Bullet Catcher 3: Johnny
er mich für meine Mutter gehalten. Er hat Lydia zu mir gesagt. Ich habe den gesamten Heimweg über geweint .«
Sein Herz verkrampfte sich. »Das tut mir leid, Sage .«
»Mir auch. Jetzt du .«
Er unterdrückte ein Lachen. Wo sollte er anfangen? Wegen meiner Schwester … »Ich muss darüber nachdenken. Außerdem muss ich erst einmal die Regeln wissen. Was danach passiert, zum Beispiel. Ich erzähle dir ein Kindheitsgeheimnis, und dann gehst du mir an die Wäsche ?«
Sie grinste. »Wenn das Geheimnis gut genug ist .« Hinter ihr piepte der Computer.
»Vom Klingelton gerettet « , scherzte er. »Sieh mal lieber nach, wer da nach dir läutet, Püppchen .«
Ihr Blick verriet ihm, dass sie noch nicht fertig mit ihm war, dennoch sah sie nach, von wem die Textnachricht stammte. »Oh « , machte sie leise, ganz vom Computer in Bann geschlagen.
Er stand hinter ihr und las die Worte auf dem Monitor. Der Absender nannte sich gelbervogel1. Immer noch auf der Suche nach Infos über KK ?
» KK« , flüsterte sie. »Keisha Kingston .« Sie ließ sich auf den Stuhl fallen und fing sofort an zu tippen. Ja. Wer sind Sie?
Ein Freund. Ich kann dir helfen .
Mit leuchtenden Augen sah sie Johnny an. Dann tippte sie noch einmal: Wer sind Sie?
Wollen wir uns heute treffen? , kam als Antwort.
»Nicht ehe du weißt, wer das ist « , sagte Johnny und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
Sie ignorierte seinen Einwand und schrieb Wann und wo? in das Antwortfeld.
Kein Wunder, dass Lucy ihr einen Bodyguard geschickt hatte.
BPL . Im Innenhof. Neun Uhr.
»Was ist BPL?« , wollte er wissen.
»Boston Public Library .« Sie überlegte eine Minute, bevor sie weitertippte: Nach wem schaue ich?
Das wirst du dann sehen. Am Springbrunnen. Neun Uhr.
»Das ist in vierzig Minuten « , sagte sie und tippte: Okay.
Statt einer Antwort bekam sie die Meldung, dass sich gelbervogel1 abgemeldet hatte. Sie fixierte einen Augenblick lang den Bildschirm, dann stand sie auf, nahm ihre Handtasche und marschierte Richtung Wohnzimmer.
Er hielt sie am Ellbogen fest, noch ehe sie das halbe Zimmer durchquert hatte. »Du kannst mich neben dir oder hinter dir sitzen lassen, aber ich werde dir auf jeden Fall folgen .«
Sie entwand sich seinem Griff. »Dann beeil dich und zieh dich an !«
Er schnappte sich sein T-Shirt von einem Stuhlrücken, streifte es über und bemerkte dann ihre milde Belustigung, als er bei seiner Waffe Magazin und Schlitten überprüfte, um sie sich anschließend in den Hosenbund zu stecken. »Jetzt bin ich angezogen .«
»Wenn ich bedenke, dass ich die meisten meiner Interviews nur mit Stift und Block bewaffnet mache .«
»Deshalb brauchst du ja auch mich « , sagte er und zog seine Jacke über, um die Glock zu verbergen.
»Wo hattest du die Waffe an dem Abend, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind ?« , fragte sie, ehe sie sich umdrehte, damit er ihr in die Jacke helfen konnte. »Als ich dich ausgezogen habe ?«
»Am Knöchel. Die Hose hast du mir ja nicht ausgezogen .«
Sie öffnete die Tür und wandte sich ihm zu. »Verrate mir ein Geheimnis, dann hole ich das sofort nach .«
»Na gut .« Er senkte den Kopf und streifte ihre Lippen beim Sprechen. »Ich habe auch die ganze Nacht geschwitzt .« Er kitzelte ihre Lippen mit seiner Zunge, vertiefte dann den Kontakt zu einem vollen, hungrigen Kuss, der nach Kaffee und Zahnpasta schmeckte und seinen Schwanz erneut zum Glühen brachte.
Nach gut zehn Sekunden entzog sie sich. »Willst du mehr davon ?« , fragte sie.
Er verharrte nah an ihrem Gesicht, schon ging sein Atem schnell, und sein Blut war erhitzt. »Für eine so gute Reporterin kannst du ganz schön dumme Fragen stellen .«
Sie wich zurück. »Dann erzähl mir was von dir, Johnny! Vertrau mir irgendwas an, das du noch nie irgendeinem Baby oder Schätzchen im Bett erzählt hast. Eine Sache .«
»Okay .« Er schloss die Augen, damit er ihr Gesicht nicht sehen musste, wenn er jetzt ihr kleines Vorspiel platzen ließ. »Meine Schwester ist tot .«
Er trabte die Stufen zur Straße hinunter, ohne auf ihre Reaktion zu warten. Sie hatte es ja unbedingt wissen wollen.
Der Copley Square war überfüllt mit Berufstätigen, Studenten, Touristen und den üblichen penetranten Schnorrern. Auf dem Weg von der U-Bahn-Station bis in die Dartmouth Street zum Eingang der Bibliothek hielt Sage Johnnys Hand. Sie war noch immer leicht erschüttert von seinem Bekenntnis.
Meine Schwester ist tot.
Da hatte sie sich ganz schön aus dem
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