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Bullenhitze

Bullenhitze

Titel: Bullenhitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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löste die Anspannung während des Ausatmens.
    Nun erschien Luca mit den Getränken für den ersten Tisch.
    »Ich habe die Gläser oberhalb der Messer abgestellt«, erklärte er dem Paar, das sofort zu tasten begann. In rascher Folge bediente er die weiteren Tische, sodass nach kurzer Zeit alle mit Getränken versorgt waren. Danach brachte er die erste Vorspeise, den Salat. Wieder waren Wohlrabe und seine Frau die Letzten, die bedient wurden. Offenbar richtete sich die Reihenfolge nach dem Eintreffen.
     
    Der Bestattungsunternehmer hatte das Fleisch-Menü gewählt, seine Frau die vegetarische Variante. Mit vorsichtigen Bewegungen, die Gabel in der rechten Hand, versuchten beide, sich einen groben Eindruck darüber zu verschaffen, was da auf ihrem Teller angerichtet war.
    »Kommst du zurecht?«, fragte Wohlrabe leise.
    »Na ja«, erwiderte seine Frau. »Als erstes habe ich mir ein großes Stück Brot in den Mund geschoben, danach zweimal die leere Gabel. Im Moment bin ich gerade dabei, mit Messer und Gabel für kleinere Stücke zu sorgen.«
    »Mir ging es ganz ähnlich«, gab er in die Dunkelheit zurück und lachte dabei. »Auch ich hatte schon drei Leerfahrten mit der Gabel. Aber nun komme ich langsam zurande. Das, was ich bisher im Mund hatte, war köstlich.«
    »Ja, bei mir auch. Ganz frisches Gemüse und knackige Salate mit einem herrlichen Dressing.«
    »Hilft dir das Essen ein wenig über den Anflug von Panik hinweg?«, wollte er nach vorn gebeugt von ihr wissen.
    »Du hast es gemerkt?«
    Wohlrabe tastete nach ihrer Hand und streichelte darüber. »Natürlich, Monika. Wer, wenn nicht ich, kennt dich so gut?«
    Sie legte das Messer auf den Tellerrand und erwiderte seinen Händedruck. »Das stimmt. Wer, wenn nicht du? Aber, um deine Frage zu beantworten, ja, das Essen hilft dabei, mich abzulenken. Ich habe allerdings die Augen permanent geschlossen, um nicht in die Dunkelheit sehen zu müssen.«
    »Gute Idee. Lass es einfach so. Und wenn es tatsächlich nicht mehr gehen sollte, machen wir eben eine Pause.«
    Seine Frau wollte etwas erwidern, wurde jedoch von einer der vier Frauen am Nachbartisch unterbrochen.
    »Sie da, am Tisch gegenüber, Sie haben doch auch vegetarisch bestellt, oder? Was essen wir denn da gerade? Ist da Fenchel dabei?«
    Monika Wohlrabe wusste nicht ganz genau, ob sie wirklich gemeint war, doch dann antwortete sie einfach in die Finsternis. »Ja, ich habe vegetarisch bestellt. Und nein, ich kann keinen Fenchel herausschmecken. Es könnte eher Mangold sein, was da so intensiv schmeckt.«
    »Ah, Mangold. Den kenne ich gar nicht«, war die überraschende Reaktion.
    Dieser Dialog war der Startschuss für einen ausgelassenen Diskurs über die Tische hinweg. Schlagartig wich die vornehme Zurückhaltung einem fröhlichen Abgleich der Eindrücke und Vermutungen, was denn alles in den servierten Salaten enthalten sein könnte. Und noch bevor Luca die Teller abgeräumt hatte, war nahezu jeder mit jedem per Du und wusste, woher er stammte.
    Die vier Frauen am Nachbartisch kamen aus Göttingen und hatten sich gegenseitig mit den Einladungen zu diesem Event beschenkt. Das ältere Paar daneben kam aus Gotha und hatte die Karten für das Dinner von seinem Sohn überreicht bekommen. Nur die beiden auf der gegenüberliegenden Seite vom Tisch der Wohlrabes, ein junges Paar aus Westfalen, hielten sich etwas zurück. Die Frau blieb stumm wie der Fisch, den sie bestellt hatte, und auch ihr Gatte war nicht sehr gesprächig. Eher unwillig erzählte er, dass die Karten Teil eines Incentives in seiner Firma gewesen waren.
    Während Luca den nächsten Gang, die Suppe, servierte, schilderten die Wohlrabes vergnügt, dass sie demnach die Einzigen im Raum waren, die für ihr Menü im Dunkeln selbst bezahlt hatten.
     
     

4
    Lenz schaltete das Radio aus, lehnte sich zurück und streckte die Beine aus. Ruf an, dachte er. Ruf doch endlich an.
    Uwe Wagner hatte ihm angeboten, mit dem Klinikum in Kassel zu telefonieren, um Genaueres über Marias tatsächlichen Zustand zu erfahren, und ihn sofort zurückzurufen. Nachdem sein Freund davon gesprochen hatte, dass Maria am Leben sein müsse, hatte Lenz für einen Augenblick befürchtet, verrückt zu werden. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen und war froh darüber gewesen, dass der Pressesprecher, der Gott und die Welt kannte, sich für ihn informieren wollte. Nun leuchtete das Display auf, und die Melodie erklang. Der Hauptkommissar riss das vibrierende Gerät vom

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