Bullet Catcher 3: Johnny
In wenigen Minuten würde sich diese Tür öffnen, und ein Sicherheitsmann würde die Mädchen gruppenweise zu ihren Autos begleiten. Das war ihre Chance, sich Victoria zu schnappen und ihr klarzumachen, dass sie, wenn sie bei der Fantasieentführung nicht mitmachte, die Nächste in der Truppe sein würde, die umbesetzt wurde.
Teambildung durch Einschüchterung, das war es, worauf Glenda setzte.
Beim Geräusch von Schritten zuckte Ashley zusammen. Normalerweise kam niemand zu diesem Seitenausgang. Die Spieler verließen das Stadion auf der anderen Seite, und dort stellten sich auch die Fans für Autogramme an. Niemand wusste, dass die Snow Bunnies sich auf diese Art und Weise nach dem Spiel davonschlichen, und es war Teil ihres Vertrages, dass das ein Geheimnis blieb. Eines war Glenda und Julian nicht vorzuwerfen – Sicherheit war oberstes Gebot für sie.
Eine weibliche Stimme wehte zu ihr herüber, dann die Antwort eines Mannes. War es Sage Valentine? Sie trat einen Schritt von der Wand weg und entdeckte Keishas Mitbewohnerin mit einem großen, gut gebauten Typ, der beschützend den Arm um sie gelegt hatte.
»Ashley? Bist du das ?« Sage kam auf die Tür zu. Ashley fiel auf, dass der Mann seine freie Hand hinter seinem Rücken verbarg.
»Ja, ich bin’s. Was machst du denn hier hinten ?«
Einen Augenblick lang kam von Sage keine Antwort durch die Dunkelheit. »Warum hast du heute Abend nicht getanzt ?« , fragte sie dann.
Der Typ blieb einen halben Schritt hinter Sage stehen, doch Ashley spürte seinen scharfen Blick auf sich ruhen und wagte einen verstohlenen Blick in sein prägnant geschnittenes, attraktives Gesicht. Er hatte volle Lippen, und seine Wangen waren von Bartstoppeln verdunkelt.
»Ich habe mich am Rücken verletzt « , log sie und wünschte sich inständig, sie hätte diese Sahneschnitte von Kerl heute Abend auf dem Parkett beeindrucken können. »Sucht ihr eines der Mädchen ?«
»Ich, ja « , erwiderte Sage. »Sie kommen doch hier heraus, nicht wahr ?«
»Normalerweise schon .« Ashley sah den Typ an und wartete darauf, dass er ihr vorgestellt würde. Als nichts geschah, fragte sie: »Wer sind Sie ?«
»Ich bin Johnny .«
Ashley zog sich den Schirm ihrer Kappe tiefer ins Gesicht. Schade, dass sie sich keine ordentliche Frisur gemacht oder Bühnen-Make-up aufgelegt hatte.
»Johnny « , wiederholte sie. Und wer war Johnny? Sages Freund? Ihr Bruder? Ein Fan? Ashley blickte Sage erwartungsvoll an, aber die schien nur sie dabei zu beobachten, wie sie ihn anschaute.
Eine unbehagliche Pause verstrich, ehe Ashley in Richtung der Tür nickte. »Ich habe etwas in der Umkleide vergessen, aber streng genommen darf ich nicht ins Gebäude, wenn ich nicht tanze .«
»Wirklich ?« , fragte Johnny und sah sie misstrauisch an. »Warum das denn ?«
»Glenda ist da sehr eigen « , sagte sie mit einem kurzen Lachen. »Aber sie ist der Boss. Also, auf wen wartest du denn, Sage ?«
»Weißt du noch, in der Bahn? Da habe ich dir erzählt, dass ich der Boston Living eine Story anbieten will ?« , fragte Sage. »Tja, sie wollen ein Feature über die Snow Bunnies .«
»Ehrlich? Das ist cool .« Sie drückte Sage den Arm, und der Typ trat sofort einen Schritt näher. »Oh bitte, sag, dass ich auch dabei bin ! «
Sage zog ein Stück Papier hervor und faltete es auf. »Glenda lässt mich nur mit bestimmten Tänzerinnen reden. Hier ist die Liste der Namen .«
»Kein Wunder .« Ashley hielt die Liste in den fahlen Mondschein, um sie zu lesen. »Bei ihrem Kontrollzwang .« Natürlich stand ihr Name nicht auf der Liste. »Und warum bist du jetzt hier? Kannst du die Mädchen nicht vor dem Training interviewen oder so ?«
Sage grinste sie verschwörerisch an. »Du kennst mich doch, Ashley. Ich werde nicht nur mit diesen hier reden .« Sie nahm die Liste und faltete sie wieder zusammen. »Ich will mit denen reden, die nicht auf die Unternehmenslinie eingeschworen sind .«
Ashley lachte trocken. »So wie ich .«
»Genau. Oder wie Vivian .«
»Das kannst du gleich vergessen. Sie spricht nicht mit der Presse. Nie .«
Die Beleuchtung über den Türen flackerte kurz auf, dann sprang sie voll an.
»Gleich werden sie rauskommen « , sagte Ashley und nutzte die plötzliche Helligkeit, um Sages Begleiter genauer zu studieren. Er starrte sie an, als hätte sie zwei Köpfe – sah sie ohne Show-Make-up so schrecklich aus?
»Kennen wir uns vielleicht ?« , fragte sie demonstrativ.
Er schüttelte den Kopf. »Daran
Weitere Kostenlose Bücher