Bullet Catcher 2: Max
Wimpern zählen; sein pochender Puls löste kleine Erschütterungen in ihrem Körper aus. Sie schloss die Augen und verlangsamte ihre Atmung. »Danke.«
»Dank nicht mir. Du kannst dich bei der Person bedanken, die so umsichtig war, hier schusssicheres Glas einzubauen«, sagte er.
»Das war William«, sagte sie leise.
»Dann hat er dir soeben das Leben gerettet«, sagte Max. »Denn da hat gerade jemand auf dich geschossen, Kleines.«
6
Max war dankbar für die Dunkelheit, die er zuvor noch verflucht hatte, während er Cori in aller Eile durch das dichte Blätterwerk zum Gästehaus brachte.
»Wieso ausgerechnet hierher?«, fragte sie, als er die Terrassentür hinter ihr schloss.
»Im Haupthaus bist du die beste Zielscheibe. Hat dein Mann dort auch schusssicheres Glas einbauen lassen?«
»Nein.« Noch immer etwas verwirrt wirkend, rollte sie sich auf dem Sofa zusammen.
Max klappte die Schlagläden zu und ging dann in die Küche, um das Licht auszuschalten. »Tu uns beiden den Gefallen und stell dich nicht mehr an irgendwelche Fenster!« Er hatte immer noch das Geräusch der berstenden Scheibe im Ohr, genau in dem Moment, als er auf ihr landete. Es war knapp gewesen, verdammt knapp.
Der Gedanke, sie beinahe auf die gleiche Weise zu verlieren wie Coop, traf ihn wie ein Fausthieb. Konnte ein Mensch so etwas zweimal ertragen?
»Besteht irgendwie die Möglichkeit für mich, nach Hause zu gehen? Ich meine, auf mein Zimmer?«
»Genau dort vermuten sie dich.«
Sie ließ ihren Kopf nach hinten auf die Sofalehne sinken, und selbst im Dunkeln sah er, wie sich ihre Brust in unregelmäßigen Atemzügen hob und senkte. Sein Ständer regte sich schon wieder, und so verließ er den Raum, um das Haus zu inspizieren und um herunterzukommen.
Irgendwie war diese Befragung viel zu persönlich geworden. Natürlich hatte er keinerlei verwertbare Auskünfte über den Tod ihres Mannes bekommen. Statt es zu einem offenen Gespräch kommen zu lassen, hatte er sich in dem Thema festgebissen, warum sie William Peyton geheiratet hatte.
Kannst du deine Gefühle aus dem Spiel lassen?
Halt den Mund, Lucy!
»Hat Billy einen Schlüssel zu diesem Haus?«, rief er, während er die Fensterschlösser im unteren Schlafzimmer prüfte.
»Er hat nicht einen einzigen Schlüssel zu irgendwas auf diesem Anwesen. Ich habe nach Williams Tod sämtliche Schlösser austauschen lassen.«
»Warum?« Max kehrte in den Raum zurück. »Ich dachte, der Übergriff oben in Bal Harbour ist gerade erst passiert. War da noch was anderes?«
Sie lag noch immer mit zurückgelegtem Kopf da, die Augen geschlossen, der Hals entblößt. Er ging zu den Terrassentüren, um auf ungewöhnliche Geräusche draußen zu horchen oder irgendetwas zu sehen, irgendwas, das ihn nicht gleich wieder heißmachte.
»Gifford Jones hat es mir empfohlen. Oder vielleicht war es auch die Versicherungsgesellschaft. Ich weiß es nicht mehr. Ich war da noch ziemlich benebelt, stand unter Schock.«
»Ich muss sagen«, dachte Max laut, während er einen Schlagladen leicht öffnete, um in die Dunkelheit zu spähen, »von der Bucht aus auf dich zu schießen, das sieht nicht nach einem typischen Billy-Masterplan aus.«
Sie lachte leise. »Billy-Masterplan? Du hast ihn erst einmal getroffen. Er war total fertig. Woher willst du wissen, was sein Masterplan ist?«
»Weil ich Experte für total fertige Drogenabhängige bin, schon vergessen? Erstens« – er schloss den Laden und ging auf sie zu –, »hat er seinen Wagen noch gar nicht wieder zurück. Er steht immer noch in der Auffahrt vor deiner Garage.«
»Der Typ war auf einem Boot , Max.«
»Dass er sein Auto noch nicht wieder zurückgeholt hat, lässt vermuten, dass er heute noch genauso high war wie gestern Abend.«
»Betrunken genug, um loszuziehen und etwas richtig Dummes zu tun.«
»Wer da geschossen hat, war nicht betrunken. Hat er ein Boot?«
»Nein, aber Myriaden von Freunden, die eines haben.«
»Solche, die ihn in die Bucht begleiten würden, um auf dich zu schießen?« Er sah sie an. »Das nenn ich Freundschaft.«
Sie zog die Beine dichter an sich heran und vergrub mit einem kaum hörbaren Laut ihr Gesicht zwischen ihren Knien.
Sie verbarg etwas. Max wusste das ebenso, wie er wusste, dass sie fror. Er stand auf, ging ins Schlafzimmer und holte die pastellfarbene Daunendecke aus dem Bett. Offenbar hatte das Zimmermädchen den Wink nicht verstanden, als er sie am Vorabend auf den Boden geworfen hatte. Er ließ sie vor
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