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Bullet Boys

Bullet Boys

Titel: Bullet Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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Gewehr an seiner Hand. An den ätzenden Gestank eines Feuers aus Dieselöl, Hochglanzpapier und feuchtem Holz. Aber am stärksten war ihm die Stille in Erinnerung geblieben.
    All das ließ ihn wieder sechs Jahre alt werden. Und mit sechs war er traurig gewesen.
    Genau wie Tim.
    Und jetzt das. Diese Waffen! Dazu die Ahnung, dass etwas ganz Entsetzliches dahinterstecken konnte. Stoff für Albträume. Alex hatte das Gefühl, es bräuchte nur ein Schalter umgelegt zu werden und diese dunklen, einsamen Tage wären wieder da. Das frühe Aufstehen. Der schweigende, grimmige Vater, der ihn zur Schule fuhr und von der Schule abholte. Das Schaukeln an sonnenheißen Stangen, das Warten auf den Hausmeister. Teller mit schlabbrigem, lauwarmem Essen, das die Zunge beleidigte und ein übles, hungriges Gefühl im Magen hinterließ. Die Tage mit pelzigen Zähnen, die endlos schwarzen Nächte. Und die schlimmsten Momente, wenn Tim mit seinem Gewehr in der Dunkelheit verschwand und Alex nicht wusste, ob er wiederkäme.
    Vielleicht war das der Grund, warum Alex nichts gesagt hatte. Denn Tim würde sofort mit Schaufeln und Metalldetektoren zum Schuppen stürmen. Es würde ein Massenaufgebot von Polizei und Reportern geben. Alle würden davon erfahren und Tim, Levi und er selber würden im Mittelpunkt stehen. Und das würde alles aus dem Gleichgewicht bringen. Deshalb war es besser zu schweigen, den Kopf einzuziehen und drüber hinwegzugehen. Die Gewehre sollten im Sumpf versinken. Vielleicht würden sie diesmal für immer dort bleiben.

HAUPTFELDWEBEL FURZEY
    Alex erwachte vom Trommeln des Regens auf dem Dach. Das geplante Picknick mit Sasha würde wohl ins Wasser fallen. Der Regen lief in braunen Strömen den Weg hinunter und spülte den Staub weg, der sich in den letzten Wochen überall niedergelassen hatte. Alex blickte auf das verdorrte Gras und stellte sich vor, wie es die Nässe aufsog, es trank wie ein durstiger Mensch. Sollte Sasha das Picknick absagen, konnte er Tim nach Somerset begleiten, wo dieser Fasanenküken abholen wollte.
    Er hörte unten das Telefon klingeln. Tim ging ran.
    »Kommen Sie einfach trotzdem hoch, kann sein, dass es später aufklart.«
    Das musste Sasha sein. Keine Absage.
    Als Alex Tim gestern Abend von dem Picknick mit Sasha erzählte, hatte dieser seine Augenbrauen so hoch gezogen, dass seine Stirn sich in unzählige Falten legte.
    »Guter Gott, du hast eine Freundin?«
    »Nein«, sagte Alex. Er grinste. »Noch nicht.«
    Er erzählte Tim von Sasha. Sagte, sie sei bloß eine Freundin. Dann erwähnte er Sammy-Joe.
    »Ein Kind?«, fragte Tim verdutzt, eine für ihn eher ungewöhnlicheReaktion. »Was weißt denn du von Kindern?«
    Alex zuckte die Achseln. »Neulich hat er mich gebissen. Sasha sagt, das macht er nur bei Leuten, die er mag.«
    Tim schüttelte den Kopf. »Du musst echt verknallt sein.«
    Alex schnaubte: »Blödsinn.«
    »Sasha mit Sammy-Joe«, staunte Tim. »Gleich das volle Programm.«
    Alex erzählte Tim, wie Sasha einmal in der Cafeteria auf einen Tisch gestiegen war, um eine Hausschwalbe zu retten, die sich ins Gebäude verirrt hatte. Er erzählte ihm von ihrer Theorie, dass dicke Frauen besser sängen und dass Gehirnwäsche so real wäre wie Mikrowellen.
    »Klingt jedenfalls interessanter als Fasanenküken«, sagte Tim.
    Als Alex runterkam, blickte er sich nervös um und versuchte, sein Zuhause mit Sashas Augen zu sehen. Bildete er sich das ein oder war es heute dreckiger als sonst? An den Türen klebte Erde, an den Wänden hatte der Hund Spuren hinterlassen. In den Ecken lag Staub und an der Decke hingen ganze Städte aus Spinnweben. Sollte er sauber machen? Alex warf eine Dose mit altem, verschimmeltem Hundefutter in den Müll. Er wusch das Frühstücksgeschirr ab, öffnete das Küchenfenster und ließ Hundefürze und Wildhüterschweiß hinaus.
    Dann ging er mit Gaffer in den Regen hinaus und rannte eine Runde mit ihm.
    Um elf kam Sasha mit ihrem Fiesta auf den Hof gefahren, der Regen prasselte auf die Kühlerhaube. Alex sah durchs Fenster, wie Sasha sich Sammy-Joe wie einen Rugbyball unter den Arm klemmte und zum Haus lief. Alex machtedie Tür auf. Sie trug einen lilafarbenen Pullover und Jeans, das Haar klebte ihr nass am Kopf.
    »Nicht gerade Picknickwetter. Aber ich kann uns einen Tee machen.«

    Und da war sie nun, saß in der Küche und nippte an ihrem kochend heißen Tee. Das Kind saß auf dem Fußboden und spielte mit einer Zeitung und mit alter Schnur.
    Alex hatte befürchtet, er

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