Bullet Catcher 3: Johnny
Urzeiten .«
»Vielen Dank .« Johnny steckte die Karte weg, ohne sie anzusehen. Das würde er später tun, sobald er Lucy angerufen und sie damit beeindruckt hatte, wie schnell er den Klienten identifiziert hatte.
Der Anpfiff zum zweiten Viertel ertönte, und Garron küsste Sage auf beide Wangen, wobei er ihr etwas ins Ohr flüsterte, das Johnny nicht verstehen konnte.
Als sie wieder saßen, hätte er schwören können, dass sie glühte.
»Netter Typ « , sagte er ohne Überzeugung.
»Ja « , stimmte sie zu. »Ein großartiger Arzt, der ein großes Risiko eingegangen ist .«
»Musste er nicht aufgrund dieses Artikels seinen Hut nehmen ?«
Sie schüttelte den Kopf und griff nach ihrer Flasche. »Er hat gekündigt und eine eigene Praxis aufgemacht .«
»Er mag dich « , sagte Johnny leise. »War das Interview mit ihm genauso angenehm wie mit mir ?«
Fast hätte sie sich an ihrer Cola verschluckt. Sie funkelte ihn an.
»Was denn? Er mag dich .« Johnny zog die Karte heraus. Dr. Alonzo Garron, Frauenheilkunde und Geburtshilfe. »Ist er dein Frauenarzt ?«
»Nein, ich gehe zu einer Gynäkologin .« Sie sah auf die Karte. »Aber ich schicke immer mal wieder Freundinnen zu ihm .«
Er steckte die Karte wieder ein und verkniff sich einen bösen Kommentar darüber, wen der gute Onkel Doktor wohl am liebsten auf seinem Untersuchungsstuhl haben würde. Denn vielleicht war er ja wirklich der Auftraggeber .
»Weißt du, Johnny, vielleicht solltest du ihn wirklich anrufen. Und mit dem Typ vom Ritz reden .«
»Ach, Süße !« Er nahm ihre Hand und lächelte. »Möchtest du, dass ich all mein Talent an eine Hotelküche vergeude ?«
»Es ist ein guter Laden, ein tolles Hotel, außerdem ist es – «
»Anständig .«
»Jedenfalls anständiger, als den Retter zu spielen .« Sie hob provozierend eine Braue.
»Also, was sagst du ?« , fragte er und legte ihr besitzergreifend eine Hand auf den Oberschenkel, spürte den warmen Jeansstoff und ihre festen Muskeln darunter. »Würdest du mich lieber mögen, wenn ich einen anderen Job hätte ?«
Sie sah ihm direkt in die Augen. »Ja .«
Es könnte so einfach sein. Ihr die Wahrheit zu sagen, dass er ein Bullet Catcher war und sie beschützen sollte. Dann könnten sie endlich den elektrisierenden Impulsen nachgeben und dort weitermachen, wo sie am Abend zuvor im Bett aufgehört hatten.
Er blickte über die Schulter und fing gerade noch einen Blick aus grauen Augen auf, die ihn aus der zwölften Reihe fixierten. Am liebsten hätte er eine stumme Botschaft zurückgeschickt, doch er hielt sich zurück. Der Kunde wollte anonym bleiben, und er wollte, dass der Personenschutz im Geheimen stattfand, aus welchem Grund auch immer. Johnnys Job war es, in Sages Nähe zu bleiben und diesen Schutz zu gewährleisten.
»Morgen werde ich im Ritz anrufen « , versprach er.
Die Hände in den warmen Taschen ihrer Snow-Bunnies-Jacke vergraben, stand Ashley verborgen im Schatten des Stadioneingangs und horchte auf die wiederkehrenden Jubelsalven von drinnen.
Wie konnte es diese blöde Kuh wagen, sie zu bestrafen, indem sie eine Zweitbesetzung für sie tanzen ließ? Nach all den Sonderschichten, die sie für diese verdammten Teambildungsübungen geleistet hatte? Was sollte das Ganze überhaupt? Sie alle waren neidisch aufeinander. Das ganze Geschwafel über Bindung und Eintracht, die Fantasieentführungen und die dummen Buchstabenspielchen, das Sich-Öffnen und Mit-anderen-Teilen – es brachte nichts, rein gar nichts. In dieser Truppe hassten sich alle untereinander.
Die Hälfte davon war froh, dass Keisha von der Bildfläche verschwunden war, weil sie mit Abstand die Schönste im Team gewesen war. Und jetzt sollte Ashley Victoria Brandt dazu bringen, sich entführen zu lassen. Das würde nicht einfach werden. Vor etwa einem Monat, als Glenda gesagt hatte, Vicky sei jetzt »reif « , hatte ihr die kleine Zicke fast die Augen ausgekratzt, als sie ihr den Vorschlag gemacht hatte, sich auf der Website zu registrieren.
Aber Ashley wusste, dass es keinen Sinn hatte, der Chefin zu widersprechen. Außerdem schätzte sie den kleinen zusätzlichen Verdienst, den sie unter der Hand von Glenda bekam, und die Gewissheit, dass ihr dieser Job sicher war. Zumindest relativ sicher. Als Tänzerin würde sie ihre perfektionistische Choreografin jedenfalls nicht auf Dauer zufriedenstellen, so viel stand fest.
Der Lärm im Stadion flammte so heftig auf, dass es nur eines bedeuten konnte: Das Spiel war vorbei.
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