Bullet Catcher 1: Alex
die Puzzleteile ergaben endlich ein Bild. »Ihr ist aufgefallen, dass ihr Handy noch hier ist, und sie hat mir Bescheid gegeben.«
»Woher kam die Nachricht?«, fragte Alex.
Sie blätterte die Liste durch, aber die Nummer des Senders war unterdrückt. »Kann ich nicht sagen.«
»Warum hat sie Sie nicht auf Ihrem Handy angerufen? Und wie ist sie hier reingekommen? Ihre Schlüssel waren doch im Wagen.«
»Jessica hat mich nicht angerufen, weil sie kein Telefon hat, ich habe es ja gerade erst wieder angestellt«, sagte Jazz und hielt das Gerät hoch, als würde es irgendwas beweisen. »Die Nachricht hat sie vor mehr als einer Stunde hinterlassen. Und sie hat wahrscheinlich ein zweites Paar Schlüssel – die Alarmanlage war angestellt, das haben Sie selbst gesagt. Außerdem haben wir erst vor Kurzem darüber gesprochen, dass es besser wäre, die Wagen zu tauschen. Sie sagte, ihr Auto wäre zu auffallend für ihre Zwecke.«
»Die da sind?«
»Ich habe keine Ahnung, Alex.« Frustriert brach sie ab. »Aber das war der Grund, weshalb ich den Taunus gemietet habe. Doch sie hat wohl selbst einen Mietwagen genommen.« Das war die einzige Erklärung. »Sie war heute Abend hier. Kein anderer hätte am Portier vorbeikommen können. Sie machen sich zu viele Sorgen. Ich verstehe ja, dass das zu Ihrer Arbeit gehört, aber Sie müssen auch endlich begreifen, wie wichtig diese Sache für Jessica ist.«
»Tut mir leid, aber das begreife ich nicht. Ich glaube nicht, dass es etwas gibt, wofür Sie das Leben Ihrer Schwester aufs Spiel setzen sollten.«
Sie stieß einen tiefen Seufzer aus. Wie sollte sie das jemandem erklären, der sie nicht kannte? Ein Leben lang war sie immer einen Schritt hinter Jessica hergelaufen, war diejenige gewesen, der man helfen musste, die eine Stütze brauchte, deren Fehler man ausbügeln musste … doch jetzt war Jessica plötzlich auf sie angewiesen.
»Wenn ich die Nerven verliere und ihrem Chef reinen Wein einschenke, lass ich sie und ihre Story auffliegen.« Sie schüttelte den Kopf und sah ihn an. »Ein einziges Mal möchte ich nicht diejenige von uns beiden sein, die den leichten Weg wählt.« Die einschlief, Termine verpasste, den Geburtstag ihrer Mutter vergaß und auf die man sich nicht verlassen konnte. »Ein einziges Mal möchte ich der perfekte Zwilling sein, der das Richtige tut.«
»Und wenn Ihre Schwester nun in Gefahr ist? Dann machen Sie genau das Falsche.«
Sie kniff die Augen zusammen. »Es gibt keinen Beweis dafür. Alles, was Sie haben, sind ein paar geschmacklose Briefe von einem Fan und einen Mann, der scharf auf Jessica ist und einen Bodyguard angeheuert hat, um Eindruck zu schinden. Aber sie hat sich in der Zwischenzeit zweimal bei mir gemeldet.«
»Das sehe ich anders.« Alex erhob sich langsam und sah dabei keineswegs verunsichert aus. »Sie hat sie gebeten, nach Miami zu kommen, und alles für ein gemeinsames Essen vorbereitet, ist aber nie aufgetaucht, hat sie nie angerufen oder eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. Wir haben ihre Schlüssel im Wagen und ihr Handy hier auf dem Boden gefunden. Und das bei einer Frau, die beinahe noch ihre Unterwäsche alphabetisch ordnet. Ich denke, das ist Beweis genug, dass sie sich in Schwierigkeiten befinden könnte.«
Jazz schüttelte den Kopf. »Jessica gerät nie in Schwierigkeiten. Die Fantasie geht mit Ihnen durch.«
»Im Flur ist eine Überwachungskamera.« Er reichte ihr die Hand. »Morgen werde ich mir als Erstes die Bänder ansehen.«
»In Ordnung.« Sie stand ohne seine Hilfe auf. »Und wenn Jessica wirklich hier war, werden Sie dann Ruhe geben? Bitte!«
»Ich muss Lucy in Kenntnis setzen.«
Lucy? Ich hasse dich, Lucy. Sie hatte immer noch den Klang seiner Stimme im Ohr, den trockenen Humor und die Resignation. »Wer ist das?«
»Meine Chefin, Lucy Sharpe.«
Er hatte diesen Satz gesagt, erinnerte sie sich mit einem Anflug von Scham, als sie sich ihm schlaftrunken angeboten hatte. Glückliche Lucy. »Also gut. Sie sagen Ihrer Chefin Bescheid, und dann hauen Sie ab, richtig?«
»Falsch.«
Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Warum denn nicht? Jessica ist nicht hier, und mich sollen Sie ja nicht beschützen. Ich bin nicht Ihre Klientin.«
»Im Augenblick leider doch.«
»Leider?« Sie verschluckte sich fast. »Was soll das heißen?«
Seine Mundwinkel zuckten gerade genug nach oben, um seinem Blick die Schärfe zu nehmen. Er legte ihr einen Finger auf die Unterlippe und strich federleicht
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