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Bullet Boys

Bullet Boys

Titel: Bullet Boys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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festnimmt.«
    »Aber was ist mit Max und Levi?«, fragte Alex.
    »Die suchen wir dann«, sagte Saul. »Mit deiner Hilfe.«
    Er fragte Alex, ob einer der beiden ein Telefon dabeihabe. Alex antwortete, sie hätten keinen seiner Anrufe beantwortet. Er wusste, dass Levi ein Handy besaß, aber er hatte keine Ahnung, ob er es bei sich trug.
    Saul blies die Backen auf.
    »Wir sollten jetzt losgehen«, sagte er. »Baz wird kein Problem sein. Er hat sich bestimmt schon vor Stunden abgeregt. Wir müssen uns nur an ein paar Regeln halten. Zunächst mal hältst du dich zurück, während ich die Lage überprüfe.«
    »Schön«, sagte Alex. »Ich bleibe hier.«
    »O nein, dich lass ich jetzt nicht aus den Augen«, sagte Saul. »Du wirst mich bei jedem Schritt begleiten. Mein Befehl lautet, ich soll Baz und euch alle drei zurückbringen.«
    »Warum sind Sie allein?«, drängte es Alex zu fragen.
    Saul zuckte die Achseln. »Leider darf ich das nicht sagen. Der Befehl lautet … egal, ich hab’s dir gesagt. Baz könnte durchdrehen, wenn ihn ein ganzer Zug aufspürt.«
    »Aber Sie haben gesagt, er hat eine Persönlichkeitsstörung!«, protestierte Alex. »Da geh ich doch nicht in seine Nähe!«
    »Ach komm, reg dich ab«, sagte Saul. »Kein Grund zur Panik. Wir haben alle unsere Macken.«
    »Ich denke, es ist sinnvoller, wenn ich Levi suche«, sagte Alex unbeeindruckt. »Um den mache ich mir echt Sorgen.«
    »Das machen wir als Nächstes«, sagte Saul. »Jetzt kommt erst mal Baz dran. Du musst lernen, dich an Befehle zu halten, Kamerad.«
    »Aber ich bin nicht in der Armee«, sagte Alex.
    »Doch, das bist du jetzt«, sagte Saul.
    »Und was wird mit den Waffen auf dem Strangeways-Hof?«, fragte Alex.
    Saul blickte ihn an. Über sein Gesicht huschte ein Ausdruck, den Alex nicht deuten konnte.
    »Nun, das ist eine Sache, über die wir reden müssen«, sagte Saul. »Sobald wir die Zielperson festgenommen haben, solltest du mir alles erzählen, was du weißt.«

SIMON
    Ich stehe oben auf dem Corn Ridge und platze fast vor Stolz. Ich bin eine halbe Ewigkeit gelaufen. Ich weiß nicht, wie ich es bis hierhin geschafft habe, aber ich habe es geschafft. Noch vor einer Stunde hätte ich mich am liebsten ins Heidekraut geknallt und mich von den Bussarden fressen lassen, aber jetzt stehe ich voll unter Dampf. Die letzten Stunden bin ich wie benommen unzählige Hügel rauf- und runtergelaufen, habe dauernd auf die Karte geguckt und immer befürchtet, in die falsche Richtung zu gehen. Aber jetzt weiß ich genau, wo ich bin. Es ist acht Uhr morgens und unter mir liegt das breite Tal, durch das sich die A 386 schiebt. Der Wind bläst mir durch die Kleidung. Ich schaue den Autos zu, die in der Ferne hin- und herfahren. Ich hoffe, die Leute da unten gucken nicht zu mir hoch. Bestimmt wird inzwischen nach mir gefahndet. Aber ich glaube, hier bin ich sicher. Im Moor sind überall Wanderer unterwegs. Da falle ich nicht auf, jedenfalls nicht aus der Ferne.
    Ich habe einen Plan, habe aber keine Ahnung, ob ich ihn verwirklichen kann. Ich pinkle an einen Stein. Es kommt nicht viel und stinkt so, dass ich würgen muss. Ich pinkle Gift.
    Okay. Jetzt oder nie.
    Ich jogge stetig abwärts, meine Gelenke knirschen. Je näher ich an die Straße komme, desto mehr weicht das Moor den Feldern. Ich laufe an ihnen entlang. Ich spüre die Hitze wieder. Ich greife in meine Tasche und wickle mir ein Tuch um den Kopf, um mich vor der Sonne zu schützen. Auf der Straße unter mir sehe ich mehrere Campingwagen entlangkriechen. An diesem Wochenende sind meine werten Eltern verreist. Nach Wales, in die Black Mountains. Eine ihrer vielen Verschrobenheiten besteht darin, sich an Orten zu erholen, an denen es fast genauso aussieht wie zu Hause. Aber egal, wichtig ist nur, dass niemand zu Hause sein wird, es sei denn, sie haben erfahren, was ich getan habe, und sind schnurstracks umgekehrt. Aber das ist höchst unwahrscheinlich, denn wenn sie wegfahren, dann nehmen sie kein Telefon mit. Bis Lydford sind es etwa zwei Meilen und von dort könnte ich, wenn ich von irgendwoher Geld bekäme, mit dem Bus über die A 386 am Moor entlang nach Hause fahren. Oder ich besuche einen alten Freund. Ich entscheide mich für Letzteres.
    Wenn mein Plan nicht klappt, werde ich in ein paar Tagen im Dartmoor-Knast sitzen, zusammen mit den fürchterlichsten Typen aus dem ganzen Land. Ich werde wegen schwerer Körperverletzung verknackt werden. Aber in der Zelle gibt es wenigstens ein Bett und Decken.

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