Bullet Catcher 1: Alex
in den Fluss schieben. Alex trat aufs Gas, der Wagen tat einen Satz nach vorn auf die andere Fahrbahn und entging nur knapp dem Sedan, der mit kreischenden Reifen an ihnen vorbeifuhr.
»Hinterher!«, schrie Jazz, als die Rücklichter des Wagens in einer Seitenstraße verschwanden.
Alex starrte sie nur an.
»Worauf warten Sie noch?«, fragte sie. »Er entkommt uns.«
»Sie haben es immer noch nicht kapiert, was, Jazz?«
Sie schlug mit der Faust auf den Sitz. »Wie können Sie ruhig hier sitzen, nachdem man uns fast –«
»Ich bin Beschützer, kein Angreifer«, sagte er nur. »Das ist ein großer Unterschied. Ich soll nicht verfolgen und kämpfen, sondern Risiken vorhersehen und ihnen ausweichen. Damit Sie am Leben bleiben.«
»Sehr nobel, Mister Bodyguard«, sagte sie und sah ihn mit glühenden Augen an. »Aber jetzt gerade lassen Sie einen Idioten davonkommen, der versucht hat, uns von der Straße abzudrängen.«
Er kniff die Augen zusammen und hielt an einer roten Ampel. »Darf ich Sie etwas fragen?«
Sie sah ihn schweigend an.
»Sie lieben doch Ihre Schwester, nicht wahr? Sie möchten, dass sie Karriere macht, eine schöne Wohnung und viele Fans hat.«
»Worauf wollen Sie hinaus?«
Er lenkte den Ärger in seinen rechten Fuß und trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch, versuchte aber gleichzeitig, mit ruhiger Stimme zu sprechen. »Holen Sie das Handy raus, und sagen Sie im Sender ab. Und dann lassen Sie mich Experten holen, die uns helfen, Jessica zu finden. Bevor es zu spät ist.«
Sie schnaubte. Dann griff sie in ihre Handtasche und zog das Handy heraus. »Unter einer Bedingung«, sagte sie.
Er lachte auf. »Nicht mit mir.«
»Ich leite die Ermittlungen, Alex. Und bin vollkommen gleichgestellt, kein bloßes Anhängsel.«
Er suchte in seinem Gedächtnis nach einem Bullet Catcher als Ersatz für sie – doch ihm fiel partout keiner ein, der es mit ihr aufnehmen konnte, wenn es darum ging, Daten zu hacken und Leuten Informationen aus der Nase zu ziehen »Schön. Dann leiten Sie eben die Ermittlungen. Aber hören Sie auf, so zu tun, als wären Sie Jessica, damit wir Ihre Schwester endlich finden. Wenn Sie bei einigen Nachrichtensendungen ausfallen, wird sie vielleicht anrufen, um zu erfahren, warum Sie ihre Arbeit torpedieren.«
Ihr Herz raste immer noch, als sie die Nummer der Nachrichtenredaktion wählte. Alex hatte recht, verdammt noch mal!
»Hier spricht Jessica Adams«, sagte sie betont langsam. »Ich muss …« Sie sah zu Alex. »Geben Sie mir, wer immer gerade die Leitung hat.«
Augenblicklich klickte es in der Leitung. »Jergen, Redaktionsleitung.«
Ging Ollie denn nie nach Hause? Er musste jede wache Minute im Sender verbringen. Ihr passte es gar nicht, dass er den Anruf entgegennahm; ihre letzte Begegnung war ihr noch in unangenehmer Erinnerung.
»Ich kann die Elf-Uhr-Nachrichten nicht moderieren«, sagte sie rasch.
Einen endlosen Augenblick war es totenstill.
»Ollie?«
»Ich habe dich verstanden. Du bist so was von blöd.«
Schuldgefühle zogen ihr den Magen zusammen. »Du hast recht, aber ich bin krank. Diese Magengeschichte ist –«
»Jess!« Er zischte ins Telefon. »Um Gottes willen, ich bin’s! Lass den Scheiß! Ich weiß, was los ist, erinnerst du dich? Ich weiß ganz genau, womit du deine freie Zeit verbringst.«
Tatsächlich? »Nun …« Sie warf Alex einen Blick zu, der mit unbewegter Miene den Wagen wendete und zurück zu den Del Mar Towers fuhr. »Was sollte ich denn deiner Meinung nach tun?«
Ollie schnaubte. »Süße, meine Meinung ist dir doch schnurzpiepegal. Der Einzige, der zählt, ist Yoder. Zumindest für dich.«
Yoder? Der Computer in ihrem Hirn rief die Eintragungen mit Y in Jessicas Adressbuch auf. War ein Yoder dabei? »Warum sagst du das?«, fragte sie.
»Na, was glaubst du? Du hast dich entschieden und bist Verpflichtungen eingegangen. Vergiss mich doch einfach!« Er lachte kurz auf. »Na, das ist ja schon geschehen.«
»Hör auf damit, Ollie!« Inwiefern hatte ihn Jessica vergessen? »Was ist mit Yoder?«
»Was soll schon mit ihm sein? Er hat die Angel ausgeworfen, Baby, und du hast angebissen. Jetzt musst du mit dieser Entscheidung leben. Aber sich um zehn Uhr abends krankzumelden, steht auf einem anderen Blatt. Das ist unprofessionell, rücksichtslos und dumm. Was ist bloß in dich gefahren?«
Sie wusste nicht, was sie darauf sagen sollte, doch er hatte wohl auch keine Antwort erwartet und seufzte leise.
»Ich weiß auch nicht, Jessie.«
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