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Bullet Boys

Bullet Boys

Titel: Bullet Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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hat als sie.
    Zum Glück übersehen mich die Soldaten. Trotzdem muss ich immer wieder zu ihnen rübergucken.
    »Hier stinkt’s nach Pipi«, verkündet Sasha laut, als Alex zur Bar geht. »Das bist doch nicht du, Max, oder?« Sie grinst. Meine Güte, die ist nicht nur fruchtbar, sondern auch witzig.
    So sieht also eine alleinerziehende Mutter aus. Das ist ein Thema, über das sich meine Eltern ewig auslassen können. Alleinerziehende Mütter sind in ihren Augen der Grund dafür, dass dieses Land so langsam, aber sicher alle Zukunft verspielt.
    Offenbar hat es damit zu tun, dass sie alle Wohnungen bekommen (die alleinerziehenden Mütter). Mir fällt es schwer, Sasha in die Augen zu gucken und zu wissen, dass sie ES zumindest einmal getan hat. Sonst hätte sie ja kein Kind gekriegt.
    »Hast du eine Wohnung von der Stadt bekommen?«, frage ich, um etwas zu sagen.
    »Nein«, sagt Sasha und schafft es, das Wort auf zwei Silben auszudehnen.
    Ha! Damit kann ich den Alten eins auswischen. Wenn sie das nächste Mal mit der Leier anfangen, kann ich ihnen mitteilen, dass ich eine alleinerziehende Mutter kenne, die KEINE städtische Wohnung bekommen hat.
    »Spielst du?«, frage ich herzig. (Ich brauche mehr Infos.)
    »Ich mag keine Glücksspiele«, sagt sie. »Und Idioten auch nicht«, fügt sie hinzu.
    Ich schlucke. Was soll ich sagen? Was, bitte? Auf der Risings gab’s keine Frauen, abgesehen von der Hausmutter, und bei der waren sogar die Handinnenflächen total behaart. Mir fehlt da die Übung.
    Ich beschließe, den Stier bei den Hörnern zu packen.
    »Stimmt es, dass du ein Kind bekommen hast?«, frage ich und falte die Hände hinter meinem Kopf. »Hat das wehgetan?«
    Sashas Gesicht verdüstert sich. Bin ich zu weit gegangen? Dürfen nur weibliche Wesen darüber reden?
    »Weil, mein Vater sagt, eine Geburt ist für Frauen das, was für Männer der Krieg ist«, sage ich fröhlich.
    Sasha beugt sich vor und ich kann kurz in ihren ziemlich sexy Ausschnitt gucken.
    O Gott, hat das Kind, äh …
    »Hat dein Vater eine Geburt durchgemacht?«, fragt Sasha und ihr Gesicht nimmt Farbe an.
    »Noch nicht«, antworte ich.
    »Und ich war noch nie im Krieg. Aber soweit ich weiß, geht’s beim Kinderkriegen um die Geburt von Leben, beim Krieg geht’s ums Töten. Das kann man nicht vergleichen. Wenn ich eine städtische Wohnung hätte, könnten wir vielleicht darüber debattieren. Aber ich habe keine, weil ich keine Schmarotzerin bin. Also schlage ich vor, dass wir einfach das Thema wechseln.«
    Uff. Die ist aber empfindlich! Frauen! Gott sei Dank kommt Alex zurück (ich hätte nie gedacht, dass ich mal so was denken könnte). Er bringt zwei Colas mit und drei Tüten Chips. Ich schaue fasziniert zu, wie Sasha die Chips in sich reinstopft. Kein Wunder, dass sie ein bisschen dick ist. Mutter isst nie Chips.
    »Sag mal, Alex«, sagt Sasha zu ihm, nachdem sie ihre Chipsorgie beendet hat. »Wie viele wilde Tiere hast du ermordet, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben?«
    Das wird ihm nicht gefallen. Aber Alex lächelt bloß. (Schon das zweite Mal in fünf Minuten!)
    »Ich schieße oder fange nur Tiere, die unsere Küken gefährden – Krähen zum Beispiel. Oder Raben. Wenn die Schafe lammen, kommen die Raben in riesigen Schwärmen aus Wales und schnappen sich die schwachen Lämmer.« Er hält inne (er ist es nicht gewohnt, so viel zu sprechen, das merke ich). »Glaub mir, wenn du mal sehen würdest, wie ein Lamm bei lebendigem Leibe von einem Fuchs gefressen wird, könntest du möglicherweise auch zur Mörderin werden.«
    »Ich liebe Lämmer«, sagt Sasha. »Als ich mit Sammy-Joe schwanger war, hätte ich sie bei lebendigem Leibe essen können. Ich war total scharf auf Blut.«
    »Dann hätte ich dir eine Falle stellen müssen«, sagt Alex todernst.
    Flirten die etwa? Bitte nicht!
    Das Lachen der Soldaten weiter hinten im Lokal wird lauter. Es sieht so aus, als stünde immer einer von denen an der Bar, um eine neue Runde Bier zu kaufen. Aber mein Trick hilft. Sie nehmen mich nicht wahr.
    »Wie geht’s Sammy-Joe?«, fragt Alex geradeheraus.
    Warum habe ich nicht so was gesagt, statt über Wohnungen und Spiele zu reden? Dann wäre ich jetzt mit dabei. Sasha ist offensichtlich (ähm) leicht zu haben.
    »Der spinnt«, sagt Sasha. »Heute früh hat er sich eine Handvoll Katzenfutter in den Mund gestopft, bevor wir ihn bremsen konnten.«
    Alex lacht. Er hat gute Zähne. »Vielleicht schmeckt ihm dein Essen nicht.«
    Eine erstaunliche

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