollem Umfang, nein. Das muss und wird sich nun natürlich ändern. Ich habe ein paar Jahre in Amerika Psychologie studiert, danach ein einjähriges Praktikum

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