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Bullet Catcher - St. Claire, R: Bullet Catcher

Bullet Catcher - St. Claire, R: Bullet Catcher

Titel: Bullet Catcher - St. Claire, R: Bullet Catcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxanne St. Claire
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verwischt blau wie der Morgennebel über dem Hafen von Sydney, und ihr mahagonibraunes, zu einem dicken Knoten hochgestecktes Haar würde gewiss lang herunterfallen und viel Spaß beim Durchwühlen machen. Warum sollte er jetzt schon die alles entscheidende und womöglich alles beendende Frage stellen: Bist du adoptiert?
    Nein, zunächst würde er weiter seine Nachforschungen anstellen, die durch ihre unbestreitbare gegenseitige Anziehung so befeuert wurde, dass Miranda gar nicht bemerken würde, wie viel sie von ihrer Vergangenheit preisgab. Dann, nachdem sie in irgendeiner dunklen Ecke wild geknutscht hätten, würde er mit ihr in der Kiste herummachen, bis er das Tattoo gefunden hätte.
    Erst dann würde er ihr offenbaren, warum er hier war, und keine Minute früher.
    Was könnte schlimmstenfalls passieren? Er würde mit der falschen Frau richtig viel Spaß gehabt haben. In ein, zwei Tagen wäre er wieder weg, auf dem Weg zum nächsten Namen auf der Liste. Es waren nur noch fünf übrig.
    »Also, wie kam es dazu«, fragte er und nutzte mit Freuden das Stichwort, das sie ihm geliefert hatte, »dass du in einem Flugzeug geboren wurdest?«
    »Meine Eltern waren auf dem Heimweg von Atlanta nach Charleston.«
    Charleston? Klang schon mal nicht schlecht. »Wann war das denn?«
    »Am einunddreißigsten Juli 1977.«
    Volltreffer! »Wie kamen sie denn dazu, so kurz vor dem Geburtstermin noch in einen Flieger zu steigen?« Je nachdem wie sie diese Frage beantwortete, würde es ihm verraten, was sie über ihre Herkunft wusste.
    Sie zuckte kaum mit den Schultern. »Ich glaube, damals hat man sich deswegen einfach nicht solche Gedanken gemacht. Die Frauen haben in der Schwangerschaft alles Mögliche gemacht, sogar geraucht und Alkohol getrunken.«
    »Und was steht in deiner Geburtsurkunde über deinen Geburtsort … ›im Himmel‹?«
    Sie lächelte. »Keine Ahnung, ich habe nie nachgeschaut. Wahrscheinlich Atlanta. Meine Eltern haben ihr ganzes Leben im selben Haus in einer Vorstadt namens Marietta verbracht.«
    Wenn sie noch nie ihre Geburtsurkunde gesehen hatte, ahnte sie mit Sicherheit nichts davon, dass sie adoptiert war. Und doch war Miranda Lang, Tochter von Carl und Dee Lang aus Marietta im Bundesstaat Georgia, ein Baby vom Sapphire Trail. Ihr Name stand auf der Liste.
    »Hast du Geschwister?« Hatten die Langs noch mehr Kinder adoptiert?
    Sie schüttelte den Kopf. »Du?«
    »Einen Halbbruder, den ich nie kennengelernt habe.«
    »Du hast ihn nie gesehen?«
    »Was soll ich sagen – meine Alten sind seltsam.«
    »Deine Alten? Du meinst, deine Eltern?«
    »Entschuldige, eine dumme Angewohnheit. Wir reden eben so in Down Under .«
    » Down Under ?« Sie wedelte mit einem hauchfeinen Ingwerscheibchen. »Ach so, in Australien. Ich liebe es, wie du sprichst.«
    »Wirklich?«
    »Ich stehe auf Dialekte. Ich bin Sprachwissenschaftlerin, schon vergessen?«
    »Erinnere mich daran, dass ich ab und zu was typisch Australisches sage, nur um dich zu beeindrucken«, sagte er zwinkernd und genoss den kleinen Flirt.
    Sie tupfte sich die Mundwinkel mit ihrer Serviette ab, musste aber unwillkürlich lächeln. »Wie lange hast du denn in Down Under gelebt?«
    »Ts, ts«, machte er und klopfte ihr auf die Fingerknöchel, als sie nach einem Sushiröllchen griff. »Im Augenblick sind wir bei deiner Lebensgeschichte, nicht bei meiner.«
    »Tut mir leid, aber meine gibt nicht viel her für ein interessantes Tischgespräch.« Endlich öffnete sie ihr strenges Jackett, und er erhaschte einen Blick auf die dünne Seidenbluse, unter der sich ein Hauch von Spitze abzeichnete, ein zartes Dekolleté und feste, kleine Brüste. Sie war von schlanker und schmaler Gestalt, und er überlegte, wo das Tattoo wohl sein mochte. Er würde mit der Suche dort beginnen, wo die Aborigines ihre Babys tätowierten – an der Fußsohle. Dann würde er sich weiter nach oben vorarbeiten. Ganz langsam. Er nahm einen Schluck eiskaltes Wasser, das jedoch keinerlei abkühlende Wirkung hatte.
    »In einem Flugzeug geboren zu sein ist doch nicht langweilig«, sagte er.
    »Danach ging es aber steil bergab.«
    »Das Flugzeug oder dein Leben?«
    Sie lachte wieder, jetzt vollkommen entspannt. »Na ja, es ging nicht wirklich steil bergab, aber es war auch nicht wirklich spannend. Ich bin in einer Vorstadt aufgewachsen, wurde bis zum Alter von sechzehn zu Hause unterrichtet, konnte mich früh an der Emory University einschreiben, wo ich die folgenden zehn Jahre damit verbrachte,

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