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Bullet Boys

Bullet Boys

Titel: Bullet Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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»Da zum Beispiel?« Sie zeigte auf einen einsamen Hof tief unten im nächsten Tal.
    »Da würde es dir nicht gefallen. Das ist der Strangeways-Hof«, sagte Alex.
    »Warum nicht?«
    »Das ist Militärgelände. Die Armee macht da Übungen. Bis vor zwanzig Jahren war der Hof noch in Betrieb. Aber die Bauern haben Pleite gemacht und haben an die Armee verkauft.«
    »Was du alles weißt«, sagte Sasha, setzte das Kind auf den Boden und schaute zu, wie es durch das Heidekraut wuselte.
    »Der Hof hat früher meinen Großeltern gehört«, sagte Alex zu seiner eigenen Überraschung. Normalerweise redete er darüber nicht.
    »Das ist traurig«, sagte Sasha.

    Nach drei Broten, einem Stück Kuchen und einer Plastiktasse Kaffee stieg Alex weiter den Hügel hinauf und hörte Sashas Mutter sagen: »Oh, Sash, der Junge ist ja hinreißend.«
    Alex zog eine Grimasse. Tim würde sich totlachen. Zwanzig Minuten später, als er auf dem Rowtor stand und ihm der Wind in die Kleidung fuhr, sah er den weißen Wagen hügelabwärts fahren. Es war bestimmt nicht leicht für Sasha, schon so jung Mutter zu sein, und doch sah sie immer so aus, als liebte sie das Leben, auch wenn sie öfter als die anderen Mädchen müde wirkte.
    Das Moor breitete sich vor ihm aus, Höhen und Täler streckten sich so weit er sehen konnte. Die Hügel waren von einem stumpfen Lila und Braun und in der Ferne flatterte eine Reihe roter Fahnen. Aus dem nächsten Tal rollten das Getöse und Donnern der Waffen zu ihm hinauf.

FREITAG
    Wir gucken Mädchen an, Levi und ich. Wir sitzen auf der Mauer vor der Schule, trinken Cola und hängen ab. Es sieht so aus, als hätte ich tatsächlich einen Freund gefunden. Das ist gut. Ich hatte schon gedacht, mit mir stimmt was nicht, vor allem weil Gerry, mein ehemaliger Gefolgsmann, auf keinen meiner Anrufe reagiert. Erst habe ich gedacht, Levi und ich hätten wenig gemein. Levi sagt, er wohnt mit seiner Mutter in einem kleinen kastenartigen Haus am Stadtrand. Er hat sein Leben lang öffentliche Bildungseinrichtungen besucht. Er ist beliebt, schreibt immer irgendwelche SMS, klatscht sich mit Kumpels auf dem Flur ab. Seine Mutter ruft ihn dauernd an. Das scheint Levi überhaupt nicht peinlich zu sein, er sagt einfach, sie macht sich Sorgen, weil er »zu Unfällen neigt«. Er mag Fußball und redet gerne über diese Sasha Tavey, die gerade ein Kind bekommen hat. Er lachte laut los, als ich zugab, meine Mutter besitze ein Pferd, und gerade jetzt will er sich zu mir nach Hause einladen lassen, damit er mal reiten kann.
    »Gerne«, sage ich. »Aber meine Eltern sind unerträglich.«
    Levi wirft mir einen Blick zu, den ich inzwischen als Forschenden Levi-Blick (FLB) identifizieren kann.
    »Wie das?«
    »Überhaupt«, antworte ich und schlucke meine Cola runter. »Meine Mutter ist eine totale Zicke.«
    Levi guckt erschrocken, der Gute. »So was sagt man nicht über die eigene Mutter. Wo bleibt dein Respekt?«
    »Sie respektiert mich nicht, also respektiere ich sie nicht«, erwidere ich. »Je früher ich von zu Hause wegkomme, umso besser.«
    »Die schlagen dich doch nicht, oder?«, fragt Levi sachte.
    »Nein, nein, natürlich nicht.« Bei der Vorstellung muss ich lachen.
    »Sie ignorieren dich?«
    »Nein.«
    »Bekommst du genug zu essen?«
    »Doch, klar, hör mal, darum geht’s nicht.«
    »Ich seh schon, Geld ist nicht das Problem«, sagt Levi und lässt seinen Blick über meine goldenen Turnschuhe, meinen iPod und mein Designer-T-Shirt schweifen.
    »Klar, ihren Judaslohn, den geben sie mir.«
    »Also, worum geht’s? Seelische Grausamkeit? Sagen sie zu dir, du bist scheiße?«
    »Nicht so direkt. Manchmal deuten sie an, dass ich mir nicht genug Mühe gebe …«
    Levi guckt nachdenklich. »Das tut meine Mutter auch. Aber deswegen sage ich nicht, dass sie eine Zicke ist.«
    »Die verstehen mich einfach nicht, die mögen mich nicht mal. Ich bin einfach nur eine riesengroße Enttäuschung für sie.«
    »Haben sie dir das gesagt?«
    »Aber ja!« Jetzt habe ich endlich ein bisschen Boden unter den Füßen.
    »Sie haben dich dein ganzes Leben lang auf teure Privatschulen geschickt, stimmt’s?«
    Ich nicke. Das stimmt.
    »Motorrad, Klavierstunde, Skireisen, coole Klamotten, den neuesten Technikkram. Du siehst so aus, als hättest du alles.«
    Das Gespräch nimmt einen Verlauf, der mir nicht gefällt.
    »Und dann fliegst du von dieser Schule, machst alles kaputt, weil du wiederholt Kekse klaust! Mann, ich sag dir, wenn du mein Sohn wärst, wäre

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