Bullet Catcher 1: Alex
sich zu einem kleinen Lächeln, und sein Herz zog sich ein wenig zusammen, weil es so sehr dem Lächeln ähnelte, in das er sich verliebt hatte. Doch dann wurde sie noch eine Spur blasser und beugte sich würgend zur Seite. Sie ließ den Umhang fallen und übergab sich.
Er streckte die Hand aus, aber sie zuckte zurück. Unter dem Laken zitterte ihr Körper unaufhörlich, ihre Haut hatte einen fahlen bläulichen Schimmer, und die Knochen stachen hervor. Hatte Parrish sie etwa eine Woche lang hungern lassen?
»Sie müssen sofort in ein Krankenhaus«, sagte er. So schnell wie möglich.
Sie wischte sich den Mund, ein Schauder lief durch ihren Körper. »Wer sind Sie noch mal?«
»Sie werden es nicht glauben«, sagte er. »Ich bin Ihr Bodyguard.« Und er war zuallererst dafür verantwortlich, sie in Sicherheit zu bringen. Danach konnte er sich um Parrish kümmern.
Jazz hatte die Räume im Obergeschoss durchsucht – Küche, Wohnzimmer und Bad – und war schließlich in dem kleinen Zimmer gelandet, in dem Denise und Jessica geschlafen hatten. Sie atmete möglichst flach und wischte sich das feuchte Haar aus der Stirn, während sie sich umsah. Der saure, abgestandene Geruch nach Schweiß und Erbrochenem verursachte ihr eine leichte Übelkeit.
Was hatte der Scheißkerl ihrer Schwester bloß angetan?
Jazz machte auf dem Absatz kehrt und ging noch einmal ins Bad, suchte nach einem Hinweis, wohin Jessica verschwunden war. Sie schloss die Tür und sah das kakifarbene Kleid am Haken.
Ihr Atem stockte.
Ein Knall erschütterte das Haus, instinktiv schob sie den Riegel vor und griff nach der Glock. War das ein Schuss gewesen, oder hatte jemand eine Tür zugeschlagen? Kurz darauf hörte sie Schritte im Flur.
»Wo ist sie?«, fragte eine Männerstimme.
Zunächst spürte sie Erleichterung. Wenn Parrish nach Jessica fragte, konnte er sie nicht erschossen haben. Würde Denise ihm sagen, dass sie verschwunden war? Und würde er daraufhin draußen nach ihr suchen?
»Wo ist sie?«, fragte er noch einmal. Er klang verzweifelt, nicht so selbstsicher, wie sie ihn in Erinnerung hatte.
»Sie musste duschen«, antwortete Denise, ihre Stimme zitterte.
In Ordnung. Also zurück zu Plan A. Sie würde Jessica spielen und Alex genügend Zeit verschaffen, ihre Schwester zu finden und von hier wegzubringen. Ihr blieb keine andere Wahl, wenn sie nicht wollte, dass Parrish sofort nach draußen rannte, um Jessica zu suchen.
Sie legte die Stirn an die Tür, barg ihr Gesicht in dem Kleid und ging im Kopf fieberhaft alle Möglichkeiten durch.
Es war wahrscheinlich das Gescheiteste, dem ursprünglichen Plan zu folgen. Solange Parrish glaubte, sie wäre Jessica, war er nicht auf der Hut, und sie konnte ihn im Studio dazu bringen, seine Taten zu gestehen – am besten vor laufender Kamera, damit er trotz seiner Millionen keine Möglichkeit mehr hatte, sich herauszureden. Vielleicht konnte sie sogar die Waffe ziehen, wenn sie sich für die kleine Pornoshow auszog, und ihn so lange in Schach halten, bis Alex kam.
Denise wimmerte, sie fragte so leise etwas, dass Jazz kein Wort verstand. Dann hörte sie erneut Schritte und den leisen Aufschrei einer Frau. Kurz darauf schlug jemand mit der Faust gegen die Tür.
»Ich komme gleich«, rief sie mit schwacher Stimme.
Sie hatte die Stiefel bereits ausgezogen, schlüpfte nun aus Hose und Top und schnallte den Schultergurt ab, in dem Alex’ Pistole steckte.
»Mach schon!«, befahl der Mann.
Wieder hörte sie einen erstickten Aufschrei von Denise. Sie zog das Kleid über den Kopf, knöpfte es zu und suchte nach einem Versteck für die Glock. Das auf Figur geschnittene Kleid hatte keine Taschen. In der Taille war ein wenig Platz, aber die Waffe konnte herausfallen. Verdammte Scheiße!
Vielleicht im BH ? Nein, das würde auffallen.
Ein erneuter Schlag gegen die Tür.
Denise wimmerte. Jazz schob das Kleid hoch und steckte die Pistole in ihren Slip, achtete darauf, dass sie fest genug saß. Gerade als sie das Kleid über der kleinen Beule am Bauch glatt gestrichen hatte, erzitterte die Tür unter einem Tritt und sprang splitternd auf. Jazz schnappte nach Luft und fuhr zurück, dann sah sie ihrem Feind ins Gesicht.
Doch nicht Kimball Parrish stand vor ihr. Ein vollkommen Unbekannter starrte sie an, mit finster blickenden dunklen Augen, einem schwarzen Bart und einer Beretta, die auf ihre Brust gerichtet war.
17
»Wir … Sunset Key.«
Alex trug Jessica auf den Armen und hatte das Handy zwischen
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