Bullet Catcher 3: Johnny
würde er sie bringen?
Sie versuchte zu schreien, zu kämpfen, zu treten und sich zu entwinden, aber er war zu stark. Seine Brust war wie eine Wand, seine Arme fühlten sich an wie die eines Bodybuilders. Ihr blieb nichts übrig, als sich die Seele aus dem Leib zu schreien.
Jetzt waren sie im vierten Stock – hier lag ihre Wohnung. Er stieß sie weiter, sie stolperte, aber er hielt sie fest, hob sie auf, als wäre sie eine Feder. Zweiter Stock, erster Stock, Erdgeschoss, dann trat er mit einem gezielten Fußtritt die Sicherheitstür zur Garage auf.
Ashley warf sich erneut gegen seinen Arm, und ihr Kopf platzte fast vor Anstrengung. Aber es war, als kämpfte sie gegen eine Marmorwand. Keiner der Kidnapper war jemals böse oder Angst einflößend gewesen. Keiner hatte ihr jemals Schmerzen zugefügt.
Er zerrte sie zu einem dunkelblauen Wagen und trat gegen die Rückseite, woraufhin sich langsam die Heckklappe hob. Würde er sie da hineinstecken?
Denk nach, Ashley, denk nach!
Aber sie konnte nicht mehr denken. Sie konnte weder die Marke des Wagens erkennen noch sein Nummernschild oder das Gesicht des Mannes, der sie jetzt auf die Seite drehte und in den Kofferraum warf. Etwas Hartes, Metallisches traf sie an der Hüfte. Im nächsten Moment schrie sie los und versuchte, ihm die Maske vom Gesicht zu reißen.
Er wischte ihren Arm beiseite und drückte ihr etwas Kaltes, Nasses, Stinkendes auf Mund und Nase. Sie keuchte in panischem Entsetzen und schmeckte eine bittere, Übelkeit erregende Flüssigkeit, während in ihrer Nase ein Schmerz aufzuckte, der ihr in den Kopf stieg, um dort zu explodieren.
»Du bist dran, Ashley .«
Der Kofferraumdeckel fiel zu. Alles war schwarz.
11
Der Kaffeeduft, der ins Wohnzimmer drang, wirkte wie ein Alarmzeichen auf Johnny. Er hatte Sage bereits rumoren gehört, hatte auf die Geräusche der Wasserleitungen gelauscht, während sie duschte, und auf das Rinnen des Wasserhahns, als sie in der Küche hantierte. Trotzdem war er auf dem Sofa liegen geblieben, wo er geschlafen hatte. Nun ja, wo er die Nacht mit einem Ständer verbracht und die Eingangstür im Auge behalten hatte.
Den Kaffee brauchte er jetzt ebenso dringend wie eine Toilette.
Den zweiten Punkt erledigte er zuerst, wobei er feststellte, dass Sages Tür geschlossen war, aber die Badezimmertür offen stand. Die schwarzen und weißen Schachbrettfliesen waren noch warm und feucht vom Duschen. Ein paar Minuten später entdeckte er Sage in der Küche, wo sie am Rechner saß.
»Wie hast du geschlafen, Butterblümchen ?«
Sie warf ihm über die Schulter einen gewollt desinteressierten Blick zu, den sie dann aber langsam über seine nackte Brust gleiten ließ. »›Butterblümchen‹? Ist das dein Ernst ?«
»Ein Kosename .« Er öffnete den Schrank, der seiner Erinnerung nach Kaffeebecher enthielt, und nahm sich einen.
»Eine leere Phrase .«
Okay, sie war also immer noch sauer. Nicht direkt seinetwegen, sondern mehr wegen … nun ja. Als er zum Vorspiel auf der Küchentheke angesetzt hatte, war sie noch nicht sauer gewesen. Aber dann war er kaum über den ersten Schluck Cremefüllung hinausgekommen, da hatte sie alles abgeblockt und war in ihr Zimmer verschwunden. Vielleicht nicht direkt sauer. Eher ängstlich, enttäuscht, verwirrt. Und in Anbetracht der vorangegangenen Ganzkörperuntersuchung sicher auch ein bisschen heiß und aufgeputscht.
»Ich kann dich auch Sage nennen, wenn dir das lieber ist .« Er nahm einen Schluck starken schwarzen Kaffee und lehnte sich an die Theke, auf der sie am Abend zuvor beinahe zur Sache gekommen wären.
Sie nahm den Blick nicht vom Monitor, wo sie offenbar eine Liste von E-Mails durchging. »Am liebsten wäre es mir, wenn du … «
Deine Sachen nehmen und verschwinden würdest .
»Mir die Wahrheit sagen würdest .« Sie sah ihn an. »Ist das denn so schwer ?«
Nicht nur schwer. Sondern unmöglich. »Die Wahrheit worüber ?«
»Über dich .«
Er grinste sie über den Becherrand hinweg an. »Ich bin so langweilig, dass es wehtut, Süße .«
»Hör auf damit !«
»Entschuldige. Ich bin so langweilig, dass es wehtut, Sage .«
Sie schüttelte den Kopf. »Das meine ich nicht. Nenn mich meinetwegen Äffchen, wenn du willst, aber weich mir nicht immer aus !«
»Äffchen – das gefällt mir. Das werde ich ins Repertoire aufnehmen .«
»Ich mein’s ernst, Johnny. Warum tust du so geheimnisvoll? Was verbirgst du vor mir ?«
Undercover zu arbeiten war manchmal ganz schön hart.
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