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Bullenhitze

Bullenhitze

Titel: Bullenhitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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und ein paar Augenblicke später verschwunden war. Eine halbe Minute später hielt er an der Kreuzung, an der er vorher links abgebogen war, setzte den Blinker nach links und beschleunigte. Danach musste er sofort wieder scharf bremsen, denn im dichten Nebel hätte er beinahe die Einfahrt zum Parkplatz übersehen. Er fuhr gegen die vorgeschriebene Fahrtrichtung ein, verlangsamte auf Schrittgeschwindigkeit und sah sich um. Direkt neben ihm tauchte im Dunst die riesig wirkende Silhouette einer abgestellten, unbeleuchteten Zugmaschine auf. Er hielt an, sah kurz hinüber und entschied, dass sein Anrufer nicht mit diesem Fahrzeug gekommen war. Langsam ließ er seinen Wagen anrollen und entdeckte im Scheinwerferlicht eine große, helle Limousine, deren Motorhaube in seine Richtung zeigte. Wieder trat er auf das Bremspedal, bis der Wagen stand, reckte den Kopf nach vorne und versuchte, im dichten Nebel mehr als die Konturen des Wagens zu erkennen. Erneut ließ er sein Auto ein paar Meter rollen, zog dann die Handbremse an und schaltete den Motor aus. Sofort wurde der scharf konturierte Lichtkegel, den seine Scheinwerfer in die Dunkelheit warfen, ein Stück dunkler.
    Bei dem Gedanken, aus seinem Wagen aussteigen zu müssen, lief Klaus Patzner ein kalter Schauer über den Rücken. Mit zitternden Fingern ertastete er den Knopf der Zentralverriegelung und drückte ihn nach unten. Im gleichen Moment jedoch wurde er von den Scheinwerfern des  weißen Autos geblendet, die zweimal kurz aufleuchteten. Patzner sah sich um, doch außer ihm und dem Fremden im Fahrzeug gegenüber, etwa 20 Meter entfernt, war der Parkplatz augenscheinlich leer. Wieder kroch ein Schauer über seinen Rücken, als er in dem Wagen eine Bewegung wahrnahm. Kurz danach wurde die Fahrertür geöffnet und ein mittelgroßer, dunkel gekleideter Mann mit einem großen Hut auf dem Kopf stieg aus, schlug die Tür zu, drehte sich nach links und lehnte sich mit den Händen in den Taschen an den Kotflügel. Patzner hatte den Eindruck, den Mann schon einmal gesehen zu haben, konnte ihn jedoch nicht einordnen, zumal er sein Gesicht noch nicht sehen konnte. Dann schluckte er, widerstand dem Drang, einfach den Motor zu starten und davonzufahren, griff zum Türöffner und stieg aus dem Wagen.
    »Hallo!«, rief er in das Licht seiner Scheinwerfer, doch der Mann bewegte sich nicht.
    »Wer sind Sie, verdammt nochmal?«, brüllte er nun mit aller Lautstärke. Daraufhin setzte der Fremde sich in Bewegung, kam langsam auf ihn zu und zog die rechte Hand aus der Manteltasche. Patzner hob ebenfalls die Hand, in dem Gedanken, der Mann wolle ihn begrüßen. Dann allerdings wurde er schlagartig von dem Gedanken überrollt, einen schweren Fehler gemacht zu haben.
    »Bitte nicht«, rief er und warf die Arme nach oben, doch im gleichen Moment drückte der Mann auf den Abzug des Tasers in seiner Hand.
    Patzner spürte ein leichtes Kribbeln, als die beiden mit  Nadeln an der Spitze versehenen Projektile seinen Brustkorb trafen, die, angetrieben von einem Gasdrucksystem, aus der Waffe katapultiert worden waren. An ihrem Ende surrten hauchdünne, isolierte Drähte mit durch die Luft und stellten eine elektrisch leitende Verbindung von Klaus Patzners Körper zu der merkwürdig geformten, klobig wirkenden Waffe in der Hand des Fremden her. Der Referent geriet in Panik, wollte schreien und zurück zu seinem Wagen springen, dazu kam er jedoch nicht mehr. Mit einer einzigen kurzen Bewegung seines rechten Zeigefingers gab der Mann etwa vier Ampere Stromstärke frei, die bei Patzner einen unglaublich intensiven Schmerz auslösten, wie er ihn noch nie zuvor erlebt hatte. Trotzdem blieb er auf den Beinen, und obwohl die Muskelgruppen, die zwischen den beiden mit Widerhaken versehenen Nadeln lagen, ihm den Dienst komplett versagten, dachte er instinktiv daran, zu fliehen. Erst die zweite Ladung Strom, die der Fremde direkt im Anschluss freisetzte, ließ ihn bewusstlos werden und hart auf dem kalten Asphalt aufschlagen.
     
     

21
    »Bleibt noch sitzen«, forderte Rüdiger Ponelies seine Kollegen auf, die sich gerade von ihren Stühlen erhoben, als er den Raum betrat.
    »Gut«, erwiderte Lenz und ließ sich wieder in den Stuhl zurückfallen. »Was hast du für uns, Rüdiger?«
    Der Oberkommissar schlug eine blaue Kladde auf und nahm ein Din-A4-Blatt heraus.
    »Über die Ehe der Wohlrabes konnte ich recht wenig herausfinden, weil …«, begann er, wurde jedoch gleich von seinem Chef

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