Bullet Catcher 3: Johnny
Dutzend neonfarbene Klebe-Karteikarten mit Einzeilern, die von Selbstzweifeln, Seelenqual und Versagensängsten getränkt waren.
Einederschönsten,begabtesten,umwerfendstenCheerleaderinnenderWeltzuseinhatteKeishaKingstonoffensichtlichnochnichtzueinemglücklichenMenschengemacht.UndwiesehrSagesichauchaufdieBotschaftdesEindringlingsversteifte,wiehartnäckigsiedaranglaubte,dassderSpruch»Hurenmüssensterben « irgendwiebewies,dassKeishasichnichtselbstumgebrachthatte – dieKarteikartenspracheneineandereSprache.
Er hatte noch nicht die Gelegenheit gehabt, Lucy von den Karteikarten zu erzählen. Während Sage mit dem Kriminalbeamten gesprochen hatte, hatte er in der Zentrale angerufen. Als Lucy von dem Einbruch hörte, gab sie eine klare Anweisung: Bleib bei Sage, beschütze sie und halte deine Tarnung aufrecht! Es gab keine zeitlichen Vorgaben, keine Erklärungen und keine Chance, auch nur eine Frage zu stellen. Und kein Wort darüber, wer der Geldgeber im Hintergrund war.
»Ich frage mich, wo Ashley ist « , flüsterte Sage. »Normalerweise ist sie die Dritte auf der linken Seite .«
Auf dem Platz stand jedoch ein dunkelhaariges Mädchen, das mit so viel Wucht die Beine hochwarf und so extrem lächelte, dass er sich nicht gewundert hätte, wenn ihr plötzlich eine Maske vom Gesicht gefallen wäre.
»Vielleicht ist sie krank ?«
»Ich habe sie heute Morgen noch getroffen « , entgegnete Sage. »Da war sie nicht krank .«
»Mit wem möchtest du denn sonst noch sprechen ?« , fragte er.
»Vivian Masters. Sage zeigte auf eine große, atemberaubend schöne junge Frau in der hinteren Reihe. »Sie ist eines der wenigen Mädchen mit Profil in der Gruppe. Ich weiß, dass sie mit Keisha enger befreundet war, aber sie hat mich nie angerufen und war auch nicht auf der Beerdigung .«
Er erkannte Vivian vom Poster, sie hatte ihn an Beyoncé erinnert. Wie der R&B-Star vereinte sie mit ihren schräg gestellten golden leuchtenden Augen und der milchkaffeebraunen Haut das Beste aus mehreren Rassen in sich. »Steht sie auf der Liste, die Glenda dir gegeben hat ?«
Sage schüttelte den Kopf. »Wir müssen sie nachher am Ausgang abpassen .«
»Gehen die Mädchen allein nach Hause ?«
»Sie werden von Sicherheitsleuten zu ihren Autos begleitet, und es gibt einen Extraausgang für sie, aber ich weiß, wo der ist .«
»Funkytown « setzte zum großen Finale an. Die Mädchen der vorderen Reihe lehnten sich mit durchgebogenem Rücken weit nach hinten, die hintere Reihe warf ihre gestreckten Beine über sie, dann drehten sich alle um, tippten mit den Fingern ihre Fußspitzen an und wackelten mit den Hintern, um für die Schlusspose einen einladenden Blick über die Schulter zu werfen.
»Wie viel bekommen diese Frauen für einen Auftritt ?« , erkundigte sich Johnny, während sie sich wieder setzten.
»Nicht viel .« Sage griff zu ihrem Mineralwasser und sog am Strohhalm. »Ich glaube, neunzig Dollar pro Spiel « , sagte sie, nachdem sie geschluckt hatte. »Die tun das nicht wegen des Geldes .«
»Für den Ruhm ?«
Sie zuckte die Achseln. »Um prominent zu sein vielleicht. Um in die angesagten Clubs gehen zu können, an Modeljobs zu kommen, Sonderauftritte zu haben. Sie haben alle einen normalen Job zum Geldverdienen .«
Die Snow Bunnies trabten vom Feld, und das Licht wurde abermals gedimmt. Diesmal brüllte das Publikum noch lauter. Während die Aufstellung der Chicago Bulls und der New England Blizzards bekannt gegeben wurden, musterte Johnny die vorderen Ränge.
In der ersten Reihe hinter den Tänzerinnen entdeckte er das Falkengesicht von Glenda Hewitt. Neben ihr saß ein großer, schlaksiger Mann, dessen Aufmerksamkeit zwischen einem elektronischen Gerät in seiner Hand und den Hintern der Cheerleader hin- und herwechselte.
»Was war denn Keishas normaler Job ?« , fragte er.
»Sie lebte von einem Treuhandfond ihres steinreichen Vaters, aber zur Tarnung hat sie in einem Blumengeschäft gearbeitet .«
Er wandte sich ihr zu. »Zur Tarnung wofür ?«
»Alle Snow Bunnies sollen einer geregelten Arbeit nachgehen, deshalb hat sie in Teilzeit für einen Floristen in Boston gearbeitet .« Sie lächelte traurig. »Teilzeit hieß, dass sie einmal im Monat dort aufkreuzte, um Blumen für die Wohnung zu holen .«
»Womit hat sie denn die übrige Zeit verbracht? Mit Shoppen ?«
»Sie hat benachteiligte Mädchen in Jamaica Plains betreut. Und, ja, sie ist regelmäßig in Einkaufszentren zum Shoppen eingefallen .«
Nach dem ersten
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