Bullet Catcher 1: Alex
nackt und steht unter Drogen.« Jazz musste schlucken, sie wollte sich nicht mit ihm streiten. »Sie könnte ins Meer laufen oder mitten auf die Straße. Überallhin.«
»Du wirst da auf keinen Fall allein hineingehen, Jazz.«
Sie schloss die Hand noch fester um seinen Arm. »Bitte, Alex! Wir müssen uns trennen, sonst klappt es nicht.«
Er sah sie forschend an, runzelte die Stirn, kämpfte offensichtlich mit sich, mit dem, was ihm durch den Kopf ging. Selbstverständlich wollte er sie instinktiv beschützen. Aber es ging um mehr, das konnte sie deutlich sehen.
»Alex …« Sie schüttelte den Kopf, zog dann den Umhang aus und gab ihn Alex. »Hier. Jessica braucht ihn vielleicht.«
Sie trat einen Schritt zurück. »Falls Jessica hier draußen ist, wirst du sie finden. Falls sie noch im Haus ist, gehen wir weiter nach Plan vor. Ich kümmere mich um Parrish.«
Sie drehte sich um und ging durch das Schilf davon; nach nicht einmal drei Schritten packte er sie am Arm und drehte sie zu sich um. Seine Augen glühten, und er küsste sie so heftig, dass seine Zähne an ihre Zähne schlugen. Es war ein wütender, wilder Kuss, sie bekam kaum noch Luft und schmeckte den salzigen Regen auf den Lippen.
»Und danach«, stieß er hervor, »Kümmerst du dich um mich.«
Seine Brust zog sich schmerzhaft zusammen, als sie sich durch die Büsche schlug, gut geschützt durch ihre Army-Hose. Sie sah sich nicht um. Sagte ihm nicht zärtlich Auf Wiedersehen. Wirkte nicht einen einzigen Moment ängstlich oder hilflos oder unsicher.
Warum zum Teufel liebte er genau diese Art an ihr? Es war vollkommen und in jeder Hinsicht das Gegenteil von dem, was er von einer Frau erwartete.
Alex beugte sich vor und sah zu, wie sie sich am Holzgeländer zum Balkon hochhangelte.
Jetzt verhielt er sich so, wie er es normalerweise von Frauen erwartet hätte.
Er duckte sich im Gras, nahm den Umhang in die Hand und schlich auf einem anderen Weg zum Haus. Sekunden später sah er die untere Wohnung vor sich, die Fenster waren dunkel, die Tür geschlossen.
Der Scheißkerl Parrish hockte da drin. Alex hätte ihn mit einem Schuss ausschalten können. Ein Tritt gegen die Tür, einmal zielen, und der Medienzar wäre tot. Das war die Gelegenheit, allem ein Ende zu machen, und er würde sie sich nicht entgehen lassen.
Gerade wollte er zur Tür gehen, als er im Augenwinkel etwas Weißes aufleuchten sah. Er wandte sich um; im Regen war zwischen den Bäumen kaum etwas zu erkennen. Hinter den Palmen raschelte es.
Mit gezogener Waffe schlich er leise hinüber.
Schließlich sah er sie. In ein nasses Laken gehüllt kauerte sie hinter ein paar Zwergpalmen neben der Straße und zitterte wie Espenlaub.
Langsam ging er näher. Lauf nicht weg, Jessica! Hab keine Angst!
»Jessica«, sagte er leise, fast zärtlich.
Sie schnappte nach Luft und sah auf, eine verwirrte, benommene Frau mit dunklen Ringen unter den Augen und strähnigem, nassem Haar. Sie hockte da wie ein Tier in der Falle. Ihre Augen waren vor Schreck geweitet und blickten ängstlich auf die Pistole. Sie wollte flüchten, aber das Laken verfing sich in einem Palmzweig, und sie stolperte, ihr Blick flog verzweifelt zwischen ihm und dem Strauch hin und her, während sie an dem Tuch zerrte, das ihren Körper nur dürftig bedeckte.
Alex steckte die Waffe in den Hosenbund und hob beide Hände. »Ich tue Ihnen nichts.«
Panik blitzte in den grauen Augen auf. Es waren die Augen von Jazz … nur hatte er nie solche Furcht in ihnen gesehen. »Ich will Ihnen bloß helfen.«
Sie zerrte immer noch am Laken, sah ihn aber die ganze Zeit an. »Wer … wer sind Sie?«
»Ich heiße Alex. Ich bin zusammen mit Ihrer Schwester Jazz auf die Insel gekommen.«
Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig, dann verhärteten sich ihre Züge wieder. »Mit wem?«
»Mit Ihrer Schwester. Ihrem Zwilling.« Er nickte beruhigend und bewegte sich noch ein paar Schritte auf sie zu. »Sie brauchen keine Angst zu haben. Jazz hat nach Ihnen gesucht. Um Ihnen zu helfen.«
Ihr Kiefer entspannte sich ein wenig, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Wo bin ich?«
»Auf den Keys, auf einer Privatinsel. Kimball Parrish hat sie hierher gebracht.« Er hielt ihr den Regenponcho hin. »Ziehen Sie das über, ich bringe Sie von hier fort.«
Mit zitternden Händen griff sie zu, hielt sich den Umhang vor die Brust, ihre Augen leuchteten ein wenig auf. »Jazz?«
Er nickte. »Jazz ist hier, um Ihnen zu helfen.«
Ihre Lippen verzogen
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