Bullet Catcher 1: Alex
Seine Finger packten ihre Schulter. »Sie sind nicht bewaffnet. Warten Sie nur eine Minute, bitte!«
Sie nickte, und er verschwand im Flur. Als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, suchte sie den Raum ab. Hatte sie das Kissen so gegen das Sofa gelehnt? Hatte sie die Schranktüren offen gelassen?
In diesem Augenblick ging das Licht im Flur an. »Niemand da«, sagte Alex und kam auf sie zu.
»Sie ist nicht dort hinten?« Jazz musste einfach nachfragen, so schwer fiel es ihr, die Hoffnung fahren zu lassen.
»Nein. Aber es war jemand in der Zwischenzeit hier.«
Jazz sah sich weiter um, während Alex das zweite Schlafzimmer und das Bad durchsuchte. Irgendetwas war anders, aber sie konnte es nirgends festmachen. Auf Zehenspitzen schlich sie zur offenen Küche und blieb dann wie angewurzelt stehen. »Was ist das für ein Geräusch?«, fragte sie.
Alex tauchte an der Tür des Schlafzimmers auf. »Welches –?«
»Hören Sie nur, der Geschirrspüler läuft.« Eine Woge der Erleichterung ergriff sie, sie presste beide Hände auf die Brust und lachte. »Der Geschirrspüler! Mein Gott, das sieht meiner Schwester ähnlich. Sie konnte es nicht ertragen, dass ich die Teller in der Spüle gelassen hatte.«
Alex machte Licht in der Küche, und sie starrten beide auf die makellos reinen Arbeitsflächen und das rote Lämpchen der Geschirrspülmaschine. Jazz warf Alex einen triumphierenden Blick zu und beugte sich dann zu der summenden Maschine. »Das«, sagte sie, zog am Griff, die Tür klappte auf, und ein wenig Dampf entwich, »ist Jessicas Visitenkarte.«
Sie zog die Tür ganz auf. Natürlich standen dort die Teller, die sie gestern Abend benutzt hatten, und die zwei Gläser, von denen Alex gesagt hatte, sie hätten auf dem Tresen bereitgestanden.
Jazz eilte ins Schlafzimmer. Es sah noch genau so aus, wie sie es verlassen hatte – das Bett ein wenig unordentlich, Make-up überall im großen Badezimmer verteilt. Hätte Jessica die Bettdecke nicht geradegezogen und Tuben und Tiegel weggestellt?
Und warum um Gottes willen hatte sie keine Nachricht hinterlassen?
Alex ging zum Frisiertisch und klappte ein schwarzes und ein perlmuttfarbenes Kästchen auf. »Der Schmuck ist noch da.«
Jazz begab sich auf die Suche nach einem unwiderlegbaren Beweis. Die Tür zum begehbaren Kleiderschrank stand offen, sie hatte vergessen, sie zu schließen. Als sie das Licht anknipste, stieß ihr Fuß an etwas.
Ein Handy schlitterte gegen den Wäschekorb. Sie stürzte sich darauf. »Das ist nicht meins. Gehört es Ihnen?«
Er legte eine Hand auf die Brusttasche, in der anderen hielt er immer noch die Pistole. »Nein, meins ist hier.«
Auf den Knien klappte sie das Handy auf und schaltete es mit klopfendem Herzen an.
»Vielleicht ist es Jessicas.« Ihr Blick glitt über die Kleiderstange, aber sie kannte die Garderobe ihrer Schwester nicht gut genug, um zu bemerken, ob etwas fehlte. »Sie wollte Kleidung oder etwas anderes holen und hat ihr Handy liegen lassen.«
Das Gerät vibrierte in ihrer Hand, und ein Ton verkündete, dass ein Netz gefunden war. Jazz suchte nach dem Telefonbuch. Alex hockte sich neben sie, sah ebenfalls gespannt auf das Display.
»Mal sehen, vielleicht finde ich in der Liste die Nummer des Handys oder den Eigentümer.« Eine Web-Adresse leuchtete auf und blinkte. Willkommen jadams0418. Sie haben keine neuen Nachrichten.
»J Adams null vier eins acht?«, sagte Alex. »Sind Sie das oder Ihre Schwester?«
Jazz sah ihn an. »Es ist unser Geburtsdatum und ihre Mail-Adresse.« Jessica war gekommen … und wieder gegangen. Warum hatte sie nicht gewartet oder ihr wenigstens eine Nachricht hinterlassen? »Es ist Jessicas Handy. Sie war definitiv hier.«
Er sah sich um und dann wieder auf das Handy. »Sieht ihr gar nicht ähnlich, etwas liegen zu lassen, nicht wahr?«
Nein, das sah ihr gar nicht ähnlich. »Aber was gibt es sonst für eine Erklärung?«
»Das Handy lag schon die ganze Zeit dort, und Sie haben es nur übersehen«, schlug er vor.
Sie fuhr zusammen, als eine Melodie ertönte. »Um Gottes willen. Da ruft jemand an.«
Sie drückte auf die Sprechtaste, bemerkte dann aber, dass es sich um eine SMS handelte, die abgeschickt worden war, während das Handy keinen Empfang gehabt hatte. Sie drückte ein paar Tasten, und die Nachricht erschien auf dem Display:
jazz, mach weiter für mich bitte bitte wichtig J
Ihre E-Mails unterschrieben sie immer mit einem großen J.
»Es geht ihr gut«, sagte Jazz,
Weitere Kostenlose Bücher