Bullet Catcher 1: Alex
warum es Jazz im Haifischbecken Fernsehen nicht geschafft hatte, während Jessica ganz oben schwamm.
Also musste die Frage wohl eher lauten: Welche geschäftlichen Verbindungen waren für Jessica wichtig?
Jazz googelte die lokalen und die wichtigsten überregionalen Sender und hackte sich dann in die internen Datenbaken ein. Bei ABC gab es eine Frau mit Nachnamen Yoder, Regieassistentin bei einer Talkshow, aber Ollie hatte von »ihm« gesprochen. Sonst fand sich kein Yoder bei den großen Sendern, auch nicht bei Metro-Net.
Sender gehörten meist zu großen Konzernen, deshalb ging Jazz auf die Websites der Firmen. Metro-Net war ein Teil des Yellowstone-Konglomerats, dessen Krakenarme in mehr Unternehmen reichten, als sie gewusst hatte. Aber in keinem der Unternehmen hatte ein Yoder seine Finger im Spiel.
Wer stand über den Managern der Firmen? Der Aufsichtsrat. Mit fliegenden Fingern suchte sie nach dem Aufsichtsrat von Yellowstone.
Bingo! Sie starrte auf den unterstrichenen Namen, las die Biografie.
Miles Yoder war ehemaliger Investment-Banker, der im Internet ein Vermögen gescheffelt hatte; seit 1999 saß er im Aufsichtsrat von Yellowstone. Das waren wirklich gute Verbindungen. Aufgeregt klickte sie sich durch die Seiten, bis sie die Nummer seines Büros gefunden hatte. Sie schnappte sich Jessicas Handy und ging die Anrufliste durch.
Fast hätte sie vor Freude laut aufgeschrien, als sie die Nummer dort entdeckte. Da kein Name zu dieser Nummer angezeigt wurde, war sie vorher einfach darüber hinweggegangen. Yoder hatte Jessica vor fünf Tagen aus seinem Büro angerufen! Ein Adrenalinschub erfasste sie.
Intelligent, hat Verbindungen und ein Herz aus Gold.
Jazz sprang vom Bett, um auf den Flur zu rennen und Alex von ihrer Entdeckung zu berichten, dann hielt sie mitten in der Bewegung inne. Würde er ihr helfen, Yoder zu finden? Oder würde er wieder nur Risiken vermeiden, ganz egal, was es kostete? Die Art, wie er sich auf der Brücke aus der Affäre gezogen und von ihr auch noch gefordert hatte, sich nach seinen Regeln zu richten, war ihr zuwider. Ein Macho, der die Jungs mit großen Knarren rufen musste. Tut mir leid, Alex, aber diesmal machen wir es anders.
Nur wenige Augenblicke später hatte sie jede Personen-Datenbank angezapft, die sie auftun konnte. In der Stadt New York fand sich kein Telefonbucheintrag für Miles Yoder. Sie ging auf die privaten Suchseiten und entdeckte schließlich eine Handynummer für einen Miles H. Yoder in Manhattan.
Auch diese Nummer fand sich in Jessicas Handy, und wieder stand kein Name dabei. Im Geist beglückwünschte sie sich für diese Meisterleistung in Sachen Ermittlung und drückte auf den grünen Hörer, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, was sie gerade vorhatte.
Noch vor dem Ende der ersten Klingeltonfolge wurde abgenommen. »Jessica? Sind Sie das?«
Sie fiel vor Erleichterung fast rücklings vom Bett. »Ja.«
»Warum sind Sie nicht im Studio? Ich sehe mir gerade die Nachrichten an.«
Ein Mitglied im Aufsichtsrat des Yellowstone-Konzerns verfolgte die Lokalberichterstattung in Miami? »Wo sind Sie?«
»Immer noch da, wo Sie mich verlassen haben«, sagte er mit der Andeutung eines Lachens. »In der Luft und auf Erlösung wartend.«
Irgendetwas sagte ihr, dass er wusste, wo ihre Schwester sich befand. Aber da sie am Telefon Jessicas Rolle spielte, wäre »Wo bin ich?« eine ziemlich blöde Frage. »Sie sind … in Miami?«
»Natürlich. Ich habe doch gesagt, dass ich bleibe, bis Sie fertig sind.«
Womit ?
»Sind Sie denn fertig?«
»Beinahe. Ich muss Sie sehen.«
»Jetzt gleich?«, fragte er überrascht.
Jede Minute zählte. »Ja, so schnell wie möglich.«
Er schwieg kurz. »Haben Sie Fortschritte gemacht?«
»Ein wenig.« Komm schon, Miles! Sag was, gib mir einen Hinweis zum Weiterreden!
»Sie sind doch nicht zu tief in die Sache reingeraten, oder etwa doch?«
Ihr Magen verkrampfte sich. Wohinter war Jessica her? Miles Yoder kannte die Antworten auf ihre Fragen, und sie musste sie aus ihm herausbekommen.
»Ich muss mit Ihnen reden«, sagte sie. Sie musste ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen, um festzustellen, ob sie ihm vertrauen, vielleicht sogar die Wahrheit beichten konnte. »Es ist dringend.«
»Meine Frau schläft schon.« Nachträglich spürte sie ein Beben. Es war definitiv eine Geschäftsbeziehung. Jessica würde sich nie mit einem verheirateten Mann einlassen. Doch war sie nicht auch genauso sicher gewesen,
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