Bullet Catcher - St. Claire, R: Bullet Catcher
Grübchen, das anziehende Zwinkern in seinen Augen auf sich wirken. »Wann haben Sie das geschrieben?«
»Als ich Sie den Laden betreten sah.« Er hob eine Braue. »Kommen Sie schon, Miranda. Immerhin kann ich Ihnen für ein paar Stunden böse Buben vom Leib halten.«
Hinter dem dichten Haar verbarg sich ein schimmernder Ohrring. Hinter dem engen T-Shirt verbarg sich ein Tattoo. Und hinter der melodiösen Stimme verbarg sich ein Mann, der sie bereits ins Visier genommen hatte, als sie von seiner Existenz noch gar nichts ahnte.
Er war ein böser Bube.
Doch aus irgendeinem Grund fand sie das anziehend. »Okay. Ich gehe mit Ihnen essen.«
2
»Eine Freundin von mir nennt dieses Zeug Wahrheitsserum.« Miranda hob die Karaffe mit dem Sake und reichte sie ihm über den niedrigen japanischen Tisch.
»Ein Freund von mir nennt es Essig.« Der Keramikkrug wirkte wie Puppengeschirr in Adrien Fletchers großen Händen. Er schenkte schwungvoll beide Becher ein und reichte ihr einen. » Kampai , Miranda.«
» Kampai , Adrien.« Sie stießen an und setzten die Becher mit dem warmen süßen Reiswein an den Mund, wobei ihr auffiel, dass er nur seine Lippen damit benetzte. Die Flüssigkeit brannte ihr in der Kehle, und Wärme breitete sich in ihrem ganzen Körper aus.
»Meine Freunde nennen mich Fletch.« Er strich sich über das attraktive kleine Bartdreieck unter seiner vollen Unterlippe, dessen einziger Daseinszweck es vermutlich war, beim Küssen zu kitzeln.
»Ich bleibe bei Adrien«, sagte sie.
»Wie du möchtest. Warst du schon mal in Japan?«, fragte er in dem unverbindlichen Plauderton, den er angeschlagen hatte, als sie sich auf den Weg zu dem Sushi-Restaurant in der ruhigen Seitenstraße abseits der College Avenue gemacht hatten.
»Noch nicht. Aber ich kenne ohnehin nicht viele Orte, die man kaum anders als per Flugzeug erreicht.«
»Du fliegst nicht?« Er sah überrascht und skeptisch aus. »Überhaupt nicht?«
»Nein. Nie.«
»Warum nicht?«
Sie zuckte die Schultern. »Wenn ich wüsste, woher diese Abneigung kommt, würde ich etwas dagegen tun.«
»Aber ist ein Anthropologe nicht von Haus aus jemand, der gern reist?«
»Ich reise mit dem Auto oder per Schiff. Ich habe ganz Mittelamerika zu Studienzwecken bereist, und ich war zweimal mit dem Schiff in Europa. Die Menschen haben sich die Welt auch schon angesehen, bevor es Flugzeuge gab. Nicht zu fliegen heißt nicht, dass man etwas verpassen muss.« Verdammt, jetzt rechtfertigte sie sich schon vor ihm. »Morgen trete ich übrigens eine Lesereise an.«
»Mit dem Wagen?«
Sie nickte. »Sechs Wochen lang kreuz und quer durch die Staaten.«
»Sechs Wochen lang?« Er klang aufrichtig enttäuscht. »Wirst du denn ab und zu frei haben? Kommst du zwischendurch nach Hause?«
Sie griff nach ihrem Sake und stieß scherzhaft seinen Becher an. »Wir haben uns gerade erst kennengelernt, Adrien. Soll ich vielleicht jetzt schon meinen Terminkalender nach dir ausrichten?«
Als er sich zu ihr vorbeugte, jagte ein kräftiger Stoß durch ihre Glieder. »In einem Monat werde ich nicht mehr da sein.«
Ihr gelang ein nonchalantes Schulterzucken. Umwerfend attraktive Männer, die ihr heimlich Botschaften zukommen ließen und sie zum Dinner ausführten, liefen ihr nicht alle Tage über den Weg. Archäologieprofessoren mit schütterem Haar, die die tiefere Bedeutung der Hieroglyphen von Tikal mit ihr diskutieren oder vielleicht den Namen von ihrem Buchagenten herausfinden wollten – die kannte sie zur Genüge. Aber dieser Typ hier …
»Zu schade, dass du nicht fliegst«, sagte er und ließ seine wunderbar abgehackten Konsonanten über den Tisch kullern, während er in einer beiläufigen Bewegung sein Haar zurückwarf. »Dann wirst du Tasmanien nie kennenlernen. Eine traumhaft schöne Insel.«
Eine traumhaft schöne Insel … eine traumhaft schöne Stimme … ein traumhaft schöner Mann . »Oh, vielleicht doch«, widersprach sie. »Es gibt extra Webseiten für Leute mit Flugangst. Mit genügend Zeit, Geld und Erfindungsreichtum kommt man überallhin. Stammst du aus Tasmanien?«
»Ja, aber bitte … « Seine Grübchen vertieften sich. »Keine Scherze über die Teufel. Ich kenne sie alle.«
»Das glaube ich.« Sie klappte die Speisekarte zu. »Das »Sushi-Boot« ist fantastisch hier. Bist du denn zu Besuch hier, oder lebst du jetzt in den Staaten?«
»Hier in der Bay Area bin ich aus geschäftlichen Gründen, aber ich wohne in New York. Ich reise viel, meine Wohnung steht
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