Bullet Catcher: Jack (German Edition)
besonderem Schutz. Und wir wollen, dass die Gerechtigkeit endlich siegt.«
Eileen schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Die Gerechtigkeit würde niemals siegen. Er würde hierherkommen und sie mit seinen bloßen Händen töten. Und dann würde er die Mädchen erledigen.
»Ich bin müde«, sagte sie.
Miranda umklammerte den Bettrand. »Eileen, bitte! Willst du denn nicht frei sein? Willst du denn nicht, dass er für das bestraft wird, was er dir angetan hat – und uns?«
»Ich hatte euch schon vor dem Mord weggegeben.«
»Aber wenn du nicht ins Gefängnis gekommen wärst«, sagte Vanessa, »hätte ich dich mit Sicherheit fünfzehn Jahre früher kennengelernt.«
»Er hat dir dein Leben gestohlen, indem er dich hierhergebracht hat«, setzte Miranda hinzu.
Eileen schwieg.
»Stimmt doch, oder?«, drängte Vanessa.
»Ich habe Wanda Sloane umgebracht«, sagte Eileen leise. »Ihr verschwendet eure Zeit. Ich bin jetzt müde, meine Lieben. Ich muss schlafen.«
Mit einem unterdrückten Fluch ließ Vanessa ihre Hand los, und Miranda seufzte.
»Gehen wir«, sagte Wade. »Damit sie sich ausruhen kann.«
Er führte die jungen Frauen hinaus, doch Adrien blieb zurück. Eileen hielt die Augen geschlossen, als würde sie schlafen. Vielleicht gab er dann bald auf.
Nach einer Weile beugte er sich zu ihr. »Jack ist mein bester Kumpel«, sagte er leise. »Ich kenne ihn besser als jeden anderen Menschen auf der Welt.«
Sie schlug die Augen auf und begegnete seinem bernsteinfarbenen Blick. Ja, der australische Freund. Von ihm hatte Jack auch gesprochen.
»Er ist ein feiner Kerl«, sagte sie. »Und ich will nicht, dass ihm irgendwas zustößt.«
Er nickte, ohne die Augen von ihr zu nehmen, und strich sich über seinen Kinnbart. »Ich auch nicht. Aber wissen Sie, Eileen, es ist ihm im letzten Jahr ziemlich übel ergangen. Er hat ein paar schlimme Fehler gemacht, seinen Job verloren, Trost im Alkohol gesucht, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
Sie verstand. Jack hatte ihr sogar davon erzählt. »Er ist stark und klug. Und ich möchte, dass er am Leben bleibt.«
»Wenn er diesen Fall lösen könnte«, fuhr der große junge Mann fort, »würde er damit nicht nur Sie aus dem Gefängnis holen und dafür sorgen, dass Ihre Töchter nicht mehr rund um die Uhr bewacht werden müssten – es würde ihm auch persönlich ganz schön weiterhelfen.«
Sie krallte ihre Finger in das Laken. Jack hatte so unendlich viel für sie getan. Jetzt konnte sie ihm helfen.
»Aber wenn ich etwas sage … könnte er getötet werden.«
»Das passiert vielleicht auch, wenn Sie nichts sagen. Bitte, helfen Sie ihm, Eileen!«
Sie lag da, ohne sich zu rühren, und überlegte, was sie diesem Mann sagen könnte. Erinnerungen an die Nacht wurden wach, als sie den Mord an Wanda Sloane beobachtet hatte. Sie hatte sich hinter der Friedhofsmauer versteckt, hatte Higgie von hinten gesehen und das Gesicht der Frau, die mit dem Rücken zur Wand stand, während er sie küsste.
Sie hatte den Schuss gehört, sie zusammensacken sehen und gehört, wie Higgie flüchtete.
Sie hatte die Tat von Anfang bis Ende miterlebt.
Dann war sie selbst weggerannt, in ihr Auto gesprungen und wie eine Wahnsinnige durch Charleston gerast; bis sie an der West Ashley Bridge dieser Mistkerl von einem Bullen anhielt und mit seiner Taschenlampe die angebliche Mordwaffe anleuchtete, die neben ihr lag.
Er hatte gewusst, dass sie in dieser Nacht kommen würde. Er hatte gewusst, dass sie nie ihr Auto abschloss. Er hatte diese Waffe auf ihren Beifahrersitz gelegt …
»Vielleicht«, flüsterte sie, »sollte er nach der richtigen Mordwaffe suchen – denn aus der, die in meinem Auto lag, ist kein Schuss abgegeben worden.«
Die Waffe lag wahrscheinlich auf dem Grund des Shem Creek, doch sie wollte Jack so gerne helfen.
Völlig überraschend drückte ihr der junge Mann einen Kuss auf die Stirn, sodass sein Bärtchen sie an der Wange kitzelte. »Gut gemacht, Ms Stafford. Wir kommen bald wieder, versprochen.«
»Passen Sie gut auf meine … Tochter auf!«
»Hab ich fest vor. Für den Rest meines Lebens.« Er zwinkerte ihr zu. »Keine Sorge, Mom.«
Das war leichter gesagt als getan.
Sie schloss die Augen und stellte sich die Gesichter ihrer Töchter vor, auch das derjenigen, die sie nie wiedersehen würde.
Vielleicht hatte sie sich nur eingebildet, dass Christina hier gewesen war.
So viele Morde lasteten auf ihrem Gewissen. Sie hatte Wanda zwar nicht getötet, doch in der
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