Bullet Catcher 1: Alex
Teich geschnappt. Die Frau hatte ein Händchen für Männer.
Beim Small-Talk über das Interview und dem harmlosen Geplänkel mit Kimball Parrish beobachtete Jazz seine Körpersprache und sah das Entzücken in seinen Augen. Dieser gut aussehende Topmanager war nicht anders als die unzähligen Football-Helden, Firmenchefs und politischen Überflieger, die unweigerlich auf die Knie sanken, wenn sich ihnen die Chance bot, mit Jessica Adams zusammen zu sein. Ihre Schwester hatte einfach diese Wirkung auf Männer.
Parrish setzte sich auf den Schreibtisch, offensichtlich vertraut, aber noch mit genügend Abstand, um Gerede zu vermeiden.
»Jetzt mal im Ernst, Jessica, sind Sie gut vorbereitet auf das Gespräch mit dem Bürgermeister?«, fragte Parrish und kreuzte die Arme über der Brust, die Haltung ließ ihn größer erscheinen, als er eigentlich war. »Die Sache soll die in New York vom Sessel hauen.«
»War ich jemals weniger als hundertprozentig vorbereitet?« Sie machte eine von Jessicas typischen Handbewegungen. »Kommen Sie mir jetzt nicht mit Zweifeln.«
»Ich würde nie an Ihnen zweifeln, Jessie.« Er senkte den Kopf ein wenig und sprach leiser. »Aber Sie sehen aus, als hätten Sie letzte Nacht nicht gut geschlafen. Ist alles in Ordnung?«
Sie zuckte mit den Achseln. »Irgendein Virus oder etwas Ähnliches. Deshalb habe ich auch die Sendung gestern Abend verpasst.«
»Sie waren gestern Abend nicht auf Sendung?« Parrish sah besorgt aus. »Gott sei Dank habe ich das nicht gewusst, ich war auf einer Wohltätigkeitveranstaltung, um Spenden für Entwicklungsländer zu sammeln.«
»Ich hatte angenommen, die Gerüchte wären schon zu Ihnen durchgedrungen«, sagte sie und gab ihm mit einer Geste zu verstehen, dass sie jetzt allein sein wollte. »Ich brauche noch etwas Zeit für letzte Vorbereitungen, sonst wird New York nicht beeindruckt sein. Lassen Sie uns später weiterreden.«
»In Ordnung«, stimmte er zu. »Heute Abend. Bei einem Essen.«
»Ein Essen?« Keinesfalls konnte sie einen ganzen Abend mit ihm verbringen, ohne dass er herausfand, dass sie nicht Jessica war. »Ich muss die Elf-Uhr-Nachrichten moderieren«, fiel ihr zu ihrer Erleichterung ein.
»Überlassen Sie das Jonathan! Er ist doch ganz scharf auf jeden Soloauftritt. Morgen muss ich nach New York zurück und werde Sie einige … Tage lang nicht sehen können.« Er sagte das so, als handle es sich dabei um das reinste Fegefeuer. »Außerdem wollen Sie mir doch bestimmt die Hölle heißmachen wegen des Bodyguards.«
Ach. Dann hatte er das nicht mit Jessica abgesprochen. »Es ist Ihnen doch klar, dass das unnötig ist«, sagte sie absichtlich vage.
Er griff nach ihrer Hand. »Ich bin ziemlich sicher, dass es notwendig ist. Sie werden bedroht.«
Jazz machte große Augen. Nahm er diese Fanbriefe tatsächlich ernst? Hatte Jessica sie ernst genommen? »Es gibt wirklich keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Nachts begleitet mich jemand zum Auto.« Das galt für alle Mitarbeiter der Spätsendungen. »Und meine Wohnung ist absolut sicher.«
»Für mich ist nichts sicher genug, was Sie angeht«, sagte er ernst und sah auf Alex’ Rücken hinter der Glastür. »Obwohl er tatsächlich einschüchternd wirkt.«
Jazz lachte. »Ist das nicht der Sinn der Sache?«
Kimball kniff die Augen zusammen. »Er soll Sie nur beschützen. Mehr … nicht.«
Natürlich war er eifersüchtig. Welcher Mann würde Jessica schon teilen wollen? Sie setzte ein unschuldiges Lächeln auf. »Da müssen Sie sich keine Sorgen machen.«
»Das tue ich aber«, sagte er, stand auf und griff erneut nach ihrer Hand. »Ich mache mir Sorgen um Sie.« Seine Stimme war sanft und freundlich.
Hatte der große Boss vielleicht auch eine weiche Seite? Hatte Jessica das in ihm gesehen? Trotz des Filmstarlächelns und der eleganten grau melierten Frisur fand Jazz den Mann nicht im Geringsten anziehend.
»Lassen Sie sich von Ihrem Bodyguard nach den Sechs-Uhr-Nachrichten ins Licorice bringen«, sagte er und drückte ihre Hand. »Und machen Sie sich keine Sorgen, weil ich zusehe. Sie sind die Beste, Jessie, und es gibt nichts Schöneres für mich, als Ihnen bei der Arbeit zuzuschauen.«
Er ging zur Tür und öffnete sie, Alex und er maßen sich gegenseitig mit den Blicken.
»Romero, wenn ihr irgendwas zustößt, werde ich Sie höchstpersönlich umbringen.« Alle Sanftmut und Freundlichkeit hatte sich in Luft aufgelöst.
Kurz darauf stand Alex im Büro. »Was hat er gesagt?«, fragte
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