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Bullet Boys

Bullet Boys

Titel: Bullet Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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würde nicht wissen, was er sagen sollte, aber Sasha machte es ihm leicht. Und wenn es doch eine Pause gab, sprang Sammy-Joe ein, der auf Teufel komm raus die Küche erkunden wollte. Er stieg in die Holzkiste, in den Hundekorb, zog die Schranktür auf und hatte zwei Teller zerschlagen, bevor Sasha eingreifen konnte.
    »Scheiße, tut mir leid«, sagte Sasha. »Ich bezahl sie euch.«
    »Nicht nötig.« Tim stand in der Tür, Regen tropfte ihm vom Hut. »Wir haben jede Menge Teller, die wir nie benutzen.«
    Alex stellte die beiden einander vor. Sammy-Joe krabbelte zu Tim, zog sich an dessen Bein hoch und schaute ihn an. Dann hob er die Arme, quiekte und wollte hochgenommen werden. Tim schlüpfte aus seinem Mantel und nahm ihn auf den Arm. Der Kleine klatschte ihm ins Gesicht und beide lachten.
    »Willst du mir zeigen, wer hier das Sagen hat?«, fragte Tim amüsiert. »Du warst in dem Alter ganz genauso, Alex. Hast Sachen zerdeppert, Leuten eine geklatscht und dann einen auf lieb und freundlich gemacht.«
    »Echt?« Alex war verwirrt. Tim redete sonst nie von derZeit, als Alex klein war. Alex vermutete, dass Tim es nicht ertrug, an Helena, Alex’ Mutter, denken zu müssen und an das, was in jenen Jahren mit ihr geschehen war.
    Sammy-Joe kuschelte sich an Tim und umarmte ihn. Tim fischte ein Stück Schokolade aus seiner Tasche und gab es dem Kind.
    Dann blickte er Sasha an. »Ach je«, sagte er. »Ich nehme an, das hätte ich nicht tun dürfen.«
    »Einmal ist keinmal!«, sagte Sasha. »Und Sie haben jetzt einen Freund fürs Leben.«
    Es kam Alex sehr seltsam vor, seinen Vater mit einem Kind auf dem Arm zu sehen.
    Tim setzte sich und streifte die Stiefel ab. »Ich kenne mich mit Kindern besser aus als die meisten Männer in meinem Alter«, sagte er zu Sasha. »Als Alex so klein war, ging es seiner Mutter nicht gut, also hab ich ihn meistens versorgt.«
    Das hatte Alex nicht gewusst.
    »Was wir gemacht haben? Morgens gab es Porridge, tagsüber habe ich dich fast immer auf dem Rücken getragen, damit ich die Hände frei hatte. Deine Mutter meinte, du hättest deshalb erst mit zwei Laufen gelernt. Hattest einfach nicht genug Übung.« Sammy-Joe zappelte und Tim setzte ihn auf den Boden. Dann zog er die Tischschublade auf und nahm eine mit Samt beschlagene Schachtel heraus, in der silberne Löffel lagen. Die Schachtel mit den Löffeln war in dieser Schublade, seit Alex denken konnte. Er glaubte, sie wären wertvoll und daher seinem Dad wichtig. Zum Essen benutzten sie diese Löffel nicht gerne, weil sie einen sauren Geschmack im Mund hinterließen.
    Tim stellte die Schachtel auf den Boden. Sammy-Joe krabbeltesofort fröhlich krähend auf sie zu, nahm die Löffel einzeln heraus, legte sie zurück und fing wieder von vorne an.
    »Mit diesen Löffeln hast du stundenlang gespielt«, erzählte Tim Alex. »Ich hab dich vor die Schachtel gesetzt und wusste, dass ich nun genug Zeit hatte, deine Mutter aus dem Bett zu holen, sie anzuziehen und ihr was zu essen zu geben, bevor ich mich wieder um dich kümmern musste.« Wieder etwas, das Alex noch nie gehört hatte. Über so etwas redete Dad nie. Er war erst fünf Minuten mit Sasha und ihrem Kind zusammen und schon öffnete er sich.
    »Das war bestimmt eine schwere Zeit«, sagte Sasha sanft. Alex hielt sich peinlich berührt am Tisch fest.
    »Damals nicht«, sagte Tim und gab Sammy-Joe einen Löffel zurück. »Da hatte ich so viel zu tun, dass ich gar nicht darüber nachdenken konnte. Viel Arbeit macht mir nichts aus.« Er schwieg einen Moment. »Schwer war es erst, als sie auf einmal nicht mehr da war.«
    Alex atmete langsam aus. Das alles war sehr spannend für ihn, keine Frage. Aber ihm ging das zu schnell, es kam so unerwartet.
    Die Fenster klapperten im Wind und die Tür schlug auf. Kalte, feuchte Luft kam herein. Mit Nachdruck schloss Alex die Tür.
    »Vielleicht sollten wir unser Picknick hier drinnen machen«, sagte er.
    Sasha nickte. »Ich habe sowieso bloß Brote mit Erdnussmus und Äpfel. Und du?«
    Alex hatte eine Tafel Schokolade.
    »Ich werd dann mal losfahren«, sagte Dad. »Ich glaub nicht, dass die Vögel von alleine hierherfliegen.« Er nickte Sasha zu.
    »Kommen Sie wieder, wenn die Sonne scheint«, sagte er. »Dann zeigen wir Ihnen das Gut und alles.«
    »Cool«, lächelte Sasha.
    Tim kitzelte Sammy-Joe unter dem Kinn und das Kind glotzte ihn empört an.
    »War nett, dich kennenzulernen, Sammy-Joe.« Tim ging hinaus in den Regen.
    »Dein Dad ist cool«, sagte

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