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Bullet Boys

Bullet Boys

Titel: Bullet Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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Lindgrün, ihre Beine reiben beim Gehen aneinander und ihre Strumpfhosen machen dabei ein Geräusch, das mir in die Zähne schießt, als würde Mutters Wäsche elektrostatische Wellen senden.
    »Du hasst mich«, sagt sie leise.
    Ich blicke erschrocken auf. »Was?«
    »Du hast gehört, was ich gesagt habe.«
    Ich spüre eine perverse Art von Erregung. Endlich bewegt sich was. Trotzdem greife ich zur typischen Ausflucht von Jungen in meinem Alter.
    »Was soll denn das?«
    »Bitte versuch doch, wenigstens ein bisschen erwachsen zu werden, Max«, sagt Mutter erschöpft.
    Ich hasse sie, das stimmt, aber nicht immer. Und wenn ja, dann liegt es daran, dass sie mich verachtet. Meinen Eltern wäre es am liebsten, ich wäre nie geboren worden. Denn sie wissen, ich werde niemals ein zweiter Simon sein.
    Unerwartet bietet mir Mutter an, mich in die Schule zu fahren, ein mütterlicher Versuch, ihren kleinen emotionalen Ausbruch zu kaschieren. Ich nehme das Angebot an (schließlich war sie es nicht, die mich letzten Monat in die Hölle gefahren hat). Doch mir sind die Arme und die Beine schwer, als hätte ich nicht genug Saft, um sie in Bewegung zu halten.
    Ich würde sehr gerne dieses Haus auseinandernehmen. Es würde mir großen Spaß machen, alles zu zerschlagen. Und ich würde nicht aufhören, wenn ich die Möbel, die Tassen und die Bilder zertrümmert hätte. Mit einem Vorschlaghammer würde ich auf die Wände eindreschen. Ich würde die Fenster in Stücke zerschmettern und dann das Dach wie ein Ei aufschlagen.

MIT SECHS
    Alex konnte nicht schlafen. Als seine Uhr halb fünf zeigte, gab er auf und stand auf. Er zog sich an, blieb einen Moment vor Tims Zimmertür stehen, lauschte kurz dem leisen Atmen seines Vaters und schlich die Treppe runter. Er trank aus dem Hahn, spritzte sich Wasser ins Gesicht und auf die Haare.
    Gaffer wedelte mit dem Schwanz.
    Draußen färbte die Morgensonne den Himmel orange, niemand war wach außer ihm. Alex ließ sein Quad an und fuhr ins Moor.
    Levi hatte ihn gestern Abend drei Mal angerufen. Seiner Stimme war anzuhören, wie aufgeregt und nervös er war. Alex kam kaum zu Wort.
    »Was sollen wir denn machen, Bruder?«
    »Und wenn sich jemand anders die Dinger holt?«
    »Wir können doch nichts tun, oder?«
    Levi redete über die Gewehre, als handelte es sich um ein aufregendes Abenteuer. Er sah die Bedrohung nicht, der sie alle ausgesetzt waren. Alex wünschte, sie hätten die Waffen nie gefunden. Alles in ihm schrie danach, sich nicht auf diese Geschichte einzulassen.
    Alex fuhr, so schnell er konnte, die Räder holperten über die Steine und wühlten Staub auf. Um ihn herum wachte die Welt auf, in der Ferne grasten Ponys, Blumen öffneten ihre Blütenkelche. Alex donnerte den Weg hinauf, vorbei an den Steinmauern, durch den hochgelegenen Sumpf, der jetzt von blassrosa Orchideen überzogen war. Er sauste an der Steinmauer von Jasons Weide vorbei und erschreckte dessen Kühe, fuhr dann weiter um den Cosdon Hügel herum, vorbei an Sumpf und Steinring, und rollte in das tiefe Tal. Er ließ sein Quad im Graben am Fuß des Belstone Hügels stehen und rannte die Irishman’s Wall entlang nach oben. Seine Lunge pfiff, seine Beinmuskeln brannten. Oben auf dem Hügel hatte Alex das Gefühl, er könnte die ganze Welt sehen. Der Wind wehte ihm sachte durch die Kleidung. Alex blickte auf die silberne Linie des Horizonts, ganz weit im Süden, und dann, nicht ganz so weit, hinüber zu den quadratischen braunen Gebäuden der Hammerton-Kaserne. Am Tag war dort jede Menge los, Fahrzeuge kamen aus der Stadt, Männer rannten draußen herum, waren mit irgendwelchen Übungen beschäftigt. Alex stellte sich vor, dass die Soldaten jetzt noch in ihren Kasernen schliefen, aber sie konnten natürlich genauso gut zu irgendeiner Übung unterwegs sein. Im hinteren Teil des Geländes standen einige riesige Hallen. Dort waren alle möglichen faszinierenden Maschinen untergebracht, Panzerfahrzeuge, Mannschaftswagen, Laster und Motorräder.
    Alex wandte sich von der Kaserne ab und blickte ins weite Moor. Dort lag der Strangeways-Hof, tief im Moor vergraben, menschenleer und tot, mit dem kleinen Gehölz an der Seite, in dem sich der Schuppen verbarg.
    Der Waffenschuppen.
    Von dort drohte Gefahr. Die Gewehre machten Alex Angst. Irgendwas sehr Eigenartiges, Finsteres ging da vor. Alex wusste, die Armee würde kein Waffenversteck so anlegen, dass jeder darüber stolpern konnte. Der öffentliche Weg verlief etwa zehn Meter vom

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