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Bullenhitze

Bullenhitze

Titel: Bullenhitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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Auftritt. Warum haben wir es heute nur mit juristisch so verdammt beschlagenen Menschen zu tun?«
    Hain sah ihn fragend an.
    »Na ja«, fuhr Lenz fort, »er wollte uns damit klar machen, dass er weiß, wo der Hase lang läuft. Und dass er nur mit uns reden muss, wenn er das will. Und diese Frau aus … Wie hieß der Ort nochmal?
    »Werl.«
    »Ja, diese Frau aus Werl hat es genauso gemacht. Bei ihr kann ich es ja noch verstehen, weil sie Rechtsanwältin ist, aber sein Auftreten eben hatte doch was Einstudiertes, oder?«
    Hain dachte über das Gehörte nach. »Vielleicht fängst du auch an zu spinnen, mein Lieber. Oder dieser Kronberger hat uns verschwiegen, dass er noch ein Drittstudium hinter sich gebracht hat, nämlich Jura?«
    »Verarschen kann ich mich allein«, erwiderte Lenz säuerlich. »Wer sagt uns denn, dass es zwischen dieser Tussi aus Wesel und unserem feinen Herrn hier nicht eine Verbindung gibt?«
    »Werl. Sie kommt aus Werl. Und jetzt lass uns abhauen, sonst fängst du noch mehr das Spinnen an.« Damit verließ Hain das Gebäude und trat auf den Hof.
    Lenz folgte ihm. »Du hast ja recht«, lenkte er ein. »War eine blöde Idee.«
    Während sie über den Hof gingen und sich dem Dienstwagen näherten, kam von links ein älterer Mann in Bauarbeitermontur herangeschlendert.
    »Sind Sie von der Polizei?«
    Lenz und Hain blieben stehen und nickten.
    »Ja«, antwortete der Oberkommissar. »Warum?«
    »Sie haben bestimmt gerade mit dem Junior geplaudert, oder?«
    »Haben wir, ja.«
    »Und dabei hat er Ihnen sicher weisgemacht, dass er und sein toter Vater ein Herz und eine Seele gewesen sind, oder?«
    ›Oder‹ schien sein Lieblingswort zu sein.
    Lenz trat näher an den Mann heran, streckte die rechte Hand nach vorne und stellte sich und seinen Kollegen vor. »Und wer sind Sie, bitte?«
    »Zakowski ist mein Name. Willi Zakowski.«
    »Und Sie arbeiten hier, Herr Zakowski?«
    Er nickte. »Noch. Aber der Junior will 20 Prozent der Belegschaft nach Hause schicken. Einfach so.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Das weiß jeder hier auf’m Hof. Und jeder hat Angst, dass es ihn treffen könnte, deshalb hauen auch alle rein, als gäbe es kein Morgen.«
    »Aber Sie müssen es ja irgendwoher erfahren haben, Herr Zakowski?«
    »Hmm«, machte der. »Einer der Kollegen hat mit angehört, wie sich der Senior und der Junior gezankt haben, vorletzte Woche war das. Richtig angebrüllt sollen sie sich haben. Der Junge meinte, dass die Arbeit mit viel weniger Leuten zu machen wäre, aber der Alte wollte da nicht mit sich reden lassen. Er meinte wohl, dass, solange er das Sagen hätte, keiner der Arbeiter nach Hause geschickt würde. Nicht, wenn die Auftragslage so wie jetzt wäre.«
    »Ist die Auftragslage denn gut?«, wollte Hain wissen.
    »Bombig, klar. Der Alte kannte ja Gott und die Welt und hatte überall seine Finger drin, das hat ihn in den letzten Jahren, als es bei den anderen schlechter wurde, gerettet.«
    Zakowski warf einen verächtlichen Blick hinüber zum Bürogebäude und setzte wieder an: »Das wird sich jetzt wohl ändern. Dem Junior geht es nur um die Kohle, was anderes interessiert ihn nicht die Bohne. Aber das war doch immer so. Solange ich denken kann.«
    »Sind Sie schon lange hier beschäftigt?«
    »Das ist schon bald nicht mehr wahr«, lachte er auf. »Im nächsten Sommer werden es 35 Jahre. Dann bin ich 54, und glauben Sie bloß nicht, dass mir in dem Alter noch einer einen neuen Job gibt, wenn ich hier ausgemustert werde. Nee, nicht in unserer Branche«, schickte er verächtlich hinterher, »und nicht bei der Wirtschaftslage, die wir gerade haben.«
    Lenz zog den Kragen seiner Jacke hoch, weil ihn fröstelte. »Wie war denn das Verhältnis zwischen den beiden sonst so?«
    Zakowski spuckte aus. »Wie soll das schon gewesen sein? Der Alte hat immer gehofft, dass der Roland in seine Fußstapfen treten würde, also das Bauhandwerk von der Pike auf lernt und so. Aber den hat das gar nicht interessiert, der wollte lieber einen auf gebildet machen, der ewige Herr Student. Und nachdem die Frau Kronberger so plötzlich starb, ist der Junior dann sogar nach Amerika gegangen. Ich persönlich glaube, da hat der Alte sich schon ganz schön alleingelassen gefühlt.«
    Auch Hain wurde es offensichtlich kalt, denn er trippelte von einem Fuß auf den anderen.
    »Ja, Herr Zakowski, dann danken wir Ihnen, dass Sie uns das erzählt haben. Wenn wir noch Fragen haben sollten, können wir Sie ja hier erreichen, nicht?«
    Der

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