Bullet Catcher 2: Max
gebracht hatte. »Warum hast du geheiratet? Ich habe ein Recht darauf, es zu erfahren.«
Sie hustete vor Überraschung. »Seit wann denn das?«
»Seit du geheiratet hast, knapp ein Jahr nachdem …«
»Nachdem was? Komm schon, Max! Sag es!«, forderte sie ihn spöttisch auf. »Ich habe geheiratet, ein Jahr nachdem wir uns getrennt haben.«
»Wir haben uns nicht getrennt.« Er bellte es fast. »Du bist mitten in der Nacht verschwunden.«
»Du hast meinen Vater am helllichten Tag ermordet.«
Max stieß einen finsteren Fluch aus. Aber er stritt es nicht ab.
Sie stand in einer fließenden Bewegung vom Boden auf, um schnell von ihm wegzukommen. »Hier ist Schluss. Ich scheiß auf deine Spielchen, auf deine Antworten, ich scheiß auf dich, Max. Hier geht es nicht weiter mit uns.«
Sie wandte sich zum Fenster und legte beide Hände auf das kühle Glas, um in die Schwärze der nächtlichen Bucht hinauszuschauen. »Du hast nicht das Recht, es zu erfahren«, sagte sie schließlich leise. »Aber ich erzähle es dir trotzdem. Du hast mein Leben zerstört, mein Herz gebrochen und mir alle Freude genommen, und dann habe ich jemand anders gefunden. Das passiert Millionen von Paaren, millionenmal am Tag.«
»Er war eine Vaterfigur für dich.«
Sie schnaubte leise. »Wenn du schon so genau weißt, warum ich ihn geheiratet habe, warum fragst du dann noch?«
»Hab ich recht?«
»Ich habe ihn an der DePaul University kennengelernt.« Sie ließ ihren Kopf gegen die Scheibe sinken und schloss die Augen. Sie mussten darüber reden, sonst würden sie beide verrückt werden. Genauso wie sie diesen Kuss aus der Welt schaffen mussten. »Da war eine Benefizveranstaltung an der juristischen Fakultät, und er hatte gespendet.«
»Ich wollte nicht wissen, wie , Cori. Ich habe nach dem Warum gefragt.«
Sie antwortete nicht.
Lange Zeit war im Raum nichts zu hören außer dem kaum wahrnehmbaren Summen eines Minikühlschranks und den fernen Geräuschen eines Motorbootes. Cori starrte ins Dunkel hinaus, konnte aber nirgends die dazugehörigen Lichter ausmachen.
»Deine Freundin Breezy hat mir erzählt, sie habe euch bekannt gemacht.«
Prima Trick, Max. Das Thema zu wechseln … nur ein klein wenig. »Kann sein, dass sie uns einander tatsächlich offiziell vorgestellt hat, das weiß ich gar nicht mehr. Ich hatte sie auch an diesem Abend erst kennengelernt. Giff ist ein DePaul-Absolvent …« Sie verlor den Faden, während sie in der Bucht draußen einen Schatten beobachtete. Ob das das Boot war? Kaum fünfzig Meter entfernt. »Das ist komisch.«
»Was denn?« Max, das spürte sie mehr, als sie es sah, straffte sich hinter ihr und folgte ihrem Blick.
»Wie kann das sein, dass ich ein Boot höre, ohne es zu sehen?«
Er sprang auf die Füße, ehe sie den Hauch einer Chance hatte, sich umzudrehen, und warf sie zu Boden. Im selben Moment zerplatzte die Scheibe mit dem Krachen eines Feuerwerks.
»Oh mein Gott!« Ihr Schrei wurde von seinem massigen Körper gedämpft, und er hielt schützend die Hand unter ihr Gesicht, ehe es auf dem Boden aufprallte.
»Bleib unter mir!«, befahl er.
Sie presste ihre Augen zu, während ihr wild pochendes Herz ohrenbetäubendes Rauschen durch ihre Ohren jagte. Max drückte sie mit seinem Gewicht auf den Boden; ihre Hüften und Brüste begannen zu schmerzen, so fest wurde sie gegen den Marmor gequetscht.
»Was war das?«, fragte sie, und vor lauter Entsetzen sowie durch den auf ihr lastenden Körper klang ihre Stimme ganz gepresst.
Durch ihren rasenden Puls hindurch hörte sie das zweifache Klicken einer Automatikpistole. »Schsch. Horch.«
Das Motorboot raste in die Nacht hinaus. Sie spürte, wie Max seinen Kopf ein wenig hob und von Fenster zu Fenster blickte.
Sie versuchte aufzustehen, aber er drückte ihren Kopf mit dem Kinn nach unten. »Warte«, flüsterte er. »Warte, bis ich sehe, dass die Luft rein ist.«
»Was ist passiert?«, fragte sie erneut, und ein Zittern erfasste ihren Körper.
Er bewegte sich seitwärts, ließ jedoch seinen Schenkel auf ihrem Hintern liegen und einen starken Arm auf ihren Schultern ruhen. Die zweite Hand hielt die schussbereite Waffe im Anschlag.
Sie hob den Kopf und blickte auf die Glasscheibe, die aussah wie ein riesiges, Furcht einflößendes Spinnennetz.
Er umfasste ihren Hals und drehte mit einem Finger sanft ihr Gesicht. »Alles klar bei dir?«
»Ich glaube schon.« Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Sie konnte praktisch seine
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