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Bullet Boys

Bullet Boys

Titel: Bullet Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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er. »Ich habe dich seit Jahren nicht in Jeans gesehen. Passen sie dir noch?«
    Alex atmete aus. »Nein«, sagte er mit schriller Stimme und beide lachten.
    Eine halbe Stunde später hatte Alex wieder seine üblichen Baumwollhosen an und zog sein Fahrrad aus dem Schuppen. Sein Dad kam heraus, um Tschüss zu sagen, und streckte ihm einen Zehner entgegen.
    »Das müsste reichen, um deinem Freund einen auszugeben«, sagte er. »Aber sei vorsichtig. Am Freitagabend kann’s in Hammerton ziemlich heftig zugehen.«
    Als wüsste Alex das nicht.

    Mutter hält an der Bushaltestelle.
    »Sei um elf zu Hause. Und pass gut auf dich auf, hörst du.« Sie wirft einen Blick in den Rückspiegel und zieht ihren Lippenstift nach. So sieht sie auch nicht besser aus. Sie sagt immer: »Oh, ohne Lippenstift kann ich keinen Schritt aus dem Haus gehen!« Ich habe mal vorgeschlagen, sie könnte sich ja eine Papiertüte über den Kopf ziehen. Der Witz kam gar nicht gut an.
    »Mit wem triffst du dich?«
    »Mit Levi«, sage ich.
    »Ist das nicht eine Jeansmarke?«
    »Ich geh doch nicht mit Jeans in die Kneipe.«
    »War nur ein Witz. Aber das ist doch ein komischer Name, oder?«
    »Jeder Name ist komisch, man muss ihn nur oft genug sagen«, antworte ich. »Dein Name zum Beispiel. Jill. Jill, Jill, Jill, Jill, Jill, Jill, Jill, Jill, Ji…«
    Mutter schlägt mit der Hand ans Steuerrad. »Warum bist du nur so?«
    Ich höre auf. »Wie denn?«
    Sie legt ihren Lippenstift weg und wendet mir ihr Hexengesicht zu. »Warum bist du immer so grob und sarkastisch und aggressiv?«
    Ich überlege, denn das ist eine interessante Frage. »Na ja«, fange ich an. »Wenn es Veranlagung ist, dann muss es wohl deine Schuld sein, denn ich habe deine Gene geerbt. Wenn es meine Umgebung ist, ist es auch deine Schuld, denn du hast mich großgezogen oder andere bestochen, es zu tun. Wie auch immer, es ist ohne Frage deine Schuld.« Ich lächle süß. »Glücklich, Mutter?«
    »Komm ja nicht zu spät und vertrink nicht dein Taxigeld«, erwidert sie.
    Ich mache die Autotür auf, schwinge meine schlanken Beine auf den Gehweg und schiebe mich hinaus. Eine Gruppe plappernder und kichernder Mädchen läuft vorbei. Ich spüre, dass ich nervös werde. Warum bin ich hier? Ich trage meine Sonnenbrille, mein Markenzeichen, den Hut, meine weißen, engen Jeans, ein witziges Paris-Hilton-T-Shirt und meine treuen Begleiter, die spitzen Schuhe. Ich sehe wahnsinnig gut aus, aber ich passe nicht in dieses Provinznest.
    »Tschüss, Max«, ruft meine liebevolle Mutter.
    Ich nicke und schlage die Tür zu. Mutter fährt sehr vorsichtig, sie schaltet das Blinklicht an und schiebt sich langsam auf die Straße.
    Zu spät stelle ich fest, dass ich Schiss habe, alleine ins O’Malleys zu gehen. Ich werde erst in einem Monat achtzehn. Wenn sie mich nun nicht reinlassen? Ich habe Simons Ausweis dabei, aber ich weiß nicht, ob ich hier damit durchkomme. Ich knülle den falschen Ausweis in meiner Tasche zusammen und betrete das Lokal.

    Die Kneipe stinkt nach Bier und Desinfektionsmitteln, ein echt nobler Laden. Ich halte Ausschau nach Levi. Wegen der Sonnenbrille ist es sehr dunkel, aber ich bin nicht Manns genug, sie abzusetzen. Die weißen Wände sind von schwarzen Fachwerkbalken in Tudorimitat unterbrochen, außerdem hängen überall Metall-Reklameschilder für Bier und Seife. Levi hat sich wohl verspätet. Mit dem Rücken zum Barmann schiebe ich mich auf einen Stuhl und bleibe ein wenig dort sitzen, um Mut zu fassen. So eine Umgebung ist nicht mein Fall. Ich weiß nicht, was ich mit meinen Händen tun soll. Irgendwann ist es mir peinlicher, einfach so dazusitzen, als irgendwas zu tun, also stehe ich auf und stolziere auf die Bar zu.
    Der Barmann hat einen langen schwarzen Pferdeschwanz, Koteletten wie aus einer Formschnittgärtnerei und blasse muskulöse Unterarme. Er sieht aus wie ein alter gallischer Häuptling und ich glaube, er sähe meinen Kopf gerne an einem Seil von seinem Pferd baumeln. Kein Mensch, zu dem ich mich hingezogen fühle. Was soll ich bestellen? Wodka Orange? Das würde mich als erfahrenen Trinker ausweisen, aber das bin ich offensichtlich nicht.Bier und Limo? Klingt schrecklich. Außerdem muss ich von Bier rülpsen. Ein Glas Guiness? Francisco hat mir mal gesagt, wenn man zu viel Guiness trinkt, scheißt man schwarze Kacke mit weißem Überzug. Das muss ich mir nicht antun.
    »Ja?«, sagt Häuptling Herrscher über die Bar und beäugt meinen Hals. Ich wette, er überlegt, wie

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