Bullet Catcher 2: Max
ein Darlehen gewesen war? Wenn William der Große bei seiner Unternehmensführung nicht strenger gewesen wäre als die Börsenaufsicht, wäre das durchaus möglich gewesen.
Er nahm einen ausgiebigen Schluck aus dem Scotchglas, das ihm Breezy fürsorglich in sein Arbeitszimmer gebracht hatte, als er ihr gesagt hatte, dass er heute länger arbeiten müsse. Gott, wenn sie wüsste, dass er in Wahrheit Spuren verwischte … Zurzeit tat er kaum etwas anderes. Er konnte sich gar nicht vorstellen, wie enttäuscht, wie abgrundtief entsetzt sie sein würde, wenn sie erfuhr, was er getan hatte. Und es wäre auch gleich, warum er es getan hatte, es würde nur zählen, dass er es ihrer besten Freundin angetan hatte.
Er ignorierte die Stiche in seinen Schläfen, schraubte seinen Füller auf und unterschrieb den Bankscheck, der vor ihm lag. Verdammt! Sein Kopf schmerzte zu sehr, als dass er jetzt über eine Lösung des Problems nachdenken konnte.
Er griff nach dem nächsten Schriftstück und erwartete einen weiteren Vertrag mit einer Baufirma, doch dann starrte er zwinkernd auf das Blatt. Das Catering für die Vorstandssitzung? Mikromanagement war zweifellos auch eine Ursache für seine Kopfschmerzen.
Aber wenn er sich nicht um alles kümmerte, würde ihm jemand auf die Schliche kommen.
Er setzte zur Unterschrift an, aber als er die Namen der Teilnehmer überflog, entwich ihm ein leiser Fluch.
Corinne Peyton.
Sie war die Hauptursache für seine Kopfschmerzen. Sie war die Wurzel all seiner Probleme. Sie war es, die hätte sterben sollen, nicht William.
Gifford kritzelte seinen Namen auf das Papier. Das Blut pochte hinter seinen Augen, während sich ein Schatten in seine Augenwinkel schob, in seinen von Kopfschmerzen verdunkelten Blick. Er hatte lange versucht, es zu ignorieren, aber irgendetwas stimmte ganz und gar nicht mit seiner Sehkraft.
Er rieb sich wieder die Schläfen. Durch Schlafen würde das besser werden, das wusste er. Aber er hatte lange nicht mehr gut geschlafen, sehr lange. Und das würde auch so bleiben, bis er eine Idee hatte, wie er Corinne Peyton morgen von der Vorstandssitzung fernhalten – und für immer zum Schweigen bringen konnte.
5
Max öffnete die Fenstertüren zu seinem Wohnzimmer, sodass er während der Nacht jedes ungewöhnliche Geräusch hören würde. Eine Woge sommerlicher Schwüle schlug ihm entgegen, und er zog sein T-Shirt aus.
Er fand, das schlimmste Opfer, das Bodyguards zu bringen hatten, war es, bekleidet zu schlafen – in diesem tropischen Sumpf war das eine Tortur.
Er nahm sich eine eisgekühlte Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und stellte sich so an die Küchentheke, dass er durch die offene Tür sehen konnte. Dann klappte er seinen Laptop auf und las die E-Mail noch einmal durch, die er Raquel Durant schicken wollte. Lucys Assistentin würde alles organisieren, was zur Absicherung von Coris Villa notwendig war. Sie besaß magische Kräfte, was solche Dinge anging, und ohne sie wären sie alle vollkommen hilflos. In einer Anwandlung von Großmut fügte Max ein Postscript an, in dem er ihr genau das sagte. Bestimmt würde sie beim Lesen in typischer New-Jersey-Manier die Augen verdrehen.
Als er damit fertig war, durchstreifte er das Gästehaus, blickte durch die Fenster und die offene Terrassentür und zählte die Lichter, die in Coris Haus brannten. Wann ging sie zu Bett? Das Arbeitszimmer und ihr Schlafzimmer waren die einzigen beiden Räume, die noch erhellt waren. Das übrige Haus war dunkel und hoffentlich gut abgeschlossen. Gegen elf hatte er bereits alle Türen einmal überprüft.
Jetzt war es Mitternacht.
Er griff nach der Fernbedienung und überlegte, ob er den Sportkanal einschalten sollte, warf sie dann aber auf den Tisch zurück. Stattdessen schlug er ein Magazin über das Leben in Florida auf und überflog ein paar Hochglanzseiten voller Sonne und Wonne, aber irgendein sechster Sinn lenkte seine Aufmerksamkeit zu der offenen Glastür.
Im Bruchteil einer Sekunde hatte er seine Ruger gepackt und überquerte die Terrasse, den Blick auf Türen und Fenster gerichtet, ohne dabei die im Dunkel liegenden Rasenflächen aus den Augen zu lassen. Er ging langsam um das Haupthaus herum, und seine nackten Füße machten nicht das geringste Geräusch, als er auf dem feuchten Gras zwischen Al Capones Bäumen verschwand. Alle paar Schritte blieb er stehen, um zu horchen und die Nase in die Luft zu halten.
Er entdeckte nichts Ungewöhnliches. Zu hören war nur das
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