Bullet Boys
sagte Sasha, als hätte sie seine Gedanken gelesen. »Ich musste ein Jahr Pause machen, als ich das Kind bekam.«
»Also bist du …«
»Neunzehn, Weihnachten werde ich neunzehn. Ich war fast siebzehn, als ich Sammy gekriegt habe. Es ist toll, dass ich mal rauskomme«, fuhr sie fort. »Ich geh nicht viel weg. Sammy mag das nicht. Und Mum und Dad sind so klasse zu mir, dass ich sie nicht ausnutzen möchte. Das verstehst du doch, oder?«
Nein, das verstand Alex nicht wirklich, aber er nickte trotzdem. Er bemerkte, dass Levi ihn und Sasha beobachtete. Vorsicht, dachte Alex. Er sah, dass von Levis Freunden nur noch Max da war, der an der Bar stand. Die anderen waren wahrscheinlich mit den Mädchen gegangen. Alex hattedas nicht mitbekommen, weil er zu sehr damit beschäftigt gewesen war, mit Sasha zu reden und gleichzeitig die Soldaten im Auge zu behalten.
»Wie läuft dein Training?«, rief Sasha zu Levi rüber.
»Gut«, sagte Levi. »Am Wochenende bin ich zehn Meilen gelaufen.«
»Levi möchte im Sommer den ganzen Südwest-Küstenweg laufen«, erklärte Sasha Alex. »Das sind fünfhundert Meilen und dauert etwa einen Monat. Ist doch richtig, oder?«
Levi nickte und sah plötzlich ganz schüchtern aus. Das sind Sachen, die wir nicht zu hören bekommen. Aber seiner Freundin würde er so was erzählen, dachte Alex.
War Sasha Levis Freundin?
»Ich würde das auch machen, wenn ich Sammy-Joe nicht hätte«, sagte Sasha.
»Nimm ihn doch mit«, sagte Levi. »Im Ernst.«
In dem Moment wurde es im hinteren Teil des Raumes laut und alle anderen verstummten. Max stand an der Bar und einer der Soldaten, Baz, brüllte ihn an. Max hatte in der letzten halben Stunde drei Bier getrunken, er war knallrot. Alex verzog das Gesicht. Er wollte da nicht reingezogen werden.
Levi jedoch schob seinen Stuhl zurück und stürmte zur Bar. Sasha und Alex guckten sich wortlos an.
»Was ist los?«, fragte Levi.
»Dein Kumpel hat mich voll mit Bier bespritzt«, schnarrte Baz, der die kurzen blonden Haare hochgegelt hatte. Seine Hosen waren im Schritt und an den Oberschenkeln feucht.
»Er hat mich geschubst«, sagte Max und kniff die wütend funkelnden Augen zusammen. »Ich bin beinahe hingeknallt.«
Levi legte die Hand auf Max’ Schulter. »Komm, setz dich wieder.«
Alex sah, dass Riley sich hinter seinen Bruder stellte. Baz hob die Hand, als wollte er ihn zurückhalten.
»Ich kenn die Fresse«, sagte Baz. »Die nervt mich.«
»Du nervst mich«, sagte Max.
»Klappe«, sagte Riley. »Und du kaufst jetzt meinem Bruder ein neues Bier.«
Sie hatten alle viel zu viel getrunken.
»Ich denke nicht dran.« Max drehte den Soldaten den Rücken zu, blickte Sasha und Alex an und zog eine Grimasse.
»Komm und setz dich, Max«, wiederholte Levi und nahm Max am Arm.
Da baute sich der Barmann vor ihnen auf. »Schluss jetzt oder ihr fliegt raus.«
Alex blieb abwartend sitzen. Es würde nichts nützen, wenn er jetzt eingriffe. Dann wäre er nur einer mehr, der Stunk macht. Sitzen bleiben und abwarten war besser.
»Ich weiß, wer du bist«, sagte Riley, ohne dem Barmann Beachtung zu schenken. »Du bist der komische Vogel von der Brücke.«
»Echt?«, fragte Saul, der gerade von der Toilette kam.
Max sagte nichts und Levi zog ihn zurück an den Tisch.
»Reg dich endlich ab, du wild gewordener Affe, ich lass mich nicht für dich verprügeln«, fuhr ihn Levi an.
»Erbarmungslose Soldaten-Taifune«, murmelte Max. »Achtung, jetzt wird’s stürmisch!«
Manchmal hätte Alex gerne gewusst, was in Max’ Kopf vorging. Die Soldaten standen immer noch an der Bar und stritten und starrten zu ihnen herüber.
Der Barmann kam an ihren Tisch.
»Jungs, bitte, verlasst meinen Laden«, sagte er, weil ihm klar war, dass die Stimmung am Kippen war. »Ich will hier keinen Stress.«
Max wollte ihm widersprechen, aber Levi zog ihn hoch und zerrte ihn zur Tür. Alex blickte Sasha an und beide gingen hinterher.
»Beruhige dich, Rambo«, sagte Levi.
Aber Max wirbelte herum. »Und was ist mit dem da, Chef?«, brüllte er und zeigte auf Baz. »Der hat angefangen, der und sein Glatzkopf-Kumpel.«
»Du darfst gerne wiederkommen, wenn du dich wie ein großer Junge benehmen kannst. Jetzt hau ab«, sagte der Barmann.
Die Tür schloss sich hinter ihnen, und Max donnerte mit der Faust so kräftig an die Scheibe, dass Alex fürchtete, sie würde zerbrechen. Sofort kam der Barmann herausgestürmt. Max rannte weg und schrie über die Straße: »GEHT NICHT ZU
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