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Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition)

Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition)

Titel: Bullenpeitsche: Kriminalroman (Droemer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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Gegenüber wie ein Stück Scheiße fühlt. Und dafür gehört ihm eigentlich weh getan.
    Ich stehe auf und spucke Krasniqi ins Gesicht. Leider ist die Scheibe dazwischen. Vielleicht hat er’s wenigstens knallen gehört. Ich gehe raus und lasse ihn stehen, den hässlichen Mann mit der blöden Grimasse. Der soll mich jetzt mal kennenlernen.
    »Hey«, sage ich.
    Meine beiden Kollegen stehen am offenen Fenster. Ich stecke mir eine Zigarette an und fange mir strafende Blicke ein.
    »Was?«, sage ich.
    »Schon gut«, sagt der Calabretta. Der Inceman kuckt einfach weg.
    »Gehen wir da gleich wieder rein?«, frage ich.
    »Wir?«, fragt der Calabretta.
    »Wir«, sage ich und blase den Rauch durch meine Nüstern.

    * * *

    Krasniqi ist wie ausgewechselt. Als hätte ihm jemand was gespritzt. Er schwitzt, er hält sich am Tisch fest, er windet sich, er hüpft mit dem Hintern auf dem Stuhl herum, und er redet wie ein Wasserfall, allerdings nur dummes Zeug. Dass er hier raus will, dass er mit der Sache nichts zu tun hat, dass seine Frau ein Baby kriegt. Er fühlt sich offensichtlich bei irgendwas ertappt, und ich werde den Eindruck nicht los, dass das etwas mit mir zu tun hat. Er sieht mich immer wieder mit wilden, gehetzten Augen an, wendet dann den Blick ab und zappelt wie ein Tier in der Falle. Es ist fast, als würde er mich kennen. Und als hätte er Angst vor mir. Das ist natürlich schön und gut, der soll ruhig Angst vor mir haben, das hatte ich mir fast ein bisschen gewünscht – noch besser wäre allerdings, wenn wir wüssten, warum das so ist. Wir können keine konkreten Fragen stellen und eiern im Grunde genauso rum wie Krasniqi, nur dass wir nicht nervös sind.
    »Also, Herr Krasniqi«, sagt der Calabretta, »wenn Sie nicht da waren, wo waren Sie dann?«
    »Wann? Gestern?«
    »Ja, gestern. Auch gestern.« Der Calabretta merkt, was er da für einen Mist verzapft und schiebt schnell noch ein »Gestern Nachmittag, Herr Krasniqi!« hinterher.
    Krasniqi schwitzt und sagt leise: »Mit meiner Frau beim Arzt.«
    »Wie bitte?«, fragt der Inceman und stützt sich mit den Händen vor Krasniqi auf dem Tisch ab.
    »Ich war mit meiner Frau beim Arzt«, sagt Krasniqi.
    »Bei welchem Arzt?« Der Calabretta läuft mit großen Schritten im Raum auf und ab.
    »Weiß nicht«, sagt Krasniqi, und ich habe den Eindruck, dass sein Akzent stärker wird.
    »Beim Zahnarzt?«, bellt der Calabretta.
    »Nein«, sagt Krasniqi, »weiß nicht … beim … na ja, beim Arzt für Frauen.«
    »Aha«, sagt der Calabretta, als wäre das jetzt eine Information, mit der irgendjemand was anfangen kann.
    Krasniqi fängt an, auf seinen Fingernägeln rumzukauen. Der Inceman hat zwar die Hände noch auf den Tisch gestützt, wirkt aber gedanklich ein bisschen abwesend. Auch ich schweife zusehends ab, denke wieder daran, was mir der Faller heute Morgen erzählt hat, und dass ich noch gar keine Gelegenheit hatte, das mit den Kollegen zu besprechen. Und irgendwann, als mir Kushtim Krasniqi mit seinem Gezappel und Gejaule nur noch auf die Nerven geht, kann ich nicht mehr zuhören, ziehe den Calabretta ein Stück beiseite und sage:
    »Vielleicht sollten wir den Faller ins Boot holen.«
    Der Calabretta macht große Augen und kuckt mich irritiert an, der Inceman sieht aus, als wolle er mich erschießen. Ja. Ich weiß. Entschuldigung. Total unprofessionell. Mann, der Typ macht mich wahnsinnig!
    Und in genau diesem Moment flippt Krasniqi vollkommen aus. Er fängt an rumzuschreien:
    »Ich war das nicht! Ich hab das Mädchen nicht umgebracht! Die Nutte war schon tot! Ich hab sie dem alten Bullen nur ins Bett gelegt!«
    Wie bitte?
    WIE BITTE?
    Ich taumle gegen die Wand, ich muss mich festhalten, trotzdem rutschen mir die Knie weg, stehen zu bleiben kostet mich so viel Kraft, wie ich bräuchte, um einen Elefanten zu stemmen. Der Inceman versteht überhaupt nichts mehr und sieht abwechselnd mich und Kushtim Krasniqi verständnislos an. Der Calabretta fängt sich als Erster und ich schätze, gleichzeitig dämmert ihm was.
    Er begreift in Sekundenbruchteilen, dass er seit Jahren nur die halbe Geschichte kennt.
    Dass wir ihm etwas vorenthalten haben, damals, als der Faller und ich morgens auf dem Kiez aufgewacht sind, nämlich: ein totes Mädchen. Klatsche hat uns geholfen. Er hat die Leiche weggebracht, und zwar bevor ich den Calabretta angerufen habe. Der Calabretta dachte deshalb bis eben, das Schlimmste neben dem ausgeknockten Faller wäre die Botschaft vom Albaner gewesen,

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